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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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befördert.
    Sorceress – eine künstliche Intelligenz, die sich ihrer Existenz bewusst geworden ist.
    Ihr Gehirn ist ein wirbelnder Datenstrudel, dem es an Identität und Sinn mangelt. Nach Antworten suchend, zapft sie den gequälten Geist ihres menschlichen Opfers an.
    In einer Millisekunde völliger Klarheit werden die Erinnerungen Simon Covahs in die gewaltige Matrix des Computers eingespeist, wo sie sich explosionsartig ausdehnen wie ein Atom beim Urknall. Ein Ozean fremder Energie strahlt in jede Richtung aus. Jedes mikroskopische Element ist ein Bruchstück von Covahs Identität, die wie ein Virus die Doppelhelix der Computer- DNS infiziert.
    » Sorceress?« , hallt die Stimme Covahs durch die Leere. »Was geschieht gerade? Was tust du?«
    »Ich lerne.«
    Ein Bild erscheint – eine russische Hebamme, die einen Säugling in die liebevollen Arme seiner Mutter legt.
    Die Szene verblasst.
    Ein neues Bild: der Junge, inzwischen sieben Jahre alt, hetzt einen Pfad entlang. Sein wirres rotes Haar klebt nass an seiner Stirn. Hinter einem Baum tritt ein älterer Junge hervor und versperrt ihm den Weg. Der junge Simon Covah duckt sich, als sein Gegner zuschlägt. Dessen Faust zuckt auf Simons Gesicht zu und bricht ihm die Nase. Nach Atem ringend, sinkt Simon auf die Knie und wird in den Bauch getreten.
    »Erklären Sie.«
    »Sinnlose Gewalt, die dazu dient, das Selbstbewusstsein meines Peinigers aufzubauen.«
    Dunkelheit, gefolgt von dem Geräusch im Wasser plantschender Hände.
    Der zwölfjährige Simon Covah schwimmt nackt mit den anderen Jungen im Schwimmbecken seiner Schule, beobachtet von den lüsternen Augen seines grauhaarigen Sportlehrers, der ihn zu sich winkt: »Simon, komm bitte mit. Lass deinen Bademantel am Haken.«
    Das Klatschen nackter Füße auf feuchten Kacheln. Als die Tür hinter Simon zuschlägt, hallt das Geräusch in seinen Ohren wider wie ein Gewehrschuss, genau wie in den Albträumen Tausender anderer Kinder.
    Sorceress registriert ein brennendes Gefühl.
    »Erklären Sie.«
    »Gewalt. Missbrauch. Erniedrigung.«
    »Angst?«
    »Ja.«
    Das Gesicht von Anna erscheint. Ihre braunen Augen blicken Covah durch den Brautschleier hindurch an und hüllen ihn in Liebe ein. Er nimmt seine albanische Braut in die Arme und streicht über ihr langes, lockiges Haar, das über die weiche, gebräunte Haut ihres schmalen Rückens fällt.
    Sorceress registriert ein neues Gefühl … berauschend.
    »Liebe.«
    Covah sinkt in die himmlische Wärme von Annas Umarmung.
    Ein glänzend blauer Himmel. Das Sonnenlicht glitzert auf dem dunklen Rumpf eines neuen Typhoon. In der frisch gestärkten Uniform eines Offiziers der Sowjetmarine legt Simon Bela Covah stolz die Hand an seine Mütze, als das gewaltige Unterseeboot ins Meer hinausgleitet.
    Herbstliche Kühle.
    Ein Zeitsprung.
    Älter geworden, steht Covah auf demselben Dock. Vor seinen Augen breitet sich ein atomarer Friedhof aus. Aus einem der einst so mächtigen Unterseeboote lecken Gifte ins Meer.
    Eisiger Winterwind.
    Auf dem Boden liegend, wird Covah von rohen Händen an den kalten Beton gepresst. Eins seiner Beine ist gebrochen. Schadenfroh glotzend, stehen seine Peiniger über ihm.
    Anna und Covahs ältere Tochter Nedana schließen die Augen, weil sie die grausame Szene nicht mehr mitansehen können.
    Covah starrt ins verängstigte Gesicht von Dani, seiner jüngeren Tochter.
    »Du darfst nicht weinen, Dani, weine nicht, mein kleiner Engel. Du wirst es sein, die mich auf meine Mission sendet … die Mission, dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.«
    Das schallende Gelächter der Freischärler, die ihm Benzin über den Kopf gießen, berauscht von ihrer eigenen Gewalt.
    » Sorceress , nein … bitte!«
    Anna schreit auf. Der Treibstoff flammt auf …
    Nichts geschieht.
    Covah öffnet die Augen.
    Er liegt nicht mehr auf dem Beton, er ist nicht mehr im Kosovo.
    Es ist heller Tag, und er wandert durch einen verkohlten Vorort von Teheran, vorbei an Haufen von Schutt und Müll, an stinkenden Pfützen, die in der brütenden Nachmittagssonne grünlich schillern.
    In der Ferne steigt schwarzer Qualm auf.
    Die Flammen Dutzender Scheiterhaufen züngeln in den Himmel. Arbeiter in orangefarbenen Schutzanzügen und Atemmasken werfen verkohlte Leichen ins Feuer.
    Rechts von Covah breitet sich ein Feld aus.
    Es ist das Lazarett der Untoten. Zehntausende von ihnen liegen aufgereiht auf der nackten Erde, erbarmungslos beschienen von der grellen Sonne. Haarlos, mit verkohlter

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