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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Gefechten und schickt sie nach Los Angeles. Dadurch ist er gewissermaßen eine Art Filmstar.«
    »Also hat Hearst einen Vertrag mit ihm?«
    Die Reporterin schüttelte den Kopf. »Villa hat einen Vertrag mit Mutual Films. Aber ich vermute, der Chef möchte da einsteigen. Schlau, nicht wahr?«
    »Für meinen Geschmack ein wenig zu schlau«, murmelte Deryn. Wenn Hearst so sehr für den Frieden war, wieso schickte er dann Waffen nach Mexiko? Oder ging es ihm nur um seine Wochenschauen?
    »Da ist etwas über uns, Sir«, rief einer der Takler. »Oben auf der Steilwand.«
    Deryn sah hinauf. Eine Rauchsäule stieg von der Kante des Cañons auf. Sie schloss die Augen, ignorierte das Geschrei der Männer unten, lauschte und hörte es – das Dröhnen eines Mechanistenmotors.
    Hatten die Rebellen dort oben eine dieser Laufmaschinen? Aus der Luft hatte sie nichts gesehen, allerdings könnten sich in diesem felsigen Gelände etliche Läufer verstecken.
    »Und in der Richtung auch, Sir!«, rief ein anderer Mann. Deryn drehte sich um und sah eine zweite Rauchsäule auf der anderen Seite des Cañons. Dort stieg auch Staub auf, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich dort etwas bewegte. Die winzigen Luftschiffe hatten vielleicht nur Gatling-Waffen, doch Läufer konnten mit schweren Kanonen ausgerüstet sein.
    Deryn zog ihre Kommandopfeife heraus und pfiff eine Boteneidechse herbei. »Wir werden umzingelt, und die Offiziere auf der Brücke sind zu weit unten und können es nicht sehen!«
    »Aber warum sollte General Villa uns verraten?«, fragte Miss Rogers. »Er will doch die Waffen, die wir ihm bringen.«
    »Vielleicht möchte er die Leviathan ja ebenfalls!«, rief Deryn. »Sie ist eins der größten Luftschiffe Europas. Überlegen Sie nur mal, wie viel Macht er dadurch hier in Mexiko gewinnen würde!«
    Miss Rogers winkte ab. »Aber Mr. Hearst möchte doch nur eine dramatische Geschichte. Wenn die Rebellen uns zerstören, bekommt er überhaupt keine Geschichte!«
    »Aye, bloß hat darüber schon jemand diese brüllenden Rebellen aufgeklärt?«
    »Das sind zivilisierte Rebellen, junger Mann. Sie haben Filmverträge !«
    »Was nicht im Mindesten eine Garantie für Zurechnungsfähigkeit ist!« Deryn spürte, wie eine Boteneidechse an ihrem Hosenbein zerrte. Sie kniete und sagte: »Brücke, hier spricht Kadett Sharp. Ich sehe Läufer auf dem Gelände oberhalb der Steilwände, und zwar mindestens zwei. Könnte ein Hinterhalt sein! Ende der Nachricht.«
    Das Tierchen krabbelte davon, aber es würde mindestens eine Minute brauchen, um die Brücke zu erreichen. Bis dahin würde die riesige Oberseite der Leviathan im Visier der Läuferkanonen sein und wäre so leicht zu treffen wie ein Kricketfeld.
    Sie fuhr herum und sah zu den Mantaschiffen. Die schienen nicht näher gekommen zu sein. Jedenfalls noch nicht.
    »Wenn ich nur einen Kundschafter hinaufschicken könnte«, murmelte Deryn. Aber alle Huxleys waren im Bauch des Schiffs verstaut, um sie vor der hohen Windgeschwindigkeit zu schützen.
    »Sir«, sagte der Takler neben ihr. »Mr. Rigby hat ein Paar Gleitflügel hochbringen lassen, falls der Kapitän Sie zum Boden schicken wollte. Die könnten Sie benutzen.«
    »Aye, aber ich muss nach oben – «, begann Deryn, dann sah sie, wie Staub von den Füßen der Bodenmannschaft aufstieg. Er kroch entlang der Cañonwände nach oben und wurde von einem Aufwind getragen …
    »Holen Sie die Flügel!«, rief sie. »Sofort!«
    Während der Mann davonrannte, beobachtete sie die Luftströmungen im Cañon. Der Wind wehte vom Eingang her direkt zur Nase der Leviathan . Wenn Deryn genau in diese Richtung startete, erhielt sie vielleicht genug Auftrieb, um nach oben zu gelangen.
    »Ich würde immer noch sagen, Sie sind zu misstrauisch«, meinte Miss Rogers.
    Deryn beachtete sie nicht und wandte sich an die Mannschaft an der Armbrust. »Wenn die auch nur einen Micker Ballast abwerfen, kappen Sie das Tau. Warten Sie nicht auf Befehle!«
    »Aye, Sir.«
    Zwei Männer kamen mit den Gleitflügeln, und Deryn zwängte sich in die Gurte. Sie lieh sich zwei Signalflaggen, dann ging sie zehn Schritte vom Bug zurück und machte sich bereit, um Anlauf zu nehmen. Es gab nur ein Problem.
    Der Ankermast stand im Weg.
    »Ach, Mist, verfluchter.« Sie breitete die Arme aus und rannte auf den Rand zu. »Aufgepasst!«
    Die Takler und Miss Rogers duckten sich unter ihren Flügeln, und Deryn rannte an ihnen vorbei und sprang von der Bugkante in die Luft und in den Wind. Der

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