Golem - Schicksalstraeger
würde, die mir nicht gefielen?
Ich war erleichtert, gleichwohl waren meine Gefährten am fluchen und irgendwie schien es besonders aufzufallen, dass ich mich der Schimpftiraden enthielt.
Wie so oft in letzter Zeit hatte ich mich abseits hingesetzt und starrte gedankenverloren in die Ferne.
»… mich?«, fragte Sykora wie aus dem Nichts. Ich zuckte zusammen, während sie sich neben mich setzte.
Ich sah sie stirnrunzelnd an. Hatte nicht mitbekommen, was genau sie gesagt hatte.
»Na ja, Edoron und Diego sagten, du wärst anders drauf gewesen, bevor ihr mich eingesammelt habt …«, entgegnete sie meinem fragenden Ausdruck und senkte den Blick gen Boden.
»Ich meine, es ist ja schließlich nicht so, als ob Skorn und ich damals auf dich gehört hätten. Wir wussten von Boris, dass du plötzlich gegen den Krieg warst und wir sind dennoch losgezogen. Das war ein Fehler!« Verdammt, wüsste ich doch nur, was sie gesagt hatte!
»Und damit haben wir nicht nur uns in Gefahr gebracht. Aber wir dachten wirklich, wir könnten was bewirken. Wenn du mich deshalb aber weiter mit Missachtung strafen willst, dann … Ich weiß einfach nicht, wie viel ich davon noch zu tragen vermag, ehe ich fortgehen muss, weil ich es nicht mehr aushalte«, entgegnet sie schulterzuckend und den Tränen nahe.
»Ich mein, seit ich bei euch bin, hast du nicht ein Wort mit mir gewechselt. Und du seist sehr wortkarg seither geworden, wurde mir erzählt.« Sie sah mich fast flehend an, mit der tiefen Bitte, dass ich ihr eine Antwort auf die Frage geben möge, die sie marterte. Welche?
Das Gras raschelte sanft hinter uns.
Ob du böse auf sie bist! , knurrte die Wölfin mir zu.
»Nein!«, sagte ich hastig. Zu hastig, denn ich sah wie Sykora ihren Blick traurig abwandte.
»Wirklich nicht, Sykora!«
»Sondern? Was ist es dann?« Sie sah mich fest und fordernd an. Dieses Mal war ich es, der sich abwandte.
»Nichts, was dich betrifft«, wich ich schließlich aus.
»Na dann …«, sie stand auf und sah kurz auf mich hinab, »bin ich es wohl nicht«, sagte sie nicht überzeugt. Ich hörte wie sie fortging, seufzte und schüttelte den Kopf.
Vielleicht hatte ich gerade jemanden zurückgestoßen, der mir hätte helfen können. Es war ja nicht so, dass Sykora keine Erfahrung darin aufwies, das Gefühl zu haben böse zu sein. Doch ich hatte einfach nicht genug Mut zur Wahrheit.
Es erschien mir so, als würde ich automatisch wirklich alles Gute von mir verlieren, nur wenn ich den bloßen Verdacht äußerte vielleicht doch gar nicht so ein netter Kerl zu sein. Es machte mir einfach Angst. Ich hatte panische Angst. Angst davor, wer ich wohl mal gewesen war. Angst davor Schuld daran zu sein, dass mein Tsurpa dunkel war. Überhaupt vielleicht sogar an allem Schuld zu haben.
Ich mein, wodurch sonst wurde ein Tsurpa schließlich dunkel? Da kannte ich nur diese eine Möglichkeit: Dessen Magier, ICH, war böse gewesen, so wie die Hexe zum Beispiel, und hatte sich dann von seinem Tsurpa abgewandt.
Geh ihr nach, du Idiot!
Du weißt davon?
Ich weiß von nichts und das beunruhigt mich. Du bist sonst schließlich nicht so vorsichtig mit deinen Gedanken. Und wenn du jetzt nicht SOFORT deine Klappe aufmachst, werde ich dich jagen, dich beißen und kratzen, bis du endlich willens bist zu reden!
Ich hörte, dass sie mir nicht nur drohte, sondern es versprach. Ich schluckte. Bislang hatte sie mir nie etwas getan, doch als ich sie kennengelernt hatte, hatte sie mir gleich jeden Zweifel daran ausgetrieben, dass sie es nicht könnte – und in diesem Falle vielleicht sogar tat. Das war keine schöne Vorstellung.
Doch statt zu gehorchen schnappte ich zurück:
Was geht es dich an? Gar nichts! Außerdem hast du doch immer gejammert, dass ich dir zu laut denke!
Statt einer Antwort knurrte sie mich an und schnappte tatsächlich in meinen Oberarm. Nicht so sehr, dass ich nun schwer verletzt war, aber doll genug, um mich einen spitzen Schmerzensschrei ausstoßen zu lassen. Ich starrte sie zum Dank giftig an und rieb mir den Arm. Sie knurrte warnend und bleckte ihre strahlend weißen Zähne.
Du willst dich nicht mit mir anlegen! Das war eine weitere Warnung. Trotzig und immer wütender starrte ich sie an. Was bildete sie sich überhaupt ein? Nur weil sie größer, stärker und schneller war und dazu einen ziemlich gefährlichen Kiefer gespickt mit scharfen Zähnen hatte?
Von der Vernunft her betrachtet, waren das alles sehr überzeugende Argumente, doch ich war nicht
Weitere Kostenlose Bücher