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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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getroffen hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Sache mit ihr zu Ende auszutragen.
    An seiner Kabine öffnete er die Tür und bat mit einer Hand herein. »Ladys first.«
    »Leck mich«, sagte sie, ging jedoch vor ihm hinein.
    Er folgte ihr, schloss die Tür leise und setzte sich an seinen Schreibtisch. Durch das Fenster sah er auf dem Erdboden unten vom Mond beleuchtete, schneebedeckte Flecken, die wie Inseln aus einem schwarzen Meer hervorstachen. Deryn blieb mitten im Raum stehen und nahm eine Haltung an, als würde sie sich für einen Kampf bereithalten. Keiner der beiden pfiff den Glühwürmchen zu, damit sie Licht machten. Der Loris, so fiel Alek auf, war in der Kadettenmesse geblieben.
    Einen Moment ärgerte er sich darüber, dass ein Tier Deryn vor ihm entlarvt hatte.
    »Der Schlag war nicht von schlechten Eltern«, sagte er schließlich.
    »Für ein Mädchen, meinst du?«
    »Egal für wen.« Eigentlich hatte es ganz schön wehgetan, und er spürte es noch immer. Er wandte sich ihr zu. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Du bist ein richtiger Soldat, und ein sehr guter dazu. Aber ein Freund bist du eher nicht.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?« Wieder glänzte eine Träne auf ihrer Wange.
    »Ich habe dir alles von mir erzählt«, sagte Alek langsam und vorsichtig. »All meine Geheimnisse.«
    »Aye, und ich habe sie bewahrt.«
    Er beachtete sie nicht und zählte stattdessen an den Fingern ab. »Du hast als erstes Mitglied der Mannschaft erfahren, wer mein Vater war. Du bist der Einzige, der über den Brief vom Papst Bescheid weiß. Du weißt einfach alles über mich.« Er wandte sich ab. »Aber konntest du mir dies nicht anvertrauen? Du bist mein bester Freund – und gewissermaßen mein einziger Freund – und du vertraust mir nicht.«
    »Alek, das stimmt gar nicht.«
    »Also lügst du nur, weil es solchen Spaß macht? ›Entschuldigung, Dr. Busk, vielleicht war es ein Schnüffler.‹« Alek schüttelte den Kopf. »Es ist so selbstverständlich für dich wie Atmen.«
    »Glaubst du, ich bin nur zum Vergnügen hier?« Deryn trat näher ans Fenster und ballte wieder die Fäuste. »Das ist schon ein bisschen eigenartig. Denn als du noch gedacht hast, ich wäre ein Junge, hast du es als brüllend mutig bezeichnet, auf diesem Schiff Dienst zu leisten.«
    Alek sah zur Seite und erinnerte sich an die Nacht, als Deryn ihm vom Unfall ihres Vaters erzählt hatte. Sie hatte sich gefragt, ob es nicht verrückt sei, auf einem Schiff voller Wasserstoff zu dienen, als wollte sie im Geheimen sterben wie ihr Vater.
    Vielleicht war es ja gleichzeitig mutig und verrückt. Schließlich war sie ein Mädchen.
    »Also gut. Du bist ein Flieger, weil dein Vater auch ein Flieger war.« Alek seufzte. »Also, wenn er wirklich dein Vater war.«
    Sie starrte ihn böse an. »Natürlich, du Torfkopf. Die Kameraden von meinem Bruder wussten, dass er eine Schwester hat, deshalb haben wir einen neuen Familienzweig gegründet. Mehr ist nicht dran.«
    »Vermutlich wohnt deinen Lügen eine gewisse Logik inne.« Während er darüber nachdachte, spürte er, wie seine Wut wieder stärker wurde. »Und von mir hast du gedacht, ich wäre ein spießiger, arroganter Prinz, der dich verpetzen würde.«
    »Sei kein Dummkopf .«
    »Ich habe dein Gesicht gesehen, als Dr. Busk uns auf dem Gang erwischt hat. Du hast gedacht, du wärest erledigt. Du vertraust mir einfach nicht.«
    »Nun hör endlich auf, ein Dummkopf zu sein«, sagte sie. »Ich habe nur gedacht, er könnte unseren Streit gehört haben. Wir haben genug gesagt, damit er seine Schlüsse ziehen könnte.«
    Alek fragte sich, wie viel Dr. Busk tatsächlich mitbekommen hatte, und erwischte sich dabei, wie er hoffte, es möge nicht zu viel gewesen sein.
    Deryn holte sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber. »Ich weiß, dass du mein Geheimnis nicht verrätst, Alek.«
    »So wie du meins für dich behalten hast«, erwiderte er kalt.
    »Genau.«
    »Und warum hast du es mir dann nicht erzählt?«
    Sie holte tief Luft, breitete die Hände auf dem Tisch aus und starrte sie an, während sie redete. »Beinahe hätte ich es dir gesagt, als du an Bord gekommen bist und gedacht hast, ich könnte in Schwierigkeiten wegen dir geraten. Ein Mädchen hängen sie schließlich nicht.«
    Alek nickte, obwohl er nicht glaubte, dass es stimmte. Hochverrat blieb schließlich Hochverrat.
    Bei dem Gedanken schüttelte er den Kopf – dieses Mädchen hatte seinetwegen Hochverrat begangen. Sie hatte an

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