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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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ist.« Die Reporterin kritzelte etwas. »Der Chef hält große Stücke auf ihn.«
    Deryn schnaubte. »Ganz bestimmt sind sie alte Kumpels. Und jetzt sagen sie, in der Nähe gäbe es einen Flugplatz mit allem, was wir für die Reparaturen brauchen. Und sie würden uns gern abschleppen.« Blinzelnd entzifferte sie den Rest und fluchte anschließend. »Im Gegenzug wünschen sie nur einen kleinen Gefallen.«
    »Und zwar?«
    »Ein wenig Zucker für ihre hungrigen Tiere.«
    »Ach, du meine Güte«, entfuhr es Miss Rogers.
    Deryn schüttelte den Kopf und erinnerte sich an das, was Alek ihr berichtet hatte – Hearst war überaus glücklich gewesen, als er gehört hatte, dass die Leviathan über Mexiko fliegen würde. Und irgendwie hatte er diese ganze Geschichte in Gang gesetzt – den gepanschten Treibstoff, die geschmuggelten Waffen und die Luftschiffe, die sie verfolgten – und alles in einer einzigen Nacht.
    Sie sah sich um. Männer und Schnüffler strömten entlang der Webeleinen nach oben, und dazwischen krabbelten auch einige Boteneidechsen. Sie zog ihre Kommandopfeife hervor und pfiff eine Eidechse herbei. Der Brücke musste Meldung erstattet werden.
    »Und Sie kennen diesen General Villa, sagen Sie?«
    Die Reporterin zuckte mit den Schultern. »Nur dem Ruf nach, aber einige seiner Geschäftspartner kenne ich persönlich.«
    »Sehr gut. Bleiben Sie dicht bei mir und halten Sie Ihre brüllenden Augen offen.«
    »Junger Mann, das brauchen Sie mir nicht extra zu sagen.«

27. KAPITEL
    Die Zilien erwachten schneller, als Deryn erwartet hatte; vielleicht hatten die Mantas das Flugtier erschreckt. Die Motivatormotoren liefen mit Strom aus organischen Batterien, daher wurden sie von Hearsts gepanschtem Treibstoff nicht beeinträchtigt. Bald bewegte sich die Leviathan wieder aus eigener Kraft und folgte den mexikanischen Luftschiffen in sicherem Abstand.
    Deryn schickte eine Boteneidechse zur Brücke und teilte mit, dass Hearst und General Villa befreundet waren. Die Eidechse kehrte zurück und befahl mit der Stimme von Kapitän Hobbes, Deryn solle das Anlegen beaufsichtigen. Das war für gewöhnlich die Aufgabe eines Taklers, aber der Kapitän wollte wohl einen Offizier am Bug wissen. Falls die Gastgeber der Leviathan sich plötzlich doch feindselig verhielten, würde das Schiff allen Ballast abwerfen und in die Luft hinaufschießen. Dann müssten die Leinen gekappt werden, und zwar schnell. »Ich halte mich bereit, Sir«, antwortete Deryn. »Ende der Nachricht.«
    »Sehen Sie, das bestätigt doch, was ich vorhin gesagt habe«, meinte Miss Rogers, während das Tierchen davonkrabbelte. »Wenn man etwas ordentlich erledigt haben möchte, muss man immer den Oberpagen fragen.«
    »Hören Sie endlich auf, mich so zu nennen.«
    »Ich kann Ihnen versichern, junger Mann, von einem Mädchen, das in Hotels aufgewachsen ist, dürfen Sie dies als höchstes Kompliment betrachten.«
    Deryn verdrehte die Augen. Und sie hatte sich eingebildet, Eddie Malone sei eine Nervensäge.
    Wer auch immer für die Panscherei mit dem Treibstoff der Leviathan verantwortlich war, er hatte gründliche Arbeit geleistet. Der Steuerbordmotor war nur ungefähr eine Stunde von Villas Flugplatz entfernt ausgefallen. Die Spitze des Ankermastes ragte aus einem steilen Cañon, der tief genug war, um die ganze Leviathan zu verbergen. Der Cañon hatte nur einen schmalen Zugang und war mit hundert Felsnischen und Spalten entlang der Seitenwände durchsetzt.
    »Eine natürliche Festung«, sagte Deryn. »Vermutlich gehört dieser General Villa also zu den Revolutionären.«
    »Er ist von ganzem Herzen ein Rebell.« Miss Rogers zuckte mit den Schultern. »Allerdings liegen die Dinge jetzt etwas komplizierter. Es ist eher ein Bürgerkrieg als eine Revolution.«
    »Aber er verwendet Mechanistenmotoren. Haben die Deutschen ihre Finger im Spiel?«
    »Alle Großmächte unterstützen die eine oder die andere Seite. Durch den Großen Krieg haben sich lediglich die Einsätze erhöht.«
    Deryn seufzte. Mit einer Sache hatte Alek absolut recht: Auf die eine oder andere Weise nahm dieser Krieg auf jede Nation Einfluss. Selbst dieser ferne Konflikt wurde inzwischen durch die Kriegsmaschinen und Kampftiere Europas bestimmt.
    Da hatte Alek noch mehr Grund, sich schlecht zu fühlen und zu glauben, alles Ungemach in der Welt sei seine Schuld. Manchmal wünschte Deryn, sie könnte diese Schuldgefühle aus seinem Herzen vertreiben oder die Gräuel dieses Krieges von ihm fernhalten. Ihn

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