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Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Golgrimms wundersame Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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als Sarah aufstehen wollte, um zu schauen ob der Lord nicht eingeschlafen war, erhielt sie eine Antwort.
    „Ich heiße Vincent. Vincent ist mein Name...“ flüsterte er und doch konnte Sarah plötzlich jedes Wort verstehen, als stünde der Lord direkt neben ihr. Das kleine Mädchen lächelte.
    „Ich heiße Sarah!“
    „Ich weiß, Kleine. Ich meine, Sarah.“
    Sie glaubte gesehen zu haben, wie ein leises gütiges Lächeln über seine Lippen flog. Nur ganz kurz, nur um dann wieder dem alten misstrauischen und durchbohrenden Blick seinen Platz im Gesicht des alten Mannes wieder zu geben.
    „Und wir sind verwandt?“ fragte das Mädchen weiter. Wieder blickte der Lord hoch, seine Augen fixierten Sarah regelrecht über die Brille hinweg und schienen sie in ihren Stuhl zu nageln. Fast unmerklich nickte er. Doch Sarah ließ sich nicht einschüchtern.
    „Und wie sehr?“ fragte sie erneut.
    „Der Vater deines Vaters, dein Großvater also, und ich, wir sind Brüder!“ antwortete Vincent kurz und sein Blick ruhte auch weiterhin auf ihr. „Oder waren es einmal.“
    Sarah hatte ihren Großvater niemals kennen gelernt, er war im Großen Krieg gefallen, lange vor ihrer Geburt. Doch sie wusste nicht, dass er einen Bruder hatte.
    „Und warum kenne ich sie nicht?“
    „Nun, ich gehöre zu dem Teil der Familie, über den nicht gesprochen wird, verstehst du?“
    „Gab es Streit? Wurden sie vielleicht verstoßen?“
    „Das sind Dinge, über die ich mit dir nicht sprechen werde, kleine Sarah. Zumindest nicht heute. Eines Tages werde ich dir alles erklären, darauf hast du mein Ehrenwort, aber heute nicht. Beenden wir also dieses Thema für heute?“ fragte Lord Sinclair und Sarah wusste, dass dies keine Frage war, es war ein Befehl. Ein Befehl, der keine Widerrede zulassen würde.
    Wortlos aßen sie zu Ende. Als Sarah drei Wurstbrote aufgegessen hatte, sah sie auf. Vincent blickte hinunter auf seine Tasse dampfenden Tee und schien leise flüsternde Selbstgespräche zu führen.
    „Onkel Vincent?“ fragte Sarah und blickte zu Onkel Vincent herüber.
    Keine Reaktion.
    Das Mädchen räusperte sich laut und ihr Vormund schaute erneut fragend auf.
    „Ich bin satt. Darf ich aufstehen?“ fragte Sarah und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf.
    Vincent betrachtete sie eine Weile, dann brummte er: „Ja, du darfst aufstehen. Es ist doch wohl sowieso schon Schlafenszeit für kleine Mädchen, oder, Kleine? Ich meine, Sarah?“
    „Aber ich bin überhaupt noch nicht müde!“
    Genervt sog der alte Lord Atem ein und stöhnte auf.
    „Na, dann hol dir ein Buch aus der Bibliothek! Aber wehe du knickst die Seiten! Ich mag so was nicht! Auf dem kleinen runden Tisch neben dem Schachbrett in der Bibliothek liegen Lesezeichen! Und mach mir keine Flecken in die Bücher! Und außerdem werden alle Bücher wieder an den Platz zurück gestellt, aus denen du sie herausziehst! Ich mag nämlich auch keine Unordnung!“ sprach er und blickte zurück in seinen Tee, als suche er etwas in der trüben Flüssigkeit.
    Sarah räusperte sich erneut. Noch genervter als zuvor blickte Vincent wieder auf.
    „Was ist denn noch?“ zischte er wütend.
    „Äh, wo ist die Bibliothek?“ fragte Sarah zaghaft und zog unschuldig die Brauen hoch. Brummend und etwas Unverständliches meckernd stand der Lord auf, knarrend schob sich sein Stuhl nach hinten.
    „Folge mir!“ knurrte er und verließ den riesigen Essenssaal mit kleinen schlurfenden Schritten. Sarah folgte ihm.
     
    Gemeinsam gingen sie durch lange breite Korridore voller Staub und Spinnweben und erneut durch die große Eingangshalle zur anderen Seite des Schlosses. Dann wieder durch einige Korridore, ebenso voller Spinnweben und bedeckt von mehreren Jahre alten Staubschichten bis sie an zwei großen Flügeltüren ankamen. Diese waren aus massivem dunklem Holz, mit dicken glänzenden Messingbeschlägen und Türknäufen auf jeder Seite.
    Lord Sinclair ergriff sie und öffnete die beiden Türen, er schwang sie ehrfürchtig auf und gab den Blick frei auf die größte Bibliothek, die Sarah jemals gesehen hatte.
    Es war ein Raum so groß wie eine Turnhalle. Hohe Regale standen parallel zueinander und beherbergten unzählige Bücher. Jeweils links und rechts des Raumes  führten Wendeltreppen zu einer Empore, auf der nicht minder viele Regale standen und weitere unzählige Bücher enthielten.
    „Such dir etwas aus!“ brummte Vincent und tätschelte sanft Sarahs Schulter. Dann wand er sich ab und schritt

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