Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
Vom Netzwerk:
die Mannschaft mit Tauen und Winden eine schwierige Landung durchgeführt hatte, um überraschend achtundzwanzig neue Passagiere aufzunehmen, schlief der Großteil der erschöpften Männer, und in den Korridoren des Luftschiffs herrschte Leere und Dunkelheit.
    »Bleib einfach hier draußen und verhalt dich still.«
    »Mr. Tesla ist ein ziemlich unausgeglichener Kerl«, flüsterte Alek. »Wer weiß, was der macht, wenn er aufwacht? Volger meint, sein Gehstock ist ziemlich gefährlich.«
    »Aye, das stimmt«, murmelte Deryn. Tesla hatte dem Kapitän versprochen, den Stock an Bord des Luftschiffes nicht zu betätigen. Aber wenn sie den Erfinder erschreckte und er einfach vergaß, dass er an einem Riesenbeutel voller Wasserstoff hing? »Ich werde sichergehen müssen, dass ich ihn nicht wecke.«
    »Warum erklärst du nicht einfach Dr. Barlow, dass er etwas in seiner Kabine hat?«, flüsterte Alek. »Die Schiffswachen können morgen früh danach suchen.«
    Deryn schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, was für eine Geheimniskrämerin Miss Eierkopf ist. Wir sollen die Sache in aller Stille erledigen, damit Tesla nicht erfährt, dass sie ihm auf die Schliche gekommen ist.«
    »Natürlich. Der einfachste Weg kommt für diese Frau nicht infrage.«
    »Pass auf, wenn du helfen willst, dann warte hier draußen und kratz leise an der Tür, falls jemand auftaucht.« Sie zeigte auf das Tierchen. »Und behalte Bovril im Auge. Er kann Schritte viel früher hören als du.«
    »Keine Sorge. Ich bewege mich nicht von der Stelle.«
    »Außer, um dich zu verstecken, falls du irgendetwas hörst.« Deryn erinnerte sich an das Flüstern, das Bovril nachgemacht hatte, als sie heraufgestiegen waren. »Wenn einer von Teslas Russen uns beobachtet hat, könnte er vielleicht herkommen, um Bericht zu erstatten.«
    Alek öffnete den Mund und wollte erneut widersprechen, doch Deryn brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen und holte Dr. Barlows Schlüssel aus der Tasche. Am größten war ein Schild mit Aufschrift Laboratorium befestigt, und der passte genau ins Schlüsselloch.
    »Psssst«, machte Bovril und zischte leise, aber aufgeregt.
    Als sich die Tür öffnete, fiel ein wenig vom grünlichen Licht aus dem Korridor in den Gang, und Deryn stockte der Atem. Natürlich wäre es am leichtesten, wenn sie sofort erwischt würde. Sie war schließlich nur ein pflichterfüllter Kadett, der nach einem wichtigen Passagier schaute.
    Aber Mr. Tesla schlief fest in seiner Koje und atmete tief und gleichmäßig. Der Mond, zu drei Vierteln voll, schien durch das Fenster herein, und die Glasinstrumente, die Dr. Busk hiergelassen hatte, glänzten im silbrigen Schein des Erdtrabanten.
    Deryn trat ein und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Ihr Herz pochte im gleichen Takt wie ihr schmerzender Fuß. Die Tür schloss sich mit leisem Klicken, aber Mr. Tesla rührte sich nicht.
    Auf dem Boden lag geöffnet ein glänzender Lederkoffer. Obenauf strahlte ein ordentlich gefaltetes Hemd weiß im Mondlicht. Der elektrische Gehstock lag auf der Laboratoriumsbank. Der Griff war abgenommen, und man sah zwei Drähte. Nachdem sich Deryns Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah sie, dass die Kabel an die Stromversorgung des Schiffes angeschlossen waren. Dieser Oberpenner lud also seinen Stock auf, obwohl er dem Kapitän das Gegenteil versprochen hatte.
    Sie trat ein paar Schritte ins Zimmer. Der Fuß, mit dem sie die Apparatur aufgefangen hatte, pochte. Sie kniete sich vor den Koffer, schob eine Hand unter das Hemd und tastete herum, entdeckte jedoch nichts außer Kleidung.
    Stirnrunzelnd blickte sie sich um. Dr. Busk hatte den Großteil seiner Eierkopfausrüstung entfernt, daher herrschte im Labor nicht die gewohnte Unordnung. Hier gab es nicht viel Platz, um etwas zu verstecken, jedenfalls nichts, das eine Explosion auslösen könnte, die im Umkreis von vierzig Meilen zu Verwüstung führte. Aber die kleinen Blitze hatten in diese Kabine gezeigt, daher musste sich, was immer Tesla entdeckt hatte, hier befinden.
    Im Stillen fluchte sie. Das passte wieder einmal zu Miss Eierkopf, Deryn auf die Suche nach etwas zu schicken, ohne ihr zu sagen, worum es sich handelte.
    Während sie da kniete und nachdachte, hörte sie ein leises Kratzen von der Tür. Das war Alek, der Alarm schlug …
    Da es ansonsten kein Versteck gab, ließ sich Deryn auf Hände und Knie nieder und kroch unter das Bett.
    In der Dunkelheit wartete sie mit klopfendem Herzen. Aus dem Gang drangen

Weitere Kostenlose Bücher