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Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Golgrimms wundersame Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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sicher, bei Sonnenlicht sieht das hier alles anders aus.“ sagte er.
    Doch auch er fröstelte bei dem Anblick des alten unheimlichen Gemäuers und spürte wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Ein Schauer durchzog seinen Körper.
    Dann gingen sie los, doch Sarah ließ sich nur widerstrebend mitziehen. Dieses Gebäude, diese ganze Umgebung ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie kannte solche Schlösser aus Geschichten und Erzählungen, aus Büchern über Sherlock Holmes und anderen, noch viel gruseligeren Büchern. Doch jetzt musste sie feststellen, dass solch unheimliche Gemäuer wirklich existierten und nun sollte sie in einem dieser schaurigen Dinger wohnen und leben? Der Gedanke erfüllte ihr Herz mit angsterfüllter Kälte und ließ sie noch ein wenig mehr zittern.
    Der Nebel teilte sich vor ihnen, wurde zu einer geisterhaften Straße, lud sie ein zu jenem Ort des Schreckens. Leise flüsterte der Wind weiter seine Verwünschungen, schien hämisch und finster zu heulen, als er um die Bäume pfiff. Am Abendhimmel zogen schwarze zerrissene Wolken auf und bereiteten ein kommendes Unwetter vor.
    Gemeinsam legten Sarah und Winterbottom den langen Weg zurück, der sich schnurgerade vom Tor bis hin zur Eingangstüre des Schlosses entlang wand wie eine schwarze Schlange. Ehrfürchtig und mit geweiteten Augen, sich vorsichtig umschauend, als würde jeden Moment ein Monster aus der Dunkelheit heran stürzen und sie anfallen, verfolgten die beiden den Weg und wurden mit jedem Schritt den sie taten ein bisschen schneller.
    Auch aus der Nähe wirkte das Schloss nicht weniger unheimlich. Im Gegenteil. Nun erschien es Sarah noch viel gewaltiger. Noch viel größer, düsterer und bedrohlicher. Es schien sich zu beugen, herunter zu ihr, um sie zu verschlingen. Bei jedem Flattern der Fledermäuse bei nächtlichen Ausflügen, bei jedem Pfeifen des Windes in den skelettartigen Bäumen zuckte das kleine Mädchen erneut zusammen vor Angst.
    Mister Winterbottom sah sich kurz um und dann zog er an der kleinen glanzlosen Glocke, welche neben der kantigen und riesigen Haustüre hing. Ein schwaches kratziges Bimmeln ertönte und glitt durch den Nebel davon.
    Einige Zeit später hörten die beiden jemanden eine Treppe hinab steigen. Schlurfend und langsam. Jede einzelne Holzbohle schien zu ächzen und zu quietschen. Kurz darauf knarrte eine Türklinke und die riesige massive Eingangstüre öffnete sich quietschend und regelrecht aufstöhnend.
    Ein alter ausgezehrter Mann mit spärlichen weißen Haaren, die aussahen wie Wattefäden, stand in der Tür und starrte die beiden Besucher durchdringend an. In der Ferne heulte erneut ein Wolf und ein erster Blitz des aufkommenden Gewitters zuckte am schwarzen Himmel auf, als wollte die Natur die ohnehin bereits immens unheimliche Szenerie noch unheimlicher bereiten.
    Der Mann hatte eine Pfeife zwischen den Lippen und paffte bläuliche Rauchschwaden vor sich hin, während sein Blick auf Sarah haften blieb und sie aus durchbohrenden und stechenden Augen anstierte. Sie waren groß und unterlaufen. In eine alte Tweed-Jacke, eine braune Stoffhose und grau-schwarz karierte Hausschlappen gekleidet brummelte der alte Mann etwas vor sich hin.
    Mister Winterbottom nahm die Melone vom Kopf und verneigte sich kurz und höflich.
    „Lord Sinclair, nehme ich an?“
    „Hm-hm.“ kam die brummige Antwort.
    „Mein Name ist James Doubleyou Winterbottom vom Jugendamt in London. Wir haben heute Morgen telefoniert!“
    Der alte Lord zog die Brauen zusammen, seine Augen verengten sich.
    „Ja, ich erinnere mich.“ erwiderte er kurz und knapp. Seine Stimme war rau und hart, etwas Düsteres schwang in ihr mit.
    Winterbottom nickte knapp und begann unbeholfen in seiner Aktentasche zu wühlen.
    „Ich habe hier... wo ist es denn... ah, da! Also ich habe hier einige Formulare für sie, Lord Sinclair. Würde es ihnen zu viele Umstände machen, sie mir per Post zurück zu senden, sobald sie alles durchgearbeitet und unterschrieben haben?“
    Lächelnd hielt der Beamte dem Lord einige Papiere vor die Nase. Sinclair ergriff sie mit dürren knochigen Fingern und nickte kaum merklich.
    Dann setzte sich Winterbottom wieder seine Melone auf und atmete hörbar durch. Er sah zu Sarah herunter.
    „Dies ist sie, die kleine Sarah. Ich werde in regelmäßigen Abständen vorbeischauen um nach dem Rechten zu sehen. Aber keine Sorge, ich melde mich immer vorher an!“ sagte er und lächelte wieder unbeholfen. Die Gegenwart

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