GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld

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Stirn. Tesla hatte einen russischen Offizier als Kammerdiener? Ohne Zweifel einen Vertrauten des Zaren, der ein Auge auf den Erfinder werfen sollte.
    Dann fiel Alek auf, dass er Leutnant Gareew kannte. Es war der Mann, der Deryn vor zwei Nächten bei ihrem Einbruch gestört hatte. Und möglicherweise hatte er ihn und Deryn beobachtet, wie sie den Metalldetektor durch den Frachtraum getragen hatten.
    Alek wechselte vom Englischen ins Deutsche. »Mr. Tesla, kann diese Waffe tatsächlich den Krieg beenden?«
    »Natürlich kann sie das. Ich habe schon immer mit absoluter Klarheit gesehen, wie meine Erfindungen funktionieren, wie ein Stück zum anderen passt, und zwar sogar, ehe ich die Pläne auf Papier niedergelegt habe. Seit dieser Krieg begonnen hat, arbeite ich daran, die Möglichkeiten der Politik zu erweitern. Ich bin sicher, die Mächte der Mechanisten werden sich mir ergeben, wenn sie keine andere Wahl mehr haben.«
    Alek nickte schweigend und wunderte sich erneut über die eigenartige Wirkung, die Tesla ausübte, wenn man ihm zuhörte. Einerseits sträubte sich alles in Alek gegen die wilden Behauptungen, doch andererseits war er von der Selbstsicherheit des Mannes beeindruckt. Wenn Graf Volger alles einfach falsch verstanden hatte? Falls Goliath tatsächlich funktionierte, konnte Tesla den Krieg in einigen Wochen beenden. Es wäre verrückt , dagegen ein Komplott zu schmieden.
    Doch dann erinnerte sich Alek an den Wald mit den umgeknickten Bäumen und den verstreuten Knochen, an diese albtraumhafte Landschaft, die sich in alle Richtungen ausgebreitet hatte. Wenn solche Zerstörung nun über eine ganze Stadt hereinbräche, um die Mechanistenmächte zur Kapitulation zu zwingen?
    Sicher wusste Alek nur eines: Er konnte nicht in die Zukunft schauen, und er wollte heute kein Blut an den Händen seiner Männer kleben sehen.
    »Den Krieg beenden«, sagte Bovril leise.
    Tesla beugte sich vor, um den Loris zu begutachten. »Was für ein seltsames Tier.«
    »Sir, wenn es eine Möglichkeit gäbe, Sie an Bord zu behalten, würde ich Ihnen vielleicht helfen können. Ich wünsche mir ebenfalls Frieden.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Mein Dampfschiff nach Tokio sticht heute Nachmittag in See, und in zwei Tagen steige ich an Bord meines japanischen Flugtiers nach San Francisco, von wo es dann mit dem Zug direkt nach New York weitergeht. Einen Anschluss zu verpassen würde mich eine Woche kosten, und an jedem Tag, den der Krieg fortdauert, sterben Tausende.«
    »Aber Sie können noch nicht von Bord gehen!« Alek ballte die Fäuste. »Sie brauchen meine Hilfe, Sir. Es geht um Politik, nicht um Wissenschaft. Und mein Großonkel ist der Kaiser von Österreich-Ungarn.«
    »Der gleiche Großonkel, den Sie in den Zeitungen des Mordes beschuldigt haben? Mein lieber Prinz, Sie haben wohl kaum ein besonders herzliches Verhältnis zu Ihrer Familie.« Tesla lächelte milde, als er dies sagte, doch Alek konnte nicht widersprechen.
    Es gab also keine andere Möglichkeit. Er langte nach der Kommandopfeife und rief eine Eidechse. Binnen Sekunden steckte eine den Kopf aus einer Röhre, doch als Alek zu sprechen begann, drehte sich ihm der Magen um. Er konnte seine eigenen Männer nicht verraten, und ohne Begründung konnte er nicht einfach eine bewaffnete Eskorte anfordern.
    Mr. Tesla sah zu der Eidechse und zog eine Augenbraue hoch.
    »Direkt nach New York«, sagte Bovril.
    Alek fand endlich die richtigen Worte. »Kapitän Hobbes, Mr. Tesla und ich würden gern sofort etwas mit Ihnen besprechen. Wir haben eine dringende Bitte. Ende der Nachricht.«
    Das Tierchen krabbelte davon.
    »Eine Bitte?«, fragte Tesla.
    Der Plan entfaltete sich vor Aleks innerem Auge, während er sprach. »Ihre Mission ist zu wichtig, um Zeit mit Dampfschiffen und Zügen zu verlieren. Wir sollten sofort nach New York aufbrechen, und die Leviathan ist die schnellste Möglichkeit, dorthin zu gelangen.«

14. KAPITEL
    »Sind die japanischen Seetierchen so groß wie unsere?«, erkundigte sich Newkirk.
    »Aye, die verfügen über ein paar Kraken«, antwortete Deryn, den Mund voller Schinken. »Aber ihre kleinen Tierchen sind viel tödlicher. Es waren diese Kappa-Monster, die vor zehn Jahren die russische Flotte erledigt haben.«
    »Aye, an die Lektion erinnere ich mich.« Newkirk schob seine Kartoffeln auf dem Teller hin und her, denn er war ein wenig nervös, da sie sich auf feindlichem Territorium befanden. »Lustig, jetzt stehen Japaner und Russen auf der gleichen