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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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keine Geräusche herein, und sie hörte nur das Rauschen des Windes und den gleichmäßigen Atem von Mr. Tesla.
    Vielleicht war nur jemand von der Mannschaft vorbeigegangen …
    Aber dann hörte sie ein leises Klopfen an der Tür. Sie schob sich weiter unter das Bett, während das Klopfen lauter wurde. Schließlich öffnete jemand die Tür, und Wurmlicht schien in den Raum.
    Deryn verfluchte sich innerlich – sie hatte die Tür nicht hinter sich abgeschlossen.
    Zwei pelzgesäumte Stiefel kamen zum Bett, und sie hörte Teslas Namen aus einem Schwall russischer Worte heraus. Tesla antwortete verschlafen und zunächst verwirrt. Schließlich erschienen zwei nackte Füße genau vor ihren Augen, und ein leises Gespräch auf Russisch begann.
    Sie lag da und spürte, dass sich ihr etwas in den Rücken bohrte. Als sie mit der Hand danach tastete, fühlte sie einen Gegenstand, der in einen Leinensack gehüllt war. Er war so hart wie Stein.
    Deryn schluckte. Das musste es sein, wonach sie suchte, allerdings war es kaum größer als ein Fußball. War Tesla deswegen sechstausend Meilen um die halbe Welt gereist?
    Es würde zu viele Geräusche verursachen, wenn sie sich umdrehte und sich die Sache genauer anschaute, daher atmete sie ruhig und wartete. Sie starrte die pelzgesäumten Stiefel an und versuchte, ihren pochenden Fuß zu ignorieren.

    »Schleichtour mit Unterbrechungen.«
    Schließlich endete das geflüsterte Gespräch. Die Stiefel gingen hinaus auf den Gang, und die nackten Füße bewegten sich ein wenig vor, als Tesla aufstand. Deryn ballte die Fäuste. Würde er nach seiner kostbaren Fracht unter dem Bett sehen?
    Aber die Füße tappten hinüber zur Tür, und Deryn hörte, wie der Türknauf bewegt wurde. Vermutlich wunderte sich Tesla, wieso sein russischer Freund einfach hereinkommen konnte. Doch war er nach einem langen, aufregenden Tag tatsächlich sicher, ob er abgeschlossen hatte, ehe er ins Bett gegangen war?
    Das Knirschen eines Schlüssels drang zu ihren Ohren vor, gefolgt vom Klicken eines Riegels. Die nackten Füße kehrten zum Bett zurück, das quietschte, als sich der Mann wieder hineinlegte.
    Deryn lag da und lauschte auf seinen Atem. Sie würde wohl eine Ewigkeit warten müssen, dämmerte ihr, ehe sie sicher sein konnte, dass er wieder eingeschlafen war. Wenigstens pochte ihr Fuß heftig und würde sie wach halten.
    Das geheimnisvolle Objekt drückte ihr in den Rücken, und die geringe Größe bereitete ihr Kopfzerbrechen. Wie hatte diese Apparatur so etwas Kleines vom anderen Ende des Schiffes aus entdecken können.
    Magnetfelder, hatte Klopp gesagt.
    Deryn griff in eine Tasche und zog ihren Kompass heraus. Sie schob ihn unter dem Bett hervor, bis er von einem Micker Mondlicht angestrahlt wurde …
    Und riss die Augen auf. Die Nadel zeigte auf den Gegenstand, in Richtung des Schiffsbugs. Aber dabei waren sie doch in Richtung Südsüdost unterwegs, nicht genau nach Norden.
    Der geheimnisvolle Gegenstand war magnetisch. Er musste es sein, wonach Tesla gesucht hatte.
    Deryn zählte tausend langsame Herzschläge ab, ehe sie wagte, sich umzudrehen. Sie tastete in der Dunkelheit den Leinensack ab, und als ihre Finger hineinglitten, berührten sie eine kalte Metalloberfläche. Nicht glatt wie Gusseisen, sondern knubbelig wie ein Stück alter Käse.
    Sie versuchte, das Gewicht des Objekts einzuschätzen, konnte ihn jedoch nicht vom Boden heben. Reines Metall war natürlich brüllend schwer. Selbst wenn man eine hohle Fliegerbombe tragen wollte, brauchte man zwei Männer.
    Was zum Teufel war das?
    Dr. Barlow würde es wissen, falls Deryn ihr irgendwie eine Probe mitbringen könnte.
    Sie erinnerte sich an das Kapitel über Kompasse aus dem Handbuch der Aeronautik . Eisen war das einzige magnetische Element, und ein riesiger Klumpen davon sorgte im Erdkern dafür, dass Kompasse funktionierten. Sie rieb an dem Metall und schnüffelte an den Fingern. Es roch fast nach frischem Blut. Im Blut war auch Eisen …
    Deryn zog ihr Taklermesser hervor und schob es in den Sack. Ihre Finger suchten, bis sie einen winzigen Vorsprung in der rauen Oberfläche entdeckte. Inzwischen schnarchte Tesla, und Deryn begann zu sägen. Der Leinensack dämpfte die Geräusche.
    Während sie arbeitete, schossen ihr jede Menge Fragen durch den Kopf. Benutzte Tesla für seine Waffe eine Art Projektil und war dies der Überrest davon? Oder hatte die elektrische Explosion irgendwie das Eisen im sibirischen Boden zusammengeschmolzen?
    Eine Sache

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