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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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der wie ein stählern glänzender Walleib in die Höhe ragt.
    Da sie nicht springen kann, hält sie sich fest und hofft inständig, dass das Schiff zu rollen aufhört. Unkontrollierbar zitternd, schließt sie die Augen, um das Schwindelgefühl im Kopf und das Ächzen des gequälten Metalls auszublenden. Reflexartig reibt ihre bebende Hand an der blutenden Wunde auf ihrer eiskalten Stirn.
    Der Flugzeugträger hört auf, sich zu drehen, sinkt dafür aber wie ein Aufzug in die Tiefe. Rocky klammert sich fest, als ihr Wasser aufs Gesicht spritzt. Von unten sieht sie das Meer emporschießen.
    Jetzt! Sie zieht an der Schnur, um die Rettungsweste aufzublasen, klettert auf die schiefe Reling und springt.
    Kalter Wind streicht ihr um die Ohren, bis sie mit den Füßen voraus in den tosenden Ozean stürzt und wie ein Anker in die Tiefe sinkt. In sechs Metern Tiefe wirkt der Auftrieb der Weste und bremst ihre Abwärtsbewegung. Strampelnd und paddelnd kämpft sie sich an die Oberfläche zurück, deren Schaum so nah zu sein scheint und doch immer eine Armeslänge entfernt ist.
    Endlich bricht Rockys Kopf in einem Wellental aus dem Wasser. Das wogende Meer hebt sie hoch und lässt sie wieder fallen, bis Übelkeit ihre Eingeweide überwältigt. Von hinten zieht eine Strömung an ihr. Als sie sich umdreht, sieht sie schaudernd, wie die Aufbauten der Ronald Reagan in den Wellen versinken. Ein letztes Aufbäumen, dann ist nur noch der Strudel zu sehen, den das sinkende Schiff im aufgewühlten Meer erzeugt.
    Eine eisige Strömung greift nach Rocky und hält sie fest. Von panischem Schrecken erfasst, beginnt sie zu schwimmen, doch der Strudel ist zu stark und saugt sie rücklings in sich hinein. Die Wogen werden zu gewaltigen Bergen, die sich immer höher erheben, während Rocky sich schneller im Kreis dreht.
    Zu stark, um dagegen anzukämpfen …
    Verzweifelt holt Rocky noch einmal Luft, bevor der Sog des sinkenden Flugzeugträgers sie endgültig packt und unter Wasser zieht.
    Erbittert strampelnd und mit den Armen schlagend, vergeudet Rocky wertvolle Luft, als sie versucht, gegen den gewaltigen Mahlstrom anzuschwimmen.
    Zwölf Meter …, zeigt ihre Taucheruhr an.
    Der Pulsschlag dröhnt ihr in den Ohren.
    Achtzehn Meter …, ein unheilvoller Druck legt sich auf ihr Trommelfell, während ihre Glieder bleiern schwer werden.
    Vierundzwanzig Meter, vierzig Sekunden …, noch immer sinkt sie unaufhaltsam in die Tiefe.
    Wie tief kann ein Mensch tauchen und dabei mit einem einzigen Atemzug überleben? Rocky erinnert sich an Filme über Freitauchen und zwingt sich, nicht mehr gegen den Sog anzukämpfen, um keine wertvolle Energie zu vergeuden.
    Die unheimlichen Geräusche der Tiefe hüllen sie ein. Rocky kneift die Nase zusammen und bläst Luft aus, um den Schmerz in ihren Ohren loszuwerden. Als sie hinabschaut, sieht sie ihre Füße im tiefblauen Meer versinken. Tief unten scheint die Ronald Reagan ihr stöhnend einen letzten Gruß zuzurufen, bevor das mächtige Schiff im ewigen Dunkel seines nassen Grabs verschwindet.
    Bitte lass los …
    Eine Minute …, der Sog in die Tiefe wird kaum spürbar schwächer, während der Schmerz in Rockys Ohren sticht wie tausend Dolche.
    Sechsunddreißig Meter …, noch immer sinkt sie. Mit jedem Meter schwindet ein weiteres Stückchen Kraft und Überlebenswille.
    Fünfundvierzig Meter …, sie spürt ein unerträgliches Brennen in Brust und Kehle.
    In achtundvierzig Metern Tiefe gibt der Sog des Schiffs sie endlich frei.
    Die Luft in Rockys Rettungsweste wird von einem Druck von sechs Atmosphären zusammengepresst und verleiht ihrem Körper keinen Auftrieb mehr. Im Zeitlupentempo mit den Armen rudernd sinkt sie immer tiefer hinab wie eine Marionette, die zum Vergnügen des Todes tanzt, bevor er sie zu sich nimmt.
    Sie schließt die Augen. Ihr Körper gehorcht ihr nicht mehr, ihr Geist ist umnebelt. Bald wird das Meer das Feuer in ihrer Lunge löschen. Mit Tabletten wäre es leichter. Wenn ich bloß meine Tabletten dabeihätte. Keine Schmerzen mehr … keine Hoffnung, kein Hirn, kein Ruhm, keine Schuld. Adieu, Mom. Adieu, Papa Bear.
    Etwas Großes streift wuchtig ihr Gesicht. Der brutale Schlag jagt ihr Adrenalin durch die Adern; ihre Augen öffnen sich unwillkürlich.
    Eine Vielzahl schwimmfähiger Trümmer schießt von dem gesunkenen Flugzeugträger in die Höhe.
    Rocky zwingt ihre Arme, nach dem nächsten Objekt zu greifen, verfehlt es jedoch ebenso wie das folgende. Der Ohnmacht nahe, dreht sie ihren

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