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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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die Tür ab und hielten die Leute zurück, die vordrängten. »Die Polizei«, sagte er. »Dein Laden.« Vage erinnerte er sich, dass er hergekommen war, um den Mann auszurauben.
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte Conroy. »Die Wachtmeister und ich kennen uns seit langem. Aber was ist mit unserem Freund hier? Was soll mit ihm passieren?«
    Der Dschinn blickte hinunter auf den am Boden liegenden Mann.
Feuer an Fleisch
, dachte er,
Seele an Seele, solange du lebst …
    Er wusste, was zu tun war.
    »Der Mann ist gefährlich, ein Mörder«, sagte er zu Conroy. »Er hat ein Mädchen umgebracht, das ich gekannt habe. Sie war erst fünfzehn.« Er schwankte, stützte sich auf den Ladentisch. »Die Polizei darf mich hier nicht finden. Ich muss etwas erledigen. Um es wiedergutzumachen.«
    Conroy sah den Dschinn einen Moment lang nachdenklich an. Dann neigte er sich vor und schlug dem bewusstlosen Schaalman ins Gesicht.
    »Die Wachtmeister werden sich um ihn kümmern«, sagte der Hehler. »Und was mich betrifft, warst du nie hier. Geh jetzt. Durch die Hintertür.«
     
    Bis zu der Explosion war Saleh durch die Bowery geschlendert und hatte sich gefragt, wie lange er sich noch vormachen könnte, er wäre nicht auf der Suche nach dem Dschinn. Er schaute in tausend Gesichter, grinste jedes vergnügt an und wurde dafür mit ein paar argwöhnischen Blicken bedacht. Doch kein einziges glühte wie ein Lampenschirm. Aber würde Saleh den glühenden Mann jetzt, da er wieder richtig sehen konnte, überhaupt wiedererkennen?
    Er schaute sich immer aufgeregter um, als er plötzlich etwas explodieren hörte. Erst eine Sekunde später spürte er eine Druckwelle in seinem Rücken, die ihn vorwärts stieß. Um ihn herum schnappten die Leute nach Luft, drehten sich um und schrien dann auf, weil Glas herumflog.
    Er lief mit der drängelnden Menge. Das Unglück hatte sich in einem unauffälligen Tabakladen ereignet, in dem niemand zu sehen war. Aber konnte er es sich nicht denken? Nach den Begebenheiten des Tages war es wohl kaum ein Zufall. Er mühte sich, über die Köpfe der unnachgiebigen Männer hinwegzusehen, die eine schützende Kette bildeten und die Menge zurückdrängten. Die Leute riefen nach der Polizei, faselten aufgeregt etwas von Bomben und Anarchisten. Eine halb nackte Frau stieß gegen ihn; er streckte die Hand, um sie zu stützen, und sie schlug sie fort.
    Dann sah er ihn, am Eingang der Seitenstraße. Es war der Dschinn – der, wie Saleh überrascht feststellte, noch immer glühte, wenn auch nur noch schwach. Völlig geheilt von seiner Krankheit war er demnach nicht; oder vielleicht war es etwas Irreversibles wie eine Pockennarbe.
    Der Dschinn war mit Glasstaub bedeckt, der ihm einen zusätzlichen unheimlichen Schimmer verlieh. Saleh sah, wie er sich durch die Menge drängte und nach Süden wandte. Er wirkte nicht arrogant wie gewöhnlich, sondern unsicher, gehetzt gar.
    Was sonst sollte Saleh tun, als ihm folgen?
     
    Die Mietshäuser in der Chrystie Street waren noch nicht für einen neuen Tag erwacht, als der Dschinn daran vorbeiging, die grauen Fassaden ragten steinern und still auf. Unterwegs stiegen die wiedererlangten Erinnerungen in ihm auf und drohten, ihn zu zerbrechen. Es schien unmöglich: Hätte ihm ein Passant eine Stunde zuvor den Namen
Fadwa al-Hadid
ins Ohr geflüstert, hätte er nicht um seine Bedeutung gewusst.
    Es blieb nur wenig Zeit. Er wusste, dass weder Conroy noch die Polizei Schaalman lange aufhalten konnten. Sogar dieser kleine Umweg war ein Luxus, den er sich wahrscheinlich nicht leisten sollte. Aber er hatte einst ein Versprechen abgegeben in einem glitzernden, von Gaslampen erhellten Ballsaal, und er würde es halten.
    Er fand das Haus, ging den widerlichen Flur entlang zu dem fensterlosen kleinen Raum und klopfte an die Tür. »Anna, bitte«, sagte er zu dem verschlafenen Mädchen, das öffnete.
    Kurz darauf kam Anna heraus, blickte finster drein, die Arme über ihrem dicken Bauch verschränkt. Doch als sie seine Miene sah, bekam sie es mit der Angst zu tun. »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Bitte entschuldige, dass ich dich geweckt habe«, sagte er. »Aber könntest du eine Botschaft für mich überbringen?«
     
    Er trat aus Annas Haus in das langsam erwachende Viertel. Über ihm fuhren quietschend die ersten Züge nach Uptown und verstreuten den Ruß der Nacht auf die Straßen. Er wäre lieber zu Fuß gegangen, aber die Second-Avenue-Hochbahn war schneller.
    Er war schon fast am

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