Golem - Schicksalstraeger
ordentlich gesorgt. Ich nahm mir vor sie zu besuchen und mal ein paar Worte mit ihr zu wechseln, sobald ich zurück bei Silvana war.
Ich seufzte gequält, als ich den Tsurpa sah. Er trug eine große lederne Tasche auf den Rücken. Als ob das hier eine gemütliche, ausgedehnte Wanderung werden sollte. Nein, wahrlich war er bestimmt nicht der richtige Weggefährte, aber …
Meine Augen weiteten sich im bloßen Schock, als ich Skorn näher betrachtete. Was eigentlich nicht zu übersehen war, was ich aber geflissentlich übersehen hatte, nahm meinen Blick gefangen: Skorn trug ein Schwert in der Hand, das ihn um eine halbe Manneslänge überragte. Die geschwungene Klinge, dazu das milchig durchsichtige Material, das sogar bei dem geringsten Licht sanft schillerte, konnten nur eines sein: Eine Diamantklinge. Geschmiedet in den gläsernen Regenbogenbergen.
Mechanisch drehte ich mich wieder um und lief weiter. Unschlüssig, ob ich versuchen sollte wegzurennen oder doch eher auf Angriff gehen sollte und dem Ruf meiner mörderischen Brüdern gerecht zu werden.
Für feige hatte ich mich zwar nie gehalten, aber dieses Schwert jagte mir dennoch instinktiv Angst ein. Ein Stich an der richtigen Stelle, und ich wäre nicht mehr. Dieser Gedanke stimmte mich allerdings grimmig. Ich hielt inne.
Dieser Skorn! Erst heuchelte er vehement vor mein Weggefährte werden zu wollen, um mich dann hinterrücks niederzustrecken.
Ich würde ihn schon das Fürchten lehren! Zugegebener Maßen hatte ich allerdings keinerlei Erfahrung darin, bedrohlich und Furcht einflößend zu wirken so wie meinesgleichen sonst. Also tat ich, was ich dachte, was diesen Effekt hatte.
Ich rannte zu einem Baum, riss in mitsamt Wurzeln aus und schwang ihn wie eine Keule, während ich brüllend so schnell ich konnte auf Skorn zu rannte. Dieser hielt inne und schaute verwirrt. Nur eine neue Heuchelei, sagte ich mir und brüllte noch lauter.
Die Verwirrung aus Skorns Gesicht fiel und formte sich mehr und mehr zu einem Grinsen. Als ich dann fast bei ihm war, fing er an lauthals zu lachen. Er ließ das Schwert fallen, hielt sich den Bauch und ging zu Boden. Wie nett von ihm und dafür musste ich nicht mal was tun.
Dann, als sein ausgestreckter Zeigefinger auf mich deutete, fand ich es bald gar nicht mehr so gut und erst recht nicht lustig. Es verunsicherte mich. Die Situation war todernst. Ich würde sicher keinen unbewaffneten, lachenden Greis schlagen, der sich auch noch ungehalten über den Boden wälzte.
»Was?«, fragte ich schließlich entnervt.
»Zum Todlachen!«, hörte ich ihn nur lachend ausprusten. Langsam und japsend fing er sich wieder.
»Nehm gefälligst deine Waffe, wenn du mit mir kämpfen willst und hör auf zu lachen!« Das war wohl wieder ein sehr guter Witz, denn abermals fing Skorn unverhohlen zu lachen an.
Ich ließ meinen Baum sinken, der, wie mir jetzt auffiel, doch eher ein mickriges Bäum chen war. Wie zwecklos, dachte ich dann und legte ihn behutsam zu Boden. Dann verschränkte ich sauer die Arme vor der Brust und wartete. Nach Minuten hatte Skorn sich endlich wieder im Griff.
»Du solltest Komiker werden!«, sagte er glucksend, während er sich Lachtränen mit der Hand vom Gesicht wischte. Ich hatte schon den Gedanken darauf verschwendet, dass seine Reaktion auf mein Bäumchen zurückzuführen war.
»Ja, schon gut!«, keifte ich schnippisch. »Das mit dem Baum war nicht besonders …« Ich ließ den Satz im Nichts enden.
Skorns Augen funkelten wieder vor Belustigung, diesmal hielt er sich jedoch gut im Zaum und lachte nicht, auch wenn ich ihm seine Belustigung deutlich ansah und merkte, wie schwer es ihm fiel nicht zu lachen.
»Na ja es sollen sich ja auch schon welche zu Tode gelacht haben«, meinte ich weiter.
Skorn schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Atemzug. Mit seinem Ausatmen schien er den letzten Rest Belustigung wegzuatmen. Er griff sein Schwert. Ich versteifte mich und trat einen Schritt zurück.
»Ganz ruhig, Kleiner«, sagte Skorn daraufhin neckisch.
»Ich hatte nie vor dir etwas zu tun.« Skeptisch betrachtete ich das Schwert in seiner Rechten. Er reichte es mir.
»Nimm, wenn du mir nicht glaubst. Aber ich dachte, bevor ich mit dir aufbreche sollte ich noch packen. Und dies ist nun mal mein Schwert.«
Meine Augen huschten flüchtig über die Klinge. Ich nahm es an mich und ließ Skorn dabei nicht aus den Augen, aber der schien ohnehin nichts gemeines geplant zu haben. Schuldbewusst wanderte mein nächster
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