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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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die Kappa gewartet!«
    Jetzt, als das Wasser von japanischen Tierchen wimmelte, konnte die Leviathan keine Flechet-Fledermäuse mehr zum Einsatz bringen. Damit hinderte die kleineren, schnelleren Zeppeline nichts mehr daran, anzugreifen und Raketen einzusetzen …
    »Pusteln und Karbunkel«, entfuhr es Deryn.
    Am Ende würde es also doch noch ein richtiges Gefecht geben.

15. KAPITEL
    »Schnell, Jungs, zu den Kampffalken!«, rief Mr. Rigby.
    Er nahm ein Knäuel Seil und warf es Deryn in die Arme, dann eilte er zum Heck des Schiffes. Die beiden Kadetten folgten ihm und schleppten das schwere Tau so schnell sie konnten.
    Während die drei zum Schwanz liefen, wölbte sich der Rücken unter ihnen. Sie rannten den Hang hinab, und Mr. Rigby schrie den anderen Fliegern zu, sie sollten aus dem Weg gehen.
    Direkt über dem Vogelschlag blieb er stehen und riss den Kadetten das Seil aus den Armen. Er kniete sich hin, um ein Ende festzuknoten, und fasste sich dann jedoch vor Schmerz an die Seite. Vor zwei Monaten, kurz vor der Bruchlandung der Leviathan in den Alpen, hatte ihn eine Kugel getroffen.
    »Alles in Ordnung, Sir?«, erkundigte sich Deryn.
    »Aye, aber ich werde nicht mit Ihnen absteigen.« Mr. Rigby warf ihr und Newkirk eine Handvoll Karabinerhaken zu. »Die Hälfte der Falken sind mit Aeroplan-Netzen ausgestattet, die bei Zeppelinen brüllend nutzlos sind. Runter mit Ihnen. Helfen Sie der Vogelmannschaft, die Netze gegen Krallen zu tauschen. Und zwar schnell!«
    »Aye, Sir!«, sagte Deryn. »Ich zuerst!«
    Sie befestigte ihren Sicherheitsgurt mit drei Karabinerhaken am Seil, drehte sich um und rannte direkt auf die Kante zu. Hier, fast am Schwanz, war der große Wal schmaler, und binnen Sekunden flog sie durch die dünne Luft.
    Das Seil zischte wie eine wütende Viper durch die Karabinerhaken, und Deryn ließ sich sehr schnell ab. Die ersten Augenblicke des Falls waren einfach wunderbar, denn alle Sorgen über Tesla, seinen Eisenfußball und den brüllenden Prinzen Aleksandar von Hohenberg blieben hinter ihr zurück. Aber bald drehte sich Deryn und zog ihre Karabinerhaken strammer, bis sie langsam zum Halt kam. Durch den Schwung bewegte sie sich auf den unteren Bauch des Luftschiffs zu, wo sie die Webeleinen mit der behandschuhten Hand ergriff.
    Während sie zum Vogelschlag hinunterkletterte, bewegten sich unter ihren Händen die Zilien hektisch. Die Leviathan war nervös wegen der Zeppeline, die auf sie zuhielten. Deryn fragte sich, was der große Wal wohl in den Mechanistenluftschiffen sah. Betrachtete er sie als andere Flugtiere? Oder als unerklärliche Dinge, die zwar eine vertraute Gestalt hatten, aber vollkommen leblos waren?
    »Keine Bange, Tierchen«, sagte sie. »Wir kümmern uns schon um die.«
    Der Vogelschlag war in hellem Aufruhr, die Tierchen kreischten wie verrückt in ihren Käfigen. Irgendwie wussten sie immer, wann schlechtes Wetter oder eine Schlacht im Anzug war. Während sie sich durch das Heckfenster hineinschwang, rief sie den Männern schon zu, dass sie die Falken neu bewaffnen sollten.
    »Aye, von der Brücke sind Befehle gekommen!«, antwortete Higgins, der oberste Mann im Vogelschlag. Er war bereits in einem der Käfige und nahm einem großen, flatternden Vogel ein Aeroplan-Netz ab. »Wir haben alle Falken, die Krallen hatten, schon losgeschickt, und die anderen rüsten wir um!«
    »Ich helfe gern dabei.« Deryn rutschte an der Leiter hinunter und kämpfte gegen ihre Nervosität an. Sie hatte schon mit Raubvögeln zu tun gehabt, aber nur ein einziges Mal. Und einen Käfig voller aufgeregter Kampffalken hatte sie noch nie betreten.
    Deryn holte tief Luft, öffnete eine Käfigtür und begab sich in einen Wirbelsturm aus Flügeln. Es war schwierig, die Augen offen zu halten, und besonders schwierig, nicht gleich wieder hinauszugehen, doch sie schaffte es, einen der Falken zu packen und seine Flügel glatt zu streichen. Dann arbeitete sie schnell, schnallte den winzigen Harnisch ab, der ein zusammengefaltetes Netz aus Spinnenseide enthielt. Dessen säurehaltige Stränge würden die fragilen Flügel eines Aeroplans binnen Sekunden zerschneiden, hätten jedoch weniger Wirkung bei einem riesigen, imposanten Luftschiff.
    Nachdem sie den Harnisch abgenommen hatte, holte sie sich den nächsten Vogel und überließ es den Vogelhütern, die Krallen anzubringen. Jeder Vogelhüter, den sie kannte, konnte hässliche Narben vom Umgang mit dem messerscharfen Stahl aufweisen, und sie war nicht darauf

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