Gone 5: Angst (German Edition)
Ende setzen könnte. Sofern Drake sie nicht daran hinderte.
Nein, nicht Drake. Jetzt war Brittney wieder da. Ihr Atem klang anders als seiner. Konnte es sein, dass sie sich inzwischen öfter abwechselten? Sie erlaubte sich die vage Hoffnung, dass Drake schwächer wurde. Sie erlaubte sich noch eine andere Hoffnung: dass er und Penny aufeinander losgingen.
Diana entspannte sich ein wenig. Brittney war auch nichts anderes als ein Werkzeug des Gaiaphage, aber im Unterschied zu Drake brachte sie Diana keinen Hass entgegen.
Leider fehlte Brittney aber auch der Orientierungssinn und sie hatte keinerlei Macht über Penny.
»Weißt du, was echt unheimlich wäre?«, fragte Penny gerade. »Wenn du wieder schwanger wärst. Nur diesmal mit Ratten. Hungrigen Ratten!«
Diana spürte, wie ihr Bauch anschwoll und unzählige Zähne …
»Lass das«, sagte Brittney in aller Ruhe. »Sie ist die Mutter unseres Herrn.«
Die Illusion verschwand.
»Halt’s Maul, Brittney! Ich höre vielleicht auf Drake, aber sicher nicht auf dich. Du bist ein Niemand.«
Brittney ließ sich auf keinen Streit ein, sie sagte nur: »Sie hat unseren Herrn zur Welt gebracht.«
Penny musste über einen Stein gestolpert sein, denn sie flog mit dem Baby in den Armen hin. Dabei rammte sie Diana und hätte sie auch beinahe umgeworfen.
Das Baby schlug dumpf auf.
In der Finsternis war ein leises, aufgebrachtes Wimmern zu hören. Es war das erste Mal, dass das Baby weinte. Es weinte wie jedes andere Neugeborene.
Diana spürte, wie ihr Herz aufging und nach dem Kind verlangte.
Sie tappte im Dunkeln über den Boden und fand den Arm der Kleinen. Sie zog sie zu sich heran und hielt sie an sich gedrückt.
Das Baby fand sofort die Brust und begann, gierig daran zu saugen.
Diana hatte seine Kraft bei der ersten Berührung gemessen. Es war ein Vierer. Caine und Sam ebenbürtig.
Ein Vierer. Und noch ein Baby!
»Unsere Herrin sollte unseren Herrn tragen«, fand Brittney.
»Was ist los mit dir?«, schnauzte Penny sie an. »Denkst du etwa, das ist das Jesuskind und sie ist Maria?«
»Ich gehe voran«, verkündete Brittney. »Ich bereite den Weg für den Herrn.«
Diana blickte auf ihr Kind. Sie konnte seine Backen sehen. Das war nicht möglich. Nicht in dieser Finsternis.
Sie sah auch die fest geschlossenen Augen. Und den kleinen Mund, der wie eine Rosenknospe an ihrer Brust lag. Und dann den dicken kleinen Arm und die winzige Faust, die gegen ihre Haut drückte.
»Sie leuchtet«, staunte Brittney. »Unser Herr verleiht ihr Licht.«
»Jetzt reicht’s. Ich mach da nicht mehr mit!«
»Sch-sch!« Brittneys erhobene Hand war in dem Leuchten des Babys sichtbar. »Sie spricht mit mir. Wir müssen ihr folgen …«
»Ihr folgen!«, äffte Penny sie nach. »Halleluja! Drake ist ein Psycho, aber wenigstens kein Trottel.«
»Wir müssen zur Barriere gehen und uns für unsere Wiedergeburt bereit machen.«
Diana hörte das alles, aber ihre Gedanken waren bei dem Kind an ihrer Brust. Es war immer noch ihr Kind. Der Gaiaphage mochte in ihm drin sein, seine Gedanken steuern und es benutzen. Aber ein Teil von ihm war trotzdem ihre Tochter. Ihr und Caines Baby.
Und wenn diesem kleinen Mädchen etwas zustieß, wessen Schuld wäre das dann? Ihre und Caines.
Diana hatte kein Recht, Gaia zu verstoßen.
Der Name war in ihrem Kopf aufgetaucht, als hätte sie immer schon gewusst, dass ihre Tochter so heißen würde. Er machte sie traurig. Lieber hätte sie sie Sally oder Chloe oder Melissa genannt. Aber keiner dieser Namen hätte zu ihr gepasst.
Gaia.
Gaia öffnete die Lider. Sie blinzelte Diana mit ihren blauen Augen an.
»Ja«, sagte Diana. »Ich bin deine Mami.«
»Es ist ein Pfad aus Lichtern«, sagte Dekka. »Mann, ich kann meine Hände sehen!«
Sie trat unter eine der Leuchtkugeln und fing sofort an, ihren Bauch abzutasten. Pennys Attacke war heftig gewesen. Sie konnte immer noch nicht ganz glauben, dass es nur eine Illusion gewesen sein sollte. Aber ihre Haut war glatt und unversehrt.
»Die meisten gehen da lang.« Orc deutete nach rechts.
Dekka konnte ihn sehen. Nicht besonders gut, da die Kieselsteine, aus denen sein Körper bestand, in dunklen Schatten lagen und seine Augen in schwarzen Höhlen verschwanden.
Aber er war echt. Nicht mehr nur ein Geräusch und nicht mehr nur dann vorhanden, wenn ihre Fingerspitzen ihn berührten.
»Ja. Aber wir wissen nicht, ob Sam in die eine oder in die andere Richtung der Lichterkette gegangen ist.«
»Ich hätte eine
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