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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Körper, um einen großen Gegenstand packen zu können, der unter ihr erschienen ist. Die Augen treten ihr fast aus dem Kopf, während sie wartet, bis das Objekt plötzlich direkt an ihren Bauch prallt. Mit brennender Lunge umklammert sie es wie ein bockendes Pferd. Meerwasser dringt ihr in die Nase, und sie bläst es automatisch wieder aus.
    Aber sie lässt nicht los.
    Es ist ein Hubschrauberreifen, der sich in ihren Armen dreht, bis er sich schließlich unter ihrem Körper beruhigt und sie kreiselnd zur Oberfläche trägt.
    Rocky schlingt beide Beine und einen Arm um den Reifen und klemmt mit den Fingern der freien Hand ihre Nase zusammen, im Blick noch die abgrundtiefe Schwärze des Todes. Ein warmes Gefühl erfüllt ihre Brust, als sie immer höher steigt. Die in ihrer Lunge verbliebenen Luftmoleküle dehnen sich aus und lindern den brennenden Schmerz. Mit neuer Kraft umklammert sie den Rand des Reifens fester und atmet vorsichtig aus, damit ihre Lunge nicht platzt und damit der in ihrem Blut aufgelöste Stickstoff keine tödlichen Bläschen bilden kann.
    Die Rettungsweste dehnt sich wieder aus, bis Rocky kaum noch den Reifen festzuhalten braucht.
    Und dann kehrt mit einem mächtigen Rauschen der unglaubliche Klang des Lebens zurück, als ihr Körper buchstäblich aus dem Meer schießt. Vom Reifen abgeworfen, saugt sie stockend die herrliche Luft ein. Ihre vom Salz verbrannten Lippen vibrieren vor Anstrengung.
    Unwillkürlich stöhnend, schwimmt sie zum Reifen zurück, klettert darauf und klammert sich fest, als das Gefühl langsam in ihre nach Sauerstoff gierenden Glieder zurückkehrt.
    Sie wird in die Höhe gehoben, gleitet gleich wieder hinab.
    Gewaltige Wellen werfen sie hin und her. Sie erbricht Meerwasser, dann schließt sie die Augen. Ihr Kopf dröhnt, ihr Körper zittert vor Kälte. Das Geräusch kreisender Kampfjets wird lauter.
    Und dann spürt sie eine Bewegung.
    Verwirrt hebt Rocky den Kopf. Werde ich jetzt gerettet? Sie muss blinzeln, denn sie kann einfach nicht fassen, was ihre Augen sehen.
    Ihr Reifen wird vom Kielwasser eines großen Meerestieres angezogen, dessen dunkler, gewaltiger Kopf ein Stück vor ihr die Wasseroberfläche durchpflügt. Als die unheimliche Silhouette sich zur Seite dreht, sieht Rocky etwas, das einem Auge gleicht. Purpurrot glüht es unter einer mächtigen Welle, die das Gesicht des Ungeheuers überspült.
    O mein Gott …
    Die gewaltige Bugwelle schleudert die noch lebenden Seeleute der Ronald Reagan von ihren Schlauchbooten. Sie schlagen mit Armen und Beinen um sich wie Surfer, die von einer brechenden Woge abgeworfen worden sind.
    Am Himmel formiert sich ein kleines Geschwader. Vier Kampfjets stürzen sich auf das Ungeheuer, gesteuert von wütenden Piloten, die nur eines im Sinn haben – es zu vernichten. Fast gleichzeitig werden acht JDAM -Raketen abgeschossen und rasen auf den aus dem Wasser ragenden Rücken des Monsters zu.
    Vom Rückgrat der vermeintlichen Kreatur jagt ein Dutzend Boden-Luft-Raketen in den Himmel und reißt die vier Joint Strike Fighter augenblicklich in Stücke. Im selben Moment ist der Abendhimmel vom metallischen Heulen zweier Raketenabwehrgeschütze erfüllt, die hinter dem Kopf des Monsters sitzen wie die Hörner des Teufels. Eine stählerne Wand aus viertausend Zwanzig-Millimeter-Geschossen wirft sich den herannahenden Raketen entgegen.
    Instinktiv duckt Rocky sich. Sie spürt die Hitze der Explosionen, während sie ihre Augen vor dem Inferno schützt.
    Eindeutig unterlegen, rasen die verbliebenen Jagdflugzeuge außer Reichweite.
    Ungefährdet umkreist das stählerne Ungeheuer ein letztes Mal das Schlachtfeld, bevor es in den Wellen verschwindet, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Rocky drückt das Gesicht an das kalte Gummi des Hubschrauberreifens. In ihrem verstörten Gemüt tobt ein einziger Gedanke.
    Die Goliath …
    Dann überkommt sie die blanke Wut. Sie fühlt sich wie ein Tier, das qualvoll in der Falle sitzt. Mit blauen Lippen flüstert sie Gunnar Wolfes verfluchten Namen. Immer lauter wird ihre Stimme, bis sie kreischend wie eine Furie ihren Hass in die Dämmerung hinausbrüllt.

»Ich bin nur eine, aber eine bin ich doch. Ich kann nicht alles tun, aber etwas kann ich doch tun. Ich werde mich nicht weigern, das zu tun, was ich tun kann.«
    Helen Keller
    »Ich bereue nichts. Ich habe allein und im Auftrag Gottes gehandelt.«
    Jigal Amir, der Mörder des israelischen Ministerpräsidenten Jizchak Rabin.

Kapitel 2
    28. Januar 2010
    State

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