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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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stand jedenfalls fest: Mr. Teslas Behauptung, die Zerstörung herbeigeführt zu haben, wirkte plötzlich wesentlich glaubhafter.
    Endlich hatte sie das Stückchen abgebrochen, und Deryn schob es sich in die Tasche. Vorsichtig dehnte sie ihre Muskeln, einen nach dem anderen. Es wäre ungünstig, wenn sie einen Muskelkrampf bekäme, während sie hinausschlich.
    Sie krabbelte unter dem Bett hervor, erhob sich langsam, beobachtete kurz, wie sich Teslas Brust hob und senkte, und holte ihre Schlüssel hervor. Die Tür öffnete sich mit leisem Klicken, und einen Moment später stand Deryn im Gang.
    Alek war blass und hielt ein Messer in der Hand. Bovril hockte immer noch auf seiner Schulter, hatte die Augen aufgerissen und wirkte angespannt.
    Deryn legte sich den Zeigefinger an die Lippen, drehte sich um und schloss wieder ab. Dann winkte sie Alek mit sich und führte ihn zur Kadettenmesse. Er folgte ihr und blickte sich unterwegs ständig um.
    »Du kannst das Ding einstecken«, sagte Deryn, als sie die Tür der Messe hinter ihnen geschlossen hatte.
    Alek starrte auf das Messer und schob es zurück in seinen Stiefel.
    »Das war der reinste Wahnsinn«, sagte er, »hier draußen zu stehen. Als der andere Mann so lange drinblieb, wäre ich beinahe hineingegangen, um nach dir zu schauen.«
    »Na, glücklicherweise hast du das gelassen«, sagte sie und fragte sich, warum Alek heute Nacht so nervös war. »Du hättest ganz umsonst einen Riesenaufruhr gestartet. Denn als ich mich vor dem Russen unter dem Bett verstecken musste, habe ich etwas gefunden!«
    Sie zog den Metallsplitter aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. Im hellen Licht machte er wenig her, war einfach nur ein glänzendes Stück schwarzes Metall und ungefähr so groß wie Bovrils kleiner Finger.
    »Deswegen kann Tesla nicht hergekommen sein«, meinte Alek. »Das ist viel zu klein.«
    »Es ist nur ein winziger Teil davon. Der Rest ist so groß wie dein Dummkopf .«
    Alek zog einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. Er sah erschöpft aus. »Das erscheint mir immer noch sehr klein. Wie konnte die Apparatur das Ding entdecken?«
    »Pass auf.« Sie holte ihren Kompass heraus und hielt ihn dicht an das Metallstück, woraufhin die Nadel zu zittern begann. »Es ist Eisen! Magnetisiert!«
    Bovril kletterte von Aleks Schulter und schnüffelte daran.
    »Magnetisiert«, wiederholte das Tierchen.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Alek. »Was hat Magnetismus mit dieser Explosion zu tun?«
    »Ich schätze, das ist ein Fall für die Eierköpfe.«
    »Ich werde auch Klopp fragen. Wir müssen wissen, ob Tesla die Wahrheit sagt, ehe er das Schiff verlässt.«
    Deryn runzelte die Stirn. »Warum das?«
    Alek trommelte mit den Fingern auf den Tisch und schüttelte dann den Kopf. »Kann ich dir nicht sagen.«
    Deryn zuckte zusammen. Alek sah sie irgendwie komisch an, und das lag nicht nur an seiner Erschöpfung oder Nervosität. Er war die ganze Nacht schon so angespannt, doch jetzt braute sich in seinem Blick ein Sturm zusammen.
    »Was meinst du damit: Du kannst es mir nicht sagen?«, fragte sie. »Was ist denn los, Alek?«
    »Ich muss dir eine einfache Frage stellen«, sagte er langsam. »Würdest du bitte genau zuhören? Und mir ehrlich antworten?«
    Sie nickte. »Immer nur heraus damit.«
    »Also gut.« Er holte tief Luft. »Kann ich dir vertrauen, Deryn? Wirklich vertrauen?«
    »Aye. Natürlich kannst du mir vertrauen.«
    Alek seufzte und erhob sich. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ die Messe.
    Deryn runzelte die Stirn. Was zum Teufel sollte das?
    »Kann ich dir vertrauen, Deryn?«, wiederholte Bovril, krabbelte über den Tisch und gluckste in sich hinein.
    Ihre Brust schloss sich plötzlich eng zusammen. Alek hatte sie Deryn genannt.
    Er wusste Bescheid.

12. KAPITEL
    Sie war ein Mädchen. Ihr Name lautete Deryn Sharp, und sie war ein Mädchen, das sich als Junge verkleidete.
    Alek ging entschlossenen Schrittes zu seiner Kabine, aber der Boden unter seinen Füßen schwankte. Das sanfte grüne Wurmlicht in den Gängen wirkte künstlich und kränklich wie beim ersten Mal, als er an Bord der Leviathan gekommen war.
    Er hob die Hand, um sich abzustützen, und seine Finger tasteten über die Wand wie die eines Blinden. Die Holzschöpfung zitterte, das ganze schreckliche Luftschiff pulsierte vor Leben. Er war in einer Abscheulichkeit gefangen.
    Sein bester Freund hatte ihn belogen, und zwar von dem Augenblick an, als sie sich kennengelernt hatten.
    »Alek!«,

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