GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld

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Fahrrad fahren kann. Man sieht es einfach so selten.«
    Alek schüttelte den Kopf. »Und trotz der Bewunderung haben Sie beschlossen, sie zu erpressen.«
    »Ich brauchte ihre Hilfe, um das Schiff zu verlassen. Außerdem dachte ich, Sie auf diese Weise daran zu hindern, an dieser sinnlosen Revolution teilzunehmen und dabei zu Tode zu kommen.« Die Verärgerung in Volgers Stimme ließ ein wenig nach. »Na ja, wer weiß? Vielleicht brauchen wir ihre Hilfe noch einmal.«
    »Wollen Sie damit andeuten, ich sollte weiterhin ihr Freund bleiben?«
    »Natürlich nicht! Ich sage nur, wir könnten sie weiterhin erpressen.«
    »Ach, zum Teufel mit Ihnen«, sagte Alek. Plötzlich befiel ihn der Drang, Dampf und Hitze des Bades zu verlassen. Er ging zur Tür und blieb stehen, während er die Klinke schon gepackt hatte. »Ich gehe zu Teslas Kabine. Falls er heute von Bord zu gehen beabsichtigt, werde ich die Schiffswache auffordern, ihn zu begleiten, bis er in Sicherheit ist.«
    »Es ist natürlich Ihr Recht, uns zu verraten.« Volger verneigte sich. »Wir stehen Ihnen zu Diensten.«
    »Ich werde Sie nicht verraten, Volger, aber der Kapitän würde möglicherweise einige unangenehme Schlüsse ziehen. Es sei denn, sie versprechen mir auf der Stelle –«
    »Das kann ich nicht, Alek. Teslas Behauptungen mögen dem Wahnsinn entspringen, aber das Risiko dürfen wir nicht eingehen. In Wien leben zwei Millionen Menschen, und das ist wahrscheinlich nur die erste Stadt auf seiner Liste. Sie haben gesehen, wozu seine Maschine fähig ist.«
    Alek zog die Tür auf. Er hatte keine Zeit für diesen Streit, und er konnte nicht einen Mann wegen einer eingebildeten Bedrohung sterben lassen. Das alles musste jetzt ein für alle Mal beendet werden. Trotzdem verharrte er abermals, um noch etwas zu sagen.
    »Wenn Sie Deryn Sharp noch einmal bedrohen, Volger – auf welche Weise auch immer –, bin ich mit Ihnen fertig.«
    Der Mann verneigte sich nur erneut. Alek ging hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Mr. Tesla war noch in seiner Kabine, aber auf dem Bett lag ein Lederkoffer. Einer der Russen packte, während Tesla an einem der Labortische arbeitete. Der elektrische Gehstock lag halb auseinandergebaut vor ihm.
    Alek klopfte an die offene Tür. »Entschuldigung, Mr. Tesla?«
    Der Mann blickte gereizt hoch, dann jedoch hellte sich seine Miene auf. »Prinz Aleksandar. Endlich sind Sie gekommen!«
    Alek erwiderte die Verneigung. »Ich muss mich entschuldigen, weil ich auf Ihre Einladung nicht reagiert habe. Ich war indisponiert.«
    »Keine Ursache, Prinz«, sagte Tesla und kniff die Augen zusammen, als er Bovril sah. »Dann sind Sie tatsächlich zum Darwinisten geworden?«
    »Ach, das Tier? Es ist … ein Perspikuitiver Loris. ›Perspikuitiv‹ heißt so viel wie ›schlau‹ oder ›pfiffig‹.«
    »Zum Teufel mit Ihnen«, sagte Bovril und gluckste.
    »Und es kann Menschen beleidigen«, stellte Tesla fest. »Wie sonderbar.«
    Alek warf dem Tierchen einen scharfen Blick zu. »Für gewöhnlich ist Bovril höflicher, so wie ich auch. Ich habe mich gestern Abend nur versehentlich nicht zu Ihnen gesellt. Wir haben so viel zu besprechen.«
    Der Mann drehte den Gehstock, und mit den langen Fingern wickelte er Windung um Windung einen Draht herum. »Die Mahlzeiten auf diesem Schiff sind jedenfalls nicht besonders gut.«
    »Das Essen ist besser, wenn die Kombüse Vorräte hat.« Alek fragte sich, warum er die Leviathan verteidigte, trotzdem fuhr er fort. »Das Gemüse wächst frisch im Inneren, und manchmal bringen uns Kampffalken ihre Beute mit.«
    »Ach, das würde den Hasenbraten erklären. Der Höhepunkt des Abends.«
    Alek zog eine Augenbraue hoch. Dieser Mann hatte frisches Fleisch bekommen, während Alek an altem Zwieback knabberte? Natürlich würden die Darwinisten, wenn sie an die Funktionsfähigkeit von Goliath glaubten, Tesla dreimal am Tag Kaviar servieren.
    »Tut mir leid, dass ich nicht dabei war. Aber jetzt bekommt das Schiff neue Vorräte, und vielleicht könnten wir heute Abend zusammen speisen?«
    Mr. Teslas Miene wurde düster. »Ich muss so schnell wie möglich nach New York zurückkehren. Zumindest habe ich jetzt die notwendigen Erkenntnisse, um meine Arbeit zu beenden.«
    »Ich verstehe.« Alek holte tief Luft und sah zu dem Russen, der eine Hose zusammenfaltete. »Könnten wir vielleicht einen Moment unter vier Augen sprechen, Mr. Tesla?«
    Tesla winkte ab. »Ich habe keine Geheimnisse vor Leutnant Gareew.«
    Alek runzelte die