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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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mit trüben Augen. »Deine Dame soll sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Das ging zu weit. »Verschwinde«, sagte er zu dem Mann. »Sofort.«
    Der Mann grinste und holte mit der Faust aus, der Dschinn wich zur Seite.
    Er spürte und sah, wie Chava sich veränderte. Sie bewegte sich noch schneller, noch flüssiger; sie schien nahezu zu wachsen – und dann stürzte sie sich auf ihn. Es folgten verschwommene Bewegungen, und Irving lag mit blutendem Mund auf dem Pflaster. Mit erschreckender Geschwindigkeit packte Chava ihn, hob ihn hoch und rammte ihn gegen die Mauer. Seine Füße baumelten über der mit Abfall übersäten Straße und traten kraftlos zu.
    »Chava!« Der Dschinn packte sie an den Schultern und versuchte, sie wegzuziehen. Sie schleuderte Irving zur Seite – er landete stöhnend auf dem Boden – und stieß den Dschinn zurück. Ihr Gesicht war ausdruckslos, ihre Augen blickten tot, als wäre sie aus ihrem eigenen Körper verschwunden.
    Der Dschinn fasste sie um die Taille und riss sie von den Füßen. Sie gingen zu Boden, und er spürte, wie sein Kopf aufschlug. Sie lag auf ihm und kämpfte sich bereits wieder frei. Sie entwand sich ihm und wollte sich erneut auf Irving stürzen. Er sprang auf, packte sie und brachte sie von ihrem Ziel ab. Sie taumelte gegen die Mauer, und er hielt sie dort fest, die Hände auf ihren Schultern, die Füße gegen die Pflastersteine gestemmt.
»Chava!«
, schrie er.
    Sie wollte sich ihm entwinden, verzerrte vor Anstrengung das Gesicht, die Zähne gefletscht wie ein Schakal. Ihre Kraft war unglaublich. Sein Vorteil bestand in seiner Größe, doch seine Füße begannen bereits zu rutschen. Wenn sie sich ihm entwand, würde sie den Mann in Fetzen reißen. Er musste etwas tun.
    Er konzentrierte sich – ihre Bluse begann unter seinen Händen zu schwelen. Es roch nach brennender Baumwolle und dann nach versengter Erde. Ihr Blick trübte sich, sie schien verwirrt; und dann schrie sie, es war ein so hoher Schrei, dass er nahezu unhörbar war.
    Er schlug ihr hart ins Gesicht – einmal, zweimal –, warf sie zu Boden und hielt sie fest. Wenn er sie erzürnt hatte, würde sie jetzt wenigstens gegen ihn kämpfen und nicht gegen Irving.
    Doch sie kämpfte nicht. Sie blinzelte ihn verwirrt an wie ein Mensch, der aus dem Schlaf erwacht. »Ahmad? Was ist passiert?«
    War das eine List? Langsam ließ er sie los. Sie setzte sich auf und fasste sich mit der Hand ins Gesicht und dann an die Brust. Ihre Bluse und Unterwäsche hingen in verkohlten Fetzen an ihr herunter. Über ihren Brüsten waren lange dunkle Spuren, die Umrisse seiner Finger. Sie berührte sie und sah sich dann um, als suchte sie nach Hinweisen auf ihren Zustand. Er versperrte ihr die Sicht auf Irving, als sie versuchte aufzustehen, sich krümmte und stürzte. Er fing sie auf, bevor sie auf die Straße schlug. Ihre Augen waren halb geschlossen, blind.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung: Es war Anna, die schwankend aufstand. Er fluchte leise; er hatte sie ganz vergessen. Wie viel hatte sie gesehen? Ein hässlicher blauer Fleck breitete sich auf ihrer Gesichtshälfte aus, und ein Auge war zugeschwollen. Sie blickte stumpfsinnig von Irving zu Chava und dann zum Dschinn.
    Auf Jiddisch sagte er: »Anna. Hör zu. Ein fremder Mann hat deinen Freund angegriffen und ist dann davongelaufen. Du wurdest auf den Kopf geschlagen und hast ihn nicht genau gesehen. Wenn jemand etwas anderes behauptet, ist er betrunken und liegt falsch. Und jetzt hol einen Arzt.«
    Das Mädchen starrte ihn nur an. »Anna!«, sagte er, und sie zuckte erschrocken zusammen. »Hast du mich verstanden?«
    Sie nickte. Sie blickte ein letztes Mal auf Irvings geschundene Gestalt und ging dann wankend die Gasse entlang. Glaubte sie ihm? Wahrscheinlich nicht, aber er hatte keine Zeit mehr. Jemand rief bereits nach der Polizei. Er zog Chava in seine Arme und stand auf. Einen Augenblick lang schwankte er, und dann lief er.

    »Wir haben davon gesprochen, dass du einen Gefährten haben sollst«, sagte der Dschinn.
    Fadwa schlug die Augen auf. Nein – sie waren geschlossen, oder? Sie hatte sie gerade geschlossen. Sie schlief in ihrem Zelt – nein, doch nicht, sie war wach und saß im Glaspalast des Dschinns. Sie hatte nur geträumt, dass sie schlief.
    Ein leises Unbehagen nagte an ihr, aber sie schob es beiseite. Sie war wieder beim Dschinn, was sonst musste sie wissen? Sie lehnte an einem Kissen und sah ihn über einen niedrigen Tisch

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