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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Waldorf-Astoria, wodurch es ihm gelang, rasch genug Geld für die notwendigen Verbesserungen seiner Waffe einzutreiben.
    Dennoch hatte Alek das Gefühl, es dauere eine Ewigkeit, bis sie endlich die Reise nach Long Island antraten. In einem gepanzerten Pinkerton-Läufer, für den die Hearst-Pathé-Wochenschau aufkam, brachte der Erfinder schließlich Alek und seine Männer zu einem riesigen Turm, der über der kleinen Küstenstadt Shoreham in die Höhe ragte.
    Goliath war so hoch wie ein Wolkenkratzer, ein riesiger Vetter der Tesla-Kanone des Sultans in Istanbul.

    »Besuch des zweiten Turms.«
    Vier kleinere Türme umgaben das Bauwerk im Zentrum, das von einer in der Sonne blitzenden Kupferhalbkugel gekrönt wurde. Überall wimmelte es von Arbeitern, die letzte Einstellungen vor dem Test in der heutigen Nacht vornahmen. Unterhalb der Türme lag das Ziegelstein-Kraftwerk, aus dessen Schornsteinen Rauchwolken hervorquollen.
    Der Pinkerton-Läufer betrat das Gelände durch einen hohen Stacheldrahtzaun. Der Zaun mochte stark genug sein, um Touristen und Unbefugte fernzuhalten, aber Alek sah keine Maßnahmen zur Abwehr von Militärläufern.
    Zwei Tage nach dem Abflug der Leviathan war ein Botenadler mit einem Brief von Deryn eingetroffen. Sie hatte ihm Lilits Warnung übermittelt und dazu das Versprechen, dass die Leviathan an der Küste lauern und im Geheimen nach Anzeichen von U-Booten Ausschau halten würde – oder nach »Wasserläufern«, was immer das sein mochte.
    Deryn hatte Alek gebeten, niemanden von der Bedrohung durch die Deutschen zu berichten. Aber als Alek nun die beiden Wachen, die das Tor schlossen, mit ihren antiken Gewehren sah, erschien ihm Heimlichtuerei nicht förderlich. Wenn er und seine Männer hier mitten in der Gefahrenzone saßen, wäre es vielleicht doch sinnvoll, sie zu informieren.
    Alek stieß den großen schnarchenden Kerl neben sich an.
    »Meister Klopp? Wir sind da.«
    Klopp schaute verschlafen an Goliath empor. »Sieht aus, als wäre ein Kind mit seinem Mechanikbaukasten durchgedreht.«
    »Ein Kind mit sehr reichen Bewunderern«, murmelte Volger. Er beschäftigte sich mit den Unmengen von Gepäck, das er mitgenommen hatte und das er zwischen Hoffman und Bauer aufteilte.
    Alek blickte Tesla an, der vorn beim Piloten saß, und senkte die Stimme. »Haben Sie schon einmal etwas von einem Wasserläufer gehört, Meister Klopp? Einem U-Boot, das an Land gehen kann?«
    »Wasserläufer«, wiederholte Bovril.
    Der alte Mann runzelte die Stirn und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Ich habe mal ein funktionstüchtiges Modell gesehen im Maßstab eins zu vier. Aber es ist genau andersherum, junger Herr.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein Wasserläufer ist kein U-Boot mit Beinen. Es ist eine Landmaschine, die wasserdicht ist. So kann sie über den Grund eines Flusses oder eines Sees laufen wie ein Metallkrebs.«
    Alek runzelte die Stirn. »Eine solche Maschine könnte doch nicht einen Ozean durchqueren, oder?«
    Klopp blickte Hoffman an, der antwortete: »Unmöglich, Hoheit. In einigen Hundert Metern Tiefe würde der Läufer zerquetscht.«
    »Zerquetscht!«, sagte Bovril.
    »Das ist demnach nur eine leere Drohung«, sagte Alek zu sich und seufzte erleichtert.
    Aber dann fügte Hoffman noch etwas hinzu: »Natürlich könnte man den Läufer auf einem Schiff herüberfahren. Und ihn auf dem Festlandsockel absetzen.«
    Klopp dachte kurz nach und nickte. »Und ihn aus einer Entfernung von … sagen wir … fünfzig Kilometern an Land laufen lassen?«
    »Gut, verstanden.« Alek bezweifelte, dass die Deutschen ein so großes Schiff unbemerkt an der britischen Blockade vorbeischmuggeln könnten, aber natürlich könnte der Wasserläufer auch mit einer Art U-Boot transportiert werden.
    »Was genau haben Sie verstanden?«, hakte Graf Volger nach. »Wie haben Sie von dieser Maschine erfahren?«
    »Aus der Zeitung.« Alek hatte in letzter Zeit festgestellt, dass ihm das Lügen immer leichter fiel. »Sie haben die Drohungen des Kaisers gegen Tesla durchgespielt.«
    »Und diese Illustrierten kennen deutsche Geheimwaffen?«, fragte Volger.
    Alek zuckte mit den Schultern. »Lediglich Gerüchte.«
    Volger kniff die Augen zusammen, während die Maschine zum Halt kam. Die Tür ging auf, und Alek sprang hinaus, um Klopp beim Aussteigen zu helfen. Die Reporter sprangen aus dem Motorwagen, der dem Läufer gefolgt war und richteten sofort die Kameras auf Goliath.
    In der Luft hing schwerer Salzgeruch. Die offene See

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