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Gondeln aus Glas

Gondeln aus Glas

Titel: Gondeln aus Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Potocki?»
    «Wir haben manchmal auf der Treppe miteinander geredet. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner.»
    «Was genau macht er, wenn er sich nicht mit  fremden Frauen trifft?»
    «Arbeitet an einer Übersetzung eines Goldoni- Stückes ins Polnische. Er wird im Frühling für ein paar Monate nach Wien gehen und das Stück dort inszenieren.»
    «Ist er Regisseur?»
    Tron zuckte die Achseln. «Eigentlich Offizier. In russischen Diensten. Aber wann und aus welchen Gründen er ausgeschieden ist, weiß ich nicht. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es nicht einfach ist, an der Seite einer berühmten Frau zu leben. Gewissermaßen als ihr Anhängsel durch die Welt zu schieben.»
    «Du meinst, er brauchte Bestätigung?» Die Augenbrauen der Principessa schwebten in die Höhe.
    Tron nickte. «Vermutlich. Und die hat er sich gesucht.»
    «Hast du Probleme damit?» Die Principessa gestattete sich ein Schlückchen Champagner.
    «Womit?»
    «In den Augen gewisser Leute mein Anhängsel zu sein.»
    Tron musste lachen. «Ich bin ein Tron .»
    «Du betonst das Tron so. Und was bin ich dann?»
    «Ich betrachte dich nicht … dynastisch.»
    Die Principessa lehnte sich zurück. «Weil die Montalcinos in dieser Hinsicht nicht viel wert sind? Und weil du einen Palazzo, von dem der Putz nicht abblättert, im Grunde deines Herzens für vulgär hältst? Ist das der Grund dafür, dass du dich standhaft weigerst, deinen abgewetzten Gehrock durch einen neuen zu ersetzen? Weil du es als Tron nicht nötig hast?»
    «Da könnte etwas Wahres dran sein.» Tron nickte und leerte sein Glas. Weil er nicht warten wollte, bis das Eis im Kühler geschmolzen war und der Champagner warm wurde, füllte er sofort wieder auf.
    Jetzt musste die Principessa ebenfalls lachen. «Du bist so arrogant, dass du schon wieder niedlich bist, Tron.» Dann wurde sie wieder ernst. «Und was ist mit dieser Kinsky?»
    «Was soll mit ihr sein?»

    «Jemandem eine Schlinge um den Hals zu werfen und sie zuzudrehen, bringt auch eine Frau fertig.»
    «Exakt die Worte von Dr. Lionardo.»
    «Wenn es stimmt, dass sich diese Kinsky nach Potocki verzehrt hat», sagte die Principessa nachdenklich, «hätte sie ein Motiv gehabt, seine Frau zu tö ten.»
    «Dass die Kinsky ihn angebetet hat, ist Potockis Version», sagte Tron. «Sie selber hat das Gegenteil behauptet. Nämlich, dass er ihr nachgestellt hat.»
    «Das könnte sie sich eingebildet haben.» Die Principessa zündete sich eine Zigarette an und blies einen perfekten Rauchring über den Tisch. Dann fragte sie: «Verstehst du, warum sie sich als Braut des Herrn ausstaffiert?»
    «Ihre Antwort wäre vermutlich, dass sie damit den Nachstellungen Potockis entgehen möchte.»
    «Überzeugt dich das?»
    Tron schüttelte den Kopf. «Aber das, was mir Potocki über sie erzählt hat, überzeugt mich auch nicht.» Er seufzte. «Was mich am meisten irritiert, ist die Tatsache, dass Konstancja Potocki erdrosselt wurde. Nicht erwürgt, sondern erdrosselt. Mit irgendeinem schmalen, festen Band.»
    Die Principessa hatte sofort begriffen, was Tron damit sagen wollte. «So wie Kostolany?»
    Tron nickte. «Genau so wie Kostolany.»
    «Also ist es für dich kein Zufall, dass sich beide Verbrechen so ähnlich sind? Ist es das, was du sagen willst?»

    «Wenn Pater Terenzio den Mord im Palazzo da
    Lezze begangen hat, war es tatsächlich nur ein Zufall.»
    «Und wenn nicht?»
    «Dann käme Troubetzkoy wieder ins Spiel.»
    Die Principessa schüttelte ungläubig den Kopf.
    «Die Vorstellung, dass jemand seine Geliebte tötet, weil sie sich von ihm trennen will, ist einigermaßen absurd.»
    «Nicht, wenn der ganze Typ einigermaßen absurd ist.»
    «Ist der Großfürst das?»
    Tron zuckte die Achseln. «Ich kenne ihn nicht gut genug. Aber bei einem Mann wie Troubetzkoy würde mich nichts überraschen.» Tron nahm einen Schluck aus seinem Champagnerglas. Dann sagte er: «Da ist übrigens noch etwas anderes.»
    «Und was?»
    «Konstancja Potocki hatte ihrem Mann gegenüber erwähnt, dass Troubetzkoy Probleme mit einem  Gemälde hatte. Das war aber schon alles, was mir Potocki sagen konnte.»
    «Du meinst, Konstancja Potocki könnte etwas  gewusst haben, das sie lieber nicht hätte wissen sollen? Und dass sie auch aus diesem Grund sterben musste?» Die Principessa machte ein nachdenkliches Gesicht. «Ob Troubetzkoy bekannt war, dass du sie jede Woche um dieselbe Zeit besucht hast?»
    Tron nickte. «Wahrscheinlich.»
    «Vielleicht hat sie dir

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