Golem - Schicksalstraeger
noch elementarer, hatte sie erlebt, dass ihre Kräfte und damit ihr Sein als Hexe nicht nur schlecht war.
Sie hatte es geschafft den Wind zu zähmen und ihn dazu zu bewegen Golem vorwärts zu schieben und ihn dabei leicht anzuheben, während Skorn zwei Leinen um die Schultern trug an denen Golem befestigt war und ihn hinter sich herzog.
Sykora war mehr als zufrieden, sie war stolz darauf eine Hexe zu sein. Sonst hätte ihr dieser Stolz nicht zugestanden und auch heute durfte sie nicht an die Vergangenheit denken, wozu sie vor lauter Stolz jedoch auch keine Zeit fand.
Sie war eine Hexe und sogar eine besondere. Und die Leute, die sie umgaben, akzeptierten das und animierten sie sogar dazu. Freude stieg in ihr auf.
Trotzdem war es ungewohnt, aber es fühlte sich verdammt gut an.
Nur Skorn nervte sie ein wenig, denn dieser Bund war neu. Sie hatten keine Zeit gehabt, um sich die Bedienungsanleitung anzusehen, die es ohnehin nicht gab. Deshalb hörte sie ihn in seinem Kopf mit sich brabbeln. Sie hatte das Gefühl, dass er versuchte seine Gedanken im Zaum zu halten, doch je näher sie dem Tempel kamen, desto lauter und desto unaufhaltsamer wurden sie auch. Das nervigste daran war wohl, dass Sykora nicht alles mitbekam, nur vereinzelte Wortfetzen.
Sykora warf einen Blick über die Schulter. Die Großmagierin Silvana lief neben Golem her. Sie begann sich zu fragen, was es mit der Beziehung der Beiden auf sich hatte.
Eine Großmagierin und ein Grünschnabel wie Golem, das passte doch nicht ganz zusammen, fand Sykora.
Sie konnte verstehen, dass Silvana vielleicht wegen Golems Wesen mit ihm befreundet war, aber sie hatte auch das Gefühl, dass es sehr viel mehr mit dieser Beziehung auf sich hatte als Freundschaft. Auch, wenn diese Freundschaft nun schon fast zwei Jahrhunderte währte.
Außerdem fragte sie sich, warum Silvana ihn nichts gelehrt hatte. Er hatte schließlich nicht mal gewusst, dass er ein Formwandler war. Hätte Silvana ihn nicht eher darauf stoßen können?
Zugegebener Maßen kannte Sykora sich nicht im Geringsten mit solchen Dingen aus und obgleich sie eine Hexe war kannte sie sich auch nicht mit Zauberei aus. Sie kannte ja nicht mal ihre eigene sonderlich gut. Vielleicht sollte sie sich schon allein deshalb keine Gedanken um Golem und Silvana machen, sondern ihre Nase stattdessen in ihre Angelegenheiten stecken, jedoch kam sie nicht umhin, dass sie es sehr sonderbar fand und das sorgte dafür, dass sie sich still und heimlich Fragen dazu stellte.
Bald lief Sykora der Schweiß von der Stirn. Es begann furchtbar anstrengend zu werden sich auf den Wind zu konzentrieren, der Golem trug. Dazu hatte sie Skorns Rucksack auf den Schultern, der inzwischen Tonnen zu wiegen schien.
Sie schnaufte.
So langsam wäre sie dankbar, wenn sie beim Tempel ankämen. Dann könnte Skorn sich von den Seilen befreien mit denen er Golem in die richtige Richtung zog und endlich diesen Rucksack nehmen. Mann, diese Schlepperei!
Sie war es nicht gewohnt. Zugeben mochte sie das jedoch nicht. Sie war schließlich nicht zimperlich und mädchenhaft – das jedenfalls wollte sie nicht sein. Und in der Begleitung eines Tsurpa und einer Großmagierin mochte sie erst recht nicht Kleinbeigeben.
Als die Sonne jedoch im Horizont versank, war Skorn es, der eine Rast vorschlug. Dankbar verabschiedete Sykora den Wind und ließ sich nieder wo sie gerade stand.
Sie war es weder gewohnt solange zu laufen, noch hatte sie jemals wirklich ihre Magie benutzt .
Ihre Knochen schmerzten und ihr Kopf dröhnte. Hätte sie nicht gewusst, dass sie spätestens Morgen früh ihre Reise fortsetzen würden, hätte sie sicherlich die nächsten Tage einfach nur entspannt.
Im Gegensatz zu Golem war sie nicht so eifrig zu lernen. Denn obgleich der heutige Tag erfolgreich gewesen war, wer sagte ihr, dass es Morgen noch so war und dass es überhaupt gut blieb.
Die Furcht vor ihren Kräften war in den Hintergrund getreten, aber sie war keineswegs weg. Mit ihren Kräften hätte sie ihren Onkel beinah umgebracht, als der sie angegriffen hatte. Und damit hatte sie damals eine ganze Lawine losgetreten; war dem Unverständnis ihres Bruders begegnet und nach dem Versuch alles zu erklären, hatte ihr Bruder sie verscheuchen wollen. Er hatte gemeint, sie würde ihrer Familie nur Unglück bringen und sie vielleicht alle umbringen.
Weil ihre Mitmenschen sie fürchteten, wurden ihr Vater und Mutter entrissen. Tsurpa hatten sie getötet mit Sykoras Onkel an deren Spitze
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