Golem - Schicksalstraeger

bei den Büchern flatterte er zu Skorn und zupfte an dessen Tasche und an dem Fläschchen darin.
    »Scheint, als wäre dein kleiner Freund der Meinung, dass wir nicht so trödeln sollen.«
    Ich nahm umgehend den Trank zur Hand, damit ich keine Zeit hatte es mir recht zu überlegen. Das Trinken an sich gestaltete sich allerdings schon als schwierig, wie mir nun aufging, denn ich hatte keinen Schimmer, wie man schluckte.
    Also begoss ich mich mit dem Zeug. Mir erschien danach alles normal zu sein. Ich hatte ja nicht mal eine Veränderung gespürt.
    Skorns Augen funkelten jedoch recht belustigt. Er räusperte sich: »Wir sollten es gleichmäßig auftragen.« Es war kein Vorschlag, sondern eine Tatsache.
    »Du läufst gerade …«, wieder räusperte er sich, »recht kopflos herum …« Nachdem er ein Mal geschluckt hatte, war sein Blick wieder ernst.
    »Was?!«, schrie ich ungläubig aus und meine Stimme klang furchtbar schrill und hoch.
    »Ich denke …«, Skorn musterte eindringlich mein Äußeres, »er ist noch da. Aber … hm … komm setz dich.«
    Ich gehorchte und Skorn streckte sich um meinen Kopf betrachten zu können.
    »Er ist nicht größer als meine Faust.«
    Soweit es mir gelang betrachtete ich mich mit einem Anflug von Panik. Nicht nur, aber wohl hauptsächlich, war mein Kopf betroffen.
    »Mach’s rückgängig!«, fiepste ich.
    »Nein. Ist ein guter Anfang. Ich geh schnell und hol noch ein paar mehr Kräuter.« »Viel mehr«, fügte er sich selbst mit einem neuerlichen Blick auf mich hinzu. Ich wartete ungeduldig. Zappelte herum, vertrat mir schließlich nervös die Beine und schwups, da war er wieder.
    »Warum dauerte das solange?!«, motzte ich piepsend.
    Skorn schüttelte nur den Kopf und ließ ein »Oh Kleiner!« vom Stapel. Klein, ja das würde ich wohl werden, und das zerfraß mir schier das Nervenkostüm.
    Wieder braute er den Trank, aber wesentlich mehr davon. Das Kesselchen quoll bald über. Dieses Mal ließ er aber nicht zu, dass ich mich mit der Flüssigkeit benetzte und ich muss schon sagen, Skorn bekam es wirklich gut hin. Danach war ich ein Brocken kleiner als ein Zwerg. Maß in etwa zwei Handlängen. Und, ja, es missfiel mir so klein zu sein, aber meine Proportionen stimmten wenigstens wieder.
    Wir waren übereingekommen, dass Skorn mich danach in seiner Tasche transportieren würde. Also krabbelte ich in seinen Beutel. Herrgott, was der da für Krimskrams mitführte war ja nicht mehr feierlich! Ich marschierte eilig wieder aus dem Sack.
    »Du solltest mal aufräumen.«
    »Was?! Du klingst ja gerade wie meine Gemahlin.«
    »Bitte?!«, empört stemmte ich die Hände in die Seiten.
    »Ich bin nun klein und habe keine Ahnung wie zerbrechlich ich jetzt bin. Außerdem habe ich keine Lust auf dem Weg die ganze Zeit von deinem Plunder behelligt zu werden.« Entschlossen stapfte ich weiter von Skorns Tasche weg.
    »Schon gut.« Hurtig schüttete er seine Habe auf den Boden. Mit einer Handbewegung gen Beutel lud er mich neuerlich ein Platz zu nehmen.
    »So genehm Gnädigste?«, fragte er neckisch, als ich an ihm vorbeiging. Für diesen Kommentar boxte ich ihn kräftig gegen sein Schienbein. Skorn schrie auf und rieb sich die Stelle. Ich war schockiert noch so viel Kraft zu haben. Zerbrechlich! Ich und zerbrechlich!, ich lachte mich selbst aus.
    Schleunigst und mit schadenfrohem Grinsen verschwand ich in seiner Tasche. Mm, von außen war der Rucksack robust und aus eher hartem Leder, aber hier drin nicht. Das Leder war schön weich. Gemütlich, dachte ich, jetzt da nichts außer mir hier drin war. Kaum hatte ich das gedacht stopfte Skorn noch ein paar Kleidungsstücke zu mir in die Tasche.
    Ich lugte aus der Tasche und sah, wie Skorn sie leichthin mit einer Hand greifen wollte. Er zog, nichts rührte sich. Er musste die zweite Hand zur Hilfe nehmen und hievte mich auf seinen Rücken.
    »Kleiner, du solltest echt an deinem Gewicht arbeiten.« Ich lachte.
    »Sagt der Krieger ? Das machst du schon.«
    »Ts …«
    »Guter Ansatz Ts-urpa, was machen wir mit dem?«
    »Hier lassen.«
    »Aber …«
    »Der wird’s überleben. Ist zäh. Ich kann ihn außerdem nicht auch noch mitschleppen und das wäre auffällig.« Ich gab mich geschlagen – jetzt zumindest. Wir mussten uns ohnehin spurten, denn keiner von uns wusste wie lang der Trank bei mir wirkte. Anschließend würden wir hierher zurückkehren.
    Im Stillen fasste ich den Plan, den Tsurpa nicht sich selbst zu überlassen. Eher würde ich ihn mitnehmen,