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Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Golem und Dschinn: Roman (German Edition)

Titel: Golem und Dschinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Wecker
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unversehrt.
    Hatte er ihr nicht einst eine Geschichte erzählt, als sie halb schlafend in seinen Armen lag? Eine Geschichte über Dschinn, phantastische Geschöpfe aus Feuer. Und dann in Paris diese alles verzehrende Hitze, als hätte sich ein brennender Funke in ihrem Körper eingenistet. Es ergab keinen Sinn – und doch flüsterte etwas in ihr:
Ja, natürlich. Du hast es immer gewusst.
    Rauchwolken und der Gestank verbrannter Baumwolle erfüllten den Raum. Der Dienstbote gab den Ringkampf auf und lief in die Halle, vermutlich um Alarm zu schlagen. Der zerlumpte Fremde resignierte und stellte sich neben die große Frau. Er sagte etwas zu ihr in dieser unverständlichen Sprache, und sie nickte. »Ahmad«, rief sie.
    Die Gestalt im Feuer regte sich.
    »Da!«, rief die Frau voll Freude. Der zerlumpte Mann erwiderte etwas und schirmte mit der Hand die Augen ab.
    Aufgeregter Lärm in der Halle; und dann schritt der Butler schreiend herein, gefolgt von drei Dienstboten und – Sophia sah es betrübt – ihrem Vater. Die Frau drehte sich um, wandte dem Kamin den Rücken zu, als wollte sie den Mann darin schützen. Sie wappnete sich für einen Kampf, begriff Sophia. Ihr Vater rief nach der Polizei. Der Raum schien sich in ein Pandämonium zu verwandeln.
    »Ruhe, bitte!«
, rief Sophia.
    Und tatsächlich verstummten alle, in erster Linie aus Überraschung. Sophia ging zum Kamin und neigte sich vor, um besser zu sehen. »Sophia«, rief ihr Vater erschrocken.
    »Es ist alles in Ordnung, Vater«, sagte sie. »Ich kenne diesen Mann.«
    »Was?«
    Der Mann im Feuer rührte sich wieder, verkrampfte sich, als hätte er starke Schmerzen. Die Scheite unter ihm gaben nach, und Sophia und die Frau sprangen zurück, als er in einer Wolke aus Rauch und Asche aus dem Kamin taumelte. Er rollte sich auf dem Steinboden zusammen, sein Körper mit Ruß und glühender Asche verschmiert. Die Luft um ihn flimmerte, und einen Augenblick lang glaubte Sophia, dass sie ihn wie Kohle glühen sah.
    Rasch neigte sich die große Frau über ihn. Der zerlumpte Mann sagte etwas, was wie eine Warnung klang, und sie zog im letzten Augenblick die Hände zurück. »Ahmad?«, sagte sie.
    Der Mann flüsterte etwas.
    »Ja, ich bin’s«, sagte die Frau mit erstickter Stimme, obwohl ihre Augen trocken waren. »Ich bin hier.« Sie berührte kurz seinen Arm wie eine Köchin, die überprüft, ob eine Pfanne heiß ist; offenbar war er abgekühlt genug, denn sie legte ihm die Hand auf die Schulter. Ohne die Augen zu öffnen, langte er mit einer Hand nach oben und legte sie auf ihre.
    Sophia schaute sich im Zimmer um und hätte am liebsten gelacht: Mitglieder des bekanntesten Haushalts von ganz New York glotzten mit offenen Mündern auf einen nackten Mann auf dem Boden des Speisezimmers. Die Dienstboten hielten sich im Hintergrund, manche bekreuzigten sich. Jemand sagte zu ihrem Vater: »Sir, die Polizei ist da.« Die Frau hob sofort den Kopf und blickte drein, als wäre sie zu allem entschlossen, um den Mann zu beschützen.
    »Nein«, sagte Sophia. Sie stellte sich vor die drei Eindringlinge. »Vater, schick sie wieder weg. Wir brauchen sie nicht.«
    »Sophia geh nach oben. Wir reden später.«
    »Ich habe es dir gesagt, ich kenne diesen Mann. Ich garantiere für ihn und seine Freunde.«
    »Mach dich nicht lächerlich. Wie kannst du nur –«
    »Sie sind meine Gäste«, sagte sie bestimmt. »Schick die Polizei wieder weg. Und jemand soll eine Decke für diesen Mann holen.« Sie wandte sich von ihnen ab und beugte sich über die vertraute Gestalt, die sich noch immer kaum regte. Die große Frau beobachtete sie auf seltsame Weise, als versuchte sie, ihre Gedanken zu lesen. »Sie kennen ihn«, sagte sie.
    Sophia nickte und nahm die andere Hand des Mannes in ihre. »Ahmad?«
    Er öffnete die Augen immer noch nicht, aber er runzelte die Stirn. »Sophia?«, murmelte er, und sie hörte, wie ihr Vater schockiert nach Luft schnappte.
    »Ja, ich bin’s«, sagte sie und war sich aller Blicke und der absolut korrekten Schlussfolgerungen bewusst, die sie alle zogen. Ihre Wangen hätten rot geglüht, wäre ihr nur warm genug gewesen. »Du bist bei mir zu Hause. Du bist hier in Sicherheit.« Sie warf ihrem Vater einen herausfordernden Blick zu, aber er stand nur blass und betroffen da. »Was ist mit ihm passiert?«, fragte sie die Frau.
    »Er wollte sein Leben beenden.«
    »O mein Gott! Aber warum?«
    Die Frau schien etwas sagen zu wollen, doch dann schaute sie zu den

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