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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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kleineren Maat wütend an. Vergiss es, G-Man. Denk dran, Disziplin ist eine höhere Stufe der Intelligenz. Er zieht sein durchnässtes T-Shirt aus, dreht sich um und geht auf die Tür zu.
    Die Männer drängen sich zusammen und weigern sich, ihm Platz zu machen.
    Ein Matrose mit nacktem Oberkörper tritt vor. Er ist fünf Zentimeter größer und gut zwanzig Pfund schwerer als Gunnar. Auf der breiten Brust und den muskelbepackten Armen werben Tattoos für sein Rugby-Team, den Namen seiner Mutter und die christliche Religion.
    »Wegen dir sind ’ne Menge brave Seeleute abgesoffen.« Mit hasserfülltem Ausdruck in den braunen Augen stößt der Mann Gunnar seinen Zeigefinger vor die Brust. »Ganz schön mutig von dir, zu uns an Bord zu kommen, kann ich nur sagen …«
    Gunnar packt den Zeigefinger mit der linken Hand und biegt ihn zurück, bis das Gelenk aus der Pfanne springt. Dann macht er einen raschen Schritt vorwärts und rammt seinem größeren Gegner den Ellbogen an die Nase. Von dem brutalen Stoß ebenfalls erfasst, taumelt ein anderer Matrose rückwärts, sodass Gunnar hinter seinen verletzten Gegner treten und ihm den Unterarm um die Gurgel legen kann.
    »Zurück, Jungs, sonst zerquetsche ich eurem Freund den Kehlkopf.«
    Drohende Blicke, doch die Männer weichen zurück.
    Gunnar spürt warme Blutstropfen auf seinen Arm fallen. »Nur zur Information: Ich habe die Pläne der Goliath zwar nicht an die Chinesen verscherbelt, aber ich hab keine Hemmungen, jeden umzubringen oder zum Krüppel zu machen, der sein Spielchen mit mir treiben will.« Er deutet auf einen Matrosen, der wie der Rädelsführer aussieht. »Du da, zieh dein T-Shirt aus!«
    Der Mann schneidet eine Grimasse, gehorcht jedoch und wirft Gunnar sein Shirt zu.
    Gunnar lockert seinen Griff und stößt den tätowierten Seemann von sich weg. Dann weicht er ein Stück zurück, nimmt eine Decke und ein Kissen aus einer Koje, dreht sich um und verlässt den Torpedoraum in Richtung Bug.
    Die sechzehn vertikalen Abschussrohre für die Trident II-Raketen sind in acht Zweierreihen angeordnet. Jedes der Silos, die wie stählerne Baumstämme links und rechts des Gangs aufragen, enthält ein fünfundsechzig Tonnen schweres Atomgeschoss. Gunnar geht zwischen ihnen hindurch und bleibt an Silo Nummer sieben stehen.
    Nur ein paar Stunden Schlaf …
    Er legt Kissen und Decke zwischen das siebte und achte Rohr, lässt sich fallen und rollte sich zusammen. Kaum hat er die Augen geschlossen, versinkt er vor Erschöpfung rasch in einen Traum.
    Er ist wieder in Leavenworth und starrt, auf seiner Pritsche liegend, auf die nackten Betonwände seiner Zelle. Tierhafte Schreie hallen durch die Flure, weil wieder ein Insasse den Verstand verloren hat und lautstark Bambule macht.
    Zehn Jahre …
    Einer seiner Mitgefangenen hat ihm geraten, die Tage nicht zu zählen, weil seine Entlassung so weit entfernt ist, dass es zu quälend ist, darüber nachzudenken.
    Nun ist Gunnar allein, hat das Laken über den Kopf gezogen und knirscht mit den Zähnen. Tränen des Zorns, der Enttäuschung und der Angst laufen über sein Gesicht und tropfen auf die Matratze. Seine innere Stimme, die eines Farmerjungen, der zum Opfer geworden ist, fleht Gott an, ihn von diesem höllischen Albtraum zu befreien.
    Zehn Jahre …
    Alle hat er verloren – Rocky und ihren Vater, seine Familie, seine Freunde, seine Kameraden. Nur Tiere sind um ihn, die gegenseitig auf die Schwächen des anderen lauern. Tiere, die darauf warten, dass er die Deckung fallen lässt, damit sie ihn in der Dusche vergewaltigen oder auf dem Hof zu Boden schlagen können.
    Gunnar schlägt krampfhaft die Augen auf. Sein Herz klopft wie rasend. Er hebt den Blick und betrachtet den engen Raum zwischen den Rohren. Die klaustrophobische Umgebung erinnert ihn an die Zeit, die er in Isolationshaft verbracht hat, als Strafe für seine Auseinandersetzung mit jenem Nazi namens Barnes. Nackt hat er damals im Dunkeln auf dem Betonboden gelegen und sich nutzlos das Hirn zermartert, weshalb er so jäh in Ungnade gefallen ist. Wie Schatten sind Angst und Stress auf ihn eingestürmt, bis er das Gefühl hatte, langsam zu ersticken …
    Dem Wahnsinn nahe, hat sein Hirn sich instinktiv an seine harte Ausbildung erinnert. Seine Ranger-Mentalität wurde zu seinem Kompass, zu seiner Rettung im Dunkel des Vergessens. In eine Welt geworfen, in der er keine Menschenseele bei sich hatte, wurde ihm bewusst, dass er noch immer sich selbst besaß. So wurde die

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