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Gondeln aus Glas

Gondeln aus Glas

Titel: Gondeln aus Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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irgendetwas sagen wollen.»

    «Möglich. Aber daraus ergibt sich noch lange keine belastbare Indizienkette, wie Bossi sagen würde.»
    «Und was hast du jetzt vor?»
    Tron musste auf einmal gähnen, und dann stellte er fest, dass sich die Principessa geirrt hatte. Nach einer halben Flasche Champagner wurde er keineswegs schlagartig müde – wohl aber nach einer drei viertel Flasche. Schlagartig, dachte er, war genau das richtige Wort. So als hätte ihm jemand einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf versetzt – mit der Champagnerflasche. Was hatte die Principessa ihn gerade gefragt? Hatte sie ihn überhaupt etwas gefragt? Worüber redeten sie eigentlich? Ja, richtig.
    Über den Mord im Palazzo Contarini. Und sie wollte wissen, was er vorhatte.
    Wieder musste er herzhaft gähnen. Das war unhöflich, aber er konnte es nicht vermeiden. Ob es ihn wohl erfrischen würde, wenn er seinen Kopf kurz auf den Tisch legte? Auf dieses herrliche Tischtuch aus weißem Leinen, das ihn an ein Kopfkissen erinnerte? Nur ganz kurz? Zwei, drei Atemzüge lang, bevor er wieder vollständig bei Kräften war?
    «Ich werde mit Troubetzkoy reden», sagte Tron, während er ohne Erstaunen feststellte, dass sich die Tischplatte langsam hob und seiner Wange entgegenschwebte. «Gleich morgen Vormittag.»

27
    Tron öffnete träge die Augen und registrierte, dass die Polizeigondel das Becken von San Marco verlassen hatte und sich jetzt der Salute näherte. Warum fühlte er sich so angenehm ermattet und zugleich beschwingt? So als hätte er die Nacht im Palazzo Balbi-Valier mit orientalischen Ausschweifungen verbracht – was definitiv nicht der Fall war? Lag es an diesem schwerelosen Dahingleiten der Gondel, das ihn – weiß der Himmel warum – jedes Mal wunschlos glücklich machte? Tron fielen wieder die beiden Gedichtzeilen ein, von denen er nie wusste, wer sie geschrieben hatte.

    How light we move, how softly! Ah, 
    Were life but as the gondola

    Wer hatte sie verfasst? Ein Engländer? Oder handelte es sich am Ende um eine Übersetzung aus dem Venezianischen? Rätsel über Rätsel. Tron seufzte und lehnte sich wieder in die Polster zurück. Er schloss die Augen. Noch ein, zwei Jahrtausende, und diese Stadt würde keine Geheimnisse mehr für ihn bergen.
    Bossis Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. «Was ist, wenn Troubetzkoy uns nicht empfängt?»
    Tron richtete sich auf. «Ich bezweifle, dass er uns nicht empfängt. Das würde ihn automatisch verdächtig machen.»

    «Werden Sie ihn mit dem konfrontieren, was Potocki behauptet hat?»
    Tron sagte: «Ich denke schon. Wenn ich ihn aus der Reserve locken kann, sagt er vielleicht etwas, das er gar nicht sagen wollte. Es wäre schon ein Erfolg, wenn sich ein paar Risse auf seiner Fassade zeigen würden.»
    «Ist es das, womit Sie rechnen, Commissario?»
    Gute Frage, dachte Tron. Womit rechnete er?
    Auf einer bestimmten Ebene hatte ihn Potocki überzeugt. Andererseits war nicht auszuschließen, dass Troubetzkoy sich überhaupt nicht verplappern konnte. Einfach deshalb, weil er unschuldig war. Und es auch beweisen konnte. Tron sagte: «Ich könnte mir auch vorstellen, dass er ein perfektes Alibi hat.»
    «Sie meinen, ein richtiges Alibi?» Bossi hörte sich ausgesprochen unzufrieden an.
    Tron musste lächeln. «Ein echtes Alibi, Bossi. Ein wasserdichtes.»
    «Und dann?»
    Die Gondel hatte die Accademia-Brücke passiert, und die volta des Canalazzo tauchte vor ihnen auf, der Knick nach rechts, an dem der Palazzo Mocenigo und der Palazzo Contarini delle Figure lagen.
    «Dann wissen wir», sagte Tron, «in welche Richtung wir nicht ermitteln müssen.» Als er Bossis enttäuschtes Gesicht sah, fügte er noch hinzu: «Aber im Moment steht Troubetzkoy ganz oben auf meiner Liste.»

    Troubetzkoy erwartete sie in einem der Empfangssalons, die zu beiden Seiten der sala lagen. Er saß an einem Schreibtisch, über dem ein Portrait des Zaren hing, und machte sich nicht die Mühe aufzustehen, als Tron und Bossi den Salon betraten.
    Das Hausmädchen hatte sie sofort vorgelassen. Offenbar hatte der Großfürst mit dem Besuch Trons gerechnet.
    «Die Köchin der Potockis hat es unserer Köchin erzählt», sagte Troubetzkoy, ohne sich lange mit Höflichkeitsfloskeln abzugeben. Allerdings hatte er Tron einen Stuhl angeboten. Bossi stand, wie beim letzten Besuch, neben der Tür. «Und unsere Kö chin», fuhr Troubetzkoy fort, «hat es der Großfürstin mitgeteilt.» Der Großfürst machte ein

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