Golf Anatomie: Illustrierter Ratgeber für mehr Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer im Golf (German Edition)
gesundheitlicher Sicht sicheren Golfschwung. Spieler, die nicht in der Lage sind, die komplizierten Bewegungsabläufe des Golfschwungs zu kontrollieren, haben nicht nur ein erhöhtes Verletzungsrisiko, sondern auch Mühe, den Ball konstant gleichmäßig zu schlagen. Um der Wichtigkeit dieses Trainingsbereichs gerecht zu werden, muss man sich vor Augen führen, dass die Stabilisierung auf mehreren Ebenen erfolgt, angefangen bei nur einem Gelenk im Körper, über die Mehrgelenksebene bis zur Ganzkörper-Stabilisierung.
Vor der detaillierten Diskussion darüber, auf welchen Ebenen der Golfer „stabil“ sein muss, verlangt der Terminus an sich eine nähere, fundierte Betrachtung. Viele haben den Begriff Stabilität bereits gehört, wissen aber nicht, was sie darunter genau verstehen sollen oder wie sich eine zu geringe Stabilität auf den Golfschwung auswirkt. Ein überzeichnetes Bild der Konsequenzen von Instabilität auf die beim Golfen erzielte Leistung tut hier gute Dienste. Wir stellen uns dazu Hunter Mahan beim Abschlagtraining auf einem ebenen Übungsplatz vor. Das Gras ist perfekt kurz gemäht, er trägt Schuhe mit neuen Spikes. Man spürt förmlich, wie sich sein Körper beim Durchschwung in den Boden beißt. Bei dieser Vorstellung bekommt man ein klares Bild von der Kraft, die seine Beine in den Boden bringen und die sich dann als Energie über die „kinetische Kette“, die Bewegungskette seines Körpers, überträgt, auf und durch die Beine, das Becken, die Körpermitte, die Arme und letztendlich vom Schläger auf den Ball.
Dieses Bild von Hunter gibt eine schöne Vorstellung von Stabilität im Golfschwung. Nun führe man sich Hunters Golfschwung und Ballkurve noch einmal vor Augen, mit dem Unterschied, dass Hunter nun auf einem Skateboard steht. Die Räder des Boards haben nur minimale Bodenhaftung, sodass Hunters Stabilität enorm reduziert ist – keine Kraft hält das Board und Hunter am Boden. Beim Rückschwung rollt das Skateboard nach vorne weg, und er kann sich nicht stabilisieren. Ohne Bodenkontakt kann Hunter keine Energie erzeugen, die durch seinen Körper auf den Schläger übertragen wird. Falls er den Ball auf dem Board stehend tatsächlich trifft, wird dieser nicht sonderlich weit fliegen, und Hunter hat nur wenig oder überhaupt keine Kontrolle über dessen Flugrichtung.
Übertragen auf den Körper, lässt sich sagen, dass jedes Glied, das nicht fest mit dem benachbarten Körperteil verbunden ist, dem Skateboard des vorangegangenen Beispiels entspricht und Energie- sowie Effizienzverluste verursacht. Die Muskeln im Körper, seine Sehnen und Bänder sind für dieStabilisierung der entsprechenden Gelenke verantwortlich. Alle diese Gewebearten enthalten Bausteine, die als Sensoren fungieren, mit denen am Gelenk der jeweilige Bewegungsumfang gemessen wird. Funktionieren all diese Sensoren optimal, können sie dort auch kleinste Bewegungsveränderungen aufnehmen. Diese Information verwendet der Körper, um zu bestimmen, welche Muskeln er zur Stabilisierung aktivieren muss. Wenn Sensoren lange nicht gebraucht werden oder aufgrund von Verletzungen nicht funktionieren, wird eine größere Bewegung als nötig ausgeführt, was die betroffene Stelle sowohl belastet wie auch den Energietransfer schmälert. Abbildung 3.1 zeigt, wie eine gut funktionierende Stabilisierung den effizienten Energietransfer vom Boden über die Hüften, auf den Oberkörper, in die Arme und schließlich zum Schlägerkopf unterstützt.
Einen häufigen Schwachpunkt beim Golfer in Sachen Stabilität bilden die Hüften. Oft sind die Verbindungsmuskeln zwischen Beinen und Becken unterentwickelt und fungieren als das eben vorgestellte Skateboard. Während des Durchschwungs und des Treffmoments bewegt sich die Hüfte über das dem Ziel zugewandte Bein hinaus. Diese Gleitbewegung verhindert eine korrekte Rotation des Hüftgelenks, sodass der Golfer das Gewicht auch nicht richtig auf das dem Ziel zugewandte Bein verlagern kann (linkes Bein beim Rechtshänder). Viele Spieler mit diesem Problem tendieren dazu, den Ball zu slicen, und belasten ihren Rücken übermäßig. Ursächlich sind oft sowohl eine schlechte Schlagtechnik wie auch schwache und nur selten benutzte Muskeln für die Hüftrotation und Stabilisierung. Mangels optimal ausgebildeter Muskulatur fehlt der Hüfte, dem Becken und der Wirbelsäule aber die Verbindung, um während des Schwungs Energie effektiv und sicher zu übertragen.
Abbildung 3.1 Stabilisierter Körper
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