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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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Hausmädchen hätte dienen können oder als Motivation für den Dschinn, sich anständig zu verhalten. Er hätte voraussehen müssen, dass sein neuer Sklave wie jedes wilde Tier erst einmal gebrochen werden musste.
    Er atmete jetzt gleichmäßiger und langsamer. Er würde eine kurze, wohlverdiente Ruhepause einlegen und dann nach Hause zurückkehren. Die Pferde des Beduinen waren vor dem Palast fest angebunden, und es war eine warme, klare, windstille Nacht. Die Pferde könnten noch ein bisschen länger warten. Oder er würde sie zurücklassen und dem Dschinn befehlen, ihn durch das Tal nach Hause zu tragen. Bei diesem Gedanken musste er lächeln, und dann versank er in tiefen, wohltuenden Schlaf.
    Normalerweise träumte Ibn Malik nicht; doch kaum war er eingeschlafen, erschien ihm die Vision einer Stadt auf einer Insel, einer unwahrscheinlichen Stadt, die bis in den Himmel reichte. War es die Stadt, die sie, er und der Dschinn, bauen würden? Ein monumentales Unternehmen, aber sicher im Bereich ihrer Möglichkeiten? Denn wer wollte behaupten, dass er jetzt, da er einen Dschinn gefangen hatte, nicht noch einen und noch einen einfangen könnte? Er würde die gesamte Rasse an sich binden und sie ein Königreich errichten lassen, das es mit Suleimans aufnehmen könnte …
    Die Stadt verschwamm und wurde zu einem Mann, einem verhutzelten alten Mann, seine Haut so bleich wie Milch, der einen Stapel versengter Papiere in der Hand hielt. Ibn Malik war diesem Mann noch nie begegnet, und doch hatte er das Gefühl, ihn zu kennen. Einerseits fühlte er sich mit ihm verwandt, andererseits hatte er schreckliche Angst vor ihm. Er wollte den Mann warnen – aber wovor? Und jetzt streckte der Mann Ibn Malik die Hand entgegen, als wollte auch er ihn warnen –
    Ein plötzlicher schrecklicher Schmerz durchschnitt den Traum. Das Gesicht des bleichen Mannes löste sich auf, als Ibn Malik mit seinem eigenen Messer im Bauch erwachte. Abu Yusuf hielt den Griff in der Hand.
    Entweder hatte Abu Yusuf auf den richtigen Moment gewartet oder die Schreie seiner Tochter hatten ihn geweckt. Jedenfalls war er längst nicht so tot, wie er ausgesehen hatte. Eine breite Blutspur zeugte davon, wie Abu Yusuf langsam zu ihm gekrochen war; jetzt lag er neben ihm und drehte mit letzter Kraft das Messer in seinem Bauch. Ibn Malik brüllte und stieß den Mann von sich, aber es war zu spät, der Schaden war angerichtet. Abu Yusuf hatte das Messer wieder herausgezogen.
    Ibn Malik sah nur noch verschwommen. Er hatte Blut im Mund und spuckte es aus. Dann stand er mühsam auf. Abgesehen von Blut roch er den fleischigen Gestank seines eigenen Gedärms. Abu Yusuf lag zu seinen Füßen und lächelte leise. Der Hexer trat ihm mit dem Fuß auf den Hals, bis außer Frage stand, dass der Mann tot war.
    Er riss einen Fetzen Stoff von seinem Umhang ab und stopfte damit das Loch in seinem Bauch. Bauchwunden fingen rasch an zu faulen; er brauchte Kräuter und Feuer, Nadel und Faden … Er dachte an den Dschinn und fluchte. Geschwächt und verletzt, wie er war, brachte er nicht die Kraft auf, seinen Sklaven aus der Flasche zu holen. Die Anstrengung könnte ihn umbringen.
    Das Pferd. Er musste zu Abu Yusufs Pferd.
    Er wankte zur Palasttür, hob unter Aufbietung aller Kräfte den Balken weg, und ignorierte das Gefühl, dass sich seine Organe dabei verschoben. Endlich war das Tor offen. Er fand den Hengst, band ihn los und ließ das Pony zurück. Er hievte sich auf das Pferd, verschmierte seine Flanke mit Blut. Er versuchte, es so fest zu treten, dass es im Galopp rannte; das Pferd, das nur einen leichten Schubs fühlte, begann langsam zu traben.
Lauf, du stinkender Sack Knochen
, dachte Ibn Malik, der sich an seiner Mähne festhielt.
    Sie schafften es durch das halbe Tal, dann griffen die Schakale an.
    Vom Geruch nach Blut zur Raserei getrieben, kümmerten sie sich nicht um die Tritte des Pferds und zerrten den schreienden Ibn Malik herunter. Mit letzter Kraft wehrte er ein paar Schakale ab; aber es kamen mehr, die seine Erschöpfung spürten, auf ihn sprangen und ihm die Kehle herausrissen.
    Die Schakale fanden, dass er trotz all seiner Zauberkraft und Macht nur eine mickrige Mahlzeit abgab.
     
    Die Wüste ist ein weiter, leerer Ort, und Reisende sind rar gesät.
    Wahab Ibn Maliks abgenagte Knochen bleichten und splitterten in der Sonne. Sein Umhang löste sich in Fetzen auf, die der Wind davontrug. Die Kupferflasche lag auf dem Boden. Eine dünne Sandschicht sammelte

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