Goliath: Roman (German Edition)
nicht, nicht im Mindesten. Die Vengeance als Köder zu gebrauchen, bringt mein Schiff und meine Mannschaft kaltblütig in Gefahr.«
»Zur Kenntnis genommen, Commander. Ist das alles?«
Whitehouse schießt das Blut ins Gesicht. »Nein, Sir. Ich empfinde es als persönliche Beleidigung, dass Mr. Wolfe an Bord meines Schiffs gekommen ist. Nach einhelliger Auffassung sämtlicher Offiziere und Mannschaften der Royal Navy hat dieser Mann jeden Matrosen der NATO -Flotte verraten und hätte vor sechs Jahren wegen Hochverrats gehängt werden sollen.«
Der »Bear« atmet tief aus, dann fixiert er den britischen Offizier. »Commander, Gunnar Wolfe hat seinem Land fast ein Jahrzehnt unter meinem Kommando treu gedient. Bei Sondereinsätzen hat er sein Leben nicht weniger als ein Dutzend Mal aufs Spiel gesetzt. Als sein Ranger-Team in Somalia dreißig Leute aus dem Schlamassel geholt hat, wurde er schwer verwundet. Bis heute bin ich der festen Überzeugung, dass er in jeder Hinsicht unschuldig ist. Zudem ist seine Teilnahme an diesem Einsatz unerlässlich für den Erfolg.« Jackson funkelt sein Gegenüber an. »Daher möchte ich Ihnen und Ihren Leuten dringend raten, Captain Wolfe ohne Vorurteile entgegenzutreten, damit er seinen Auftrag erfüllen kann. Ist das klar, Commander?«
»Vollkommen klar … Sir.«
Gunnar sitzt im Sanitätsraum und schaut zu, wie der Sanitätsoffizier der Vengeance Plastikfläschchen mit Medikamenten in den Schränken verstaut.
General Jackson kommt herein. »Bist du bereit?«
»Ich glaube schon.« Gunnar steht auf, löst seinen Gürtel, lässt die Hosen herunter und legt sich auf den Operationstisch. »Wissen Rocky oder David eigentlich Bescheid?«
»Nein, und dabei sollte es auch bleiben.« Jackson reicht dem Sanitätsoffizier eine hauchdünne Scheibe aus Hartplastik von der Größe einer kleinen Münze. »Pflanzen Sie das in den Oberschenkel ein, gleich unterhalb der Hüfte.«
Der Brite tupft die Stelle mit Alkohol ab und vereist sie, um anschließend einen kleinen Schnitt mit seinem Skalpell zu machen. Fünf Stiche, dann befindet sich der Sender sicher an seiner Position.
Der Sanitätsoffizier verlässt den Raum.
»Der Sender übermittelt seine Signale in vorab festgelegten Abständen, um es Sorceress zu erschweren, ihn zu entdecken – vorausgesetzt, der Computer ist überhaupt in Funktion«, sagt Jackson. »Hast du dir schon einen Decknamen ausgedacht?«
Gunnar schnallt seinen Gürtel zu. »Joe-Pa.«
Jackson nickt. »Dein alter Coach Paterno wäre stolz auf dich.«
Der frühere College-Footballer schüttelt den Kopf. »Ich glaube kaum.«
Beim Entwurf eines Atom-U-Boots muss jeder Quadratmeter optimal verplant werden, oft zu Lasten des Komforts der Mannschaft. Die Kojen, kaum größer als schmale Särge, sind dreistöckig übereinandergestapelt und werden gelegentlich von mehreren Matrosen gemeinsam benutzt. Bei diesem sogenannten Kojentausch schläft der eine, während der andere Dienst hat.
Über den Schlafplatz der U-Boot-Fahrer entscheidet meistens der Dienstrang. Die schlimmsten Plätze an Bord befinden sich normalerweise im Torpedoraum, wo die Kojen direkt unter den Gestellen mit den hochexplosiven Waffen des U-Boots angebracht sind – ein guter Grund für klaustrophobische Gefühle.
Das rechte Bein schonend, schlüpft Gunnar in den Torpedoraum. Seine Instinkte schlagen Alarm, als mehrere Matrosen sich hinter ihm zusammenrotten. Vor ihm steht der Obermaat und grinst ihn unverfroren an.
»Wolfe, stimmt’s? Sie pofen hier, ganz unten.« Der Obermaat schlägt spielerisch auf einen der Tigerfish-Torpedos, die gesichert auf ihren Gestellen liegen. Darunter ragen übereinander zwei nackte Metallkojen aus der Wand, jeweils mit einer dünnen Matratze und Bettzeug ausgestattet.
Gunnar spürt die Blicke in seinem Rücken, als er sich duckt und in die unterste Koje kriecht. Erschrocken fährt er sofort wieder hoch, doch es ist zu spät. Sein ganzer Rücken ist feucht. Beißender Uringestank steigt ihm in die Nase.
Er rollt sich aus der Koje. Die Matrosen feixen, einige von ihnen murmeln gehässige Kommentare, wie er sie in den letzten zehn Tagen nur zu oft gehört hat. Er richtet sich auf und mustert den Obermaat drohend. Seine Müdigkeit schürt seine Wut und seinen Killerinstinkt nur noch.
»Tut mir echt leid, Wolfie, mien Jong, ich hätte Sie wohl warnen sollen. Kadett Warren ist manchmal ’n ziemlicher Bettnässer.«
Höhnisches Gelächter.
Gunnar starrt den deutlich
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