Gone 5: Angst (German Edition)
Stunde erklärte sie es ihm. Anfangs waren ihre Überlegungen noch ziemlich wirr und unzusammenhängend, aber mit der Zeit wurden sie klarer und immer schlüssiger. Und gegen Ende hin wurde sie richtig ärgerlich, wenn er das eine oder andere Detail nicht sofort kapierte.
Nichts beruhigte ihn mehr als eine ungeduldige, herablassende Astrid.
»Also gut, der Gaiaphage ist Teil der Barriere«, fasste er zusammen. »Und die Barriere Teil des Gaiaphage. Er ist das Baumaterial, das Pete benutzt hat, um die Barriere zu schaffen. Und jetzt geht dem Gaiaphage die Energie aus. Er hungert nach Energie. Und deshalb hält die Barriere nicht mehr richtig. Sie verfärbt sich, wird schwarz und bricht vielleicht auf. Das sind doch gute Nachrichten. Mann, das wäre fantastisch!«
»Ja«, stimmte Astrid ihm zu. »Das wären die besten Nachrichten überhaupt. Es sei denn, der Gaiaphage schafft es, der Barriere zu entkommen.«
»Aber wie soll er das anstellen?«
»Das weiß ich nicht, ich habe aber eine Vermutung. Sam, hör zu. Als der Gaiaphage Drake seinen ekelhaften Peitschenarm gab, benötigte er dazu Lanas Kraft. Seither versucht er, sie zurückzulocken. Pete wollte er auch die ganze Zeit irgendwie ködern. Nur, seit Pete den Großteil seiner Kraft verloren hat, kann er zwar in Dinge eingreifen, die er als Datensätze sieht – Menschen und Tiere –, aber keine Wunder mehr vollbringen. Petes Kraft war eine Körperfunktion. So wie Lanas Kraft ein Teil ihres Körpers ist.«
»Das Baby«, sagte Sam. »Er will das Baby. So viel haben wir begriffen, nur wir wissen immer noch nicht, warum.«
»Diana kann die Kraft lesen«, sagte Astrid. »Hat sie je …?«
Sam nickte. »Sie sagte, das Baby sei ein Dreier. Als es ein Fötus war. Wer weiß, wie stark es ist, wenn es zur Welt kommt. Oder wenn es größer wird. Diana ist im vierten oder fünften Monat. Ich vergesse dauernd, wie weit sie ist. Wenn sie darüber spricht, ist mir das immer irgendwie … unheimlich.« Er deutete einen Schauer an.
Astrid sah ihn fassungslos an. »Bei allem, was hier los ist, macht dir das Angst? Eine Schwangerschaft?«
»Sie wollte, dass ich ihren … also, ihren Bauch anfasse. Und sie sprach über, äh, ihre … also darüber.« Er deutete auf seine Brust und flüsterte: »ihre Nippel.«
»Ja«, erwiderte Astrid trocken. »Das muss wirklich entsetzlich gewesen sein.«
In diesem Moment konnte Sam nicht anders, als sie in den Arm zu nehmen und zu küssen.
»Was tun wir jetzt?«, fragte Astrid schließlich.
»Drake hatte genug Zeit, um Diana zum Minenschacht zu bringen. Um da reinzugehen, brauchst du eine Armee. Allein schaffe ich das nicht.«
Nachdenklich fügte er hinzu: »Sie werden Diana am Leben lassen, bis sie ihr Baby haben. Und das dauert noch Monate.«
»Das hieße aber auch, dass dem Gaiaphage noch ein paar Monate Zeit bleiben, bevor die Barriere aufbricht. Wie überleben wir bis dahin?«
Sam zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Noch nicht. Aber wenn wir uns das Scheusal im Schacht vornehmen wollen, brauchen wir Hilfe. Brianna, falls sie noch lebt. Dekka, Taylor, Orc. Und Caine. Ihn vor allem. Vorausgesetzt, er hilft uns.«
»Das heißt, wir gehen nach Perdido Beach?«
»Ja, schön langsam und vorsichtig. Und für alle anderen, die einen sicheren Pfad brauchen, hinterlassen wir eine Lichtspur. Ich muss meine Leute finden. Und dann überlegen wir uns, was wir mit dem Gaiaphage tun.«
Drake hob das Baby mit seiner Peitschenhand hoch. Er fasste es behutsam an. Er wusste, wie wichtig es war. Wer es war.
Ebenso behutsam legte er es auf Dianas Bauch.
»Gib ihm zu trinken«, fuhr er sie an.
Diana schüttelte den Kopf.
Ja, dachte Drake hämisch, deine Arroganz ist dir gründlich ausgeprügelt worden. Dennoch hätte er große Lust gehabt, sie so lange zu quälen, bis sie um Gnade bettelte. Aber nicht jetzt. Der Wille des Gaiaphage war klar. Das Kind musste genährt und beschützt werden. Dieses Baby war jetzt der Gaiaphage. Drakes Gott. Und er würde ihm gehorchen.
Selbst wenn es ein Mädchen war.
Das war schade. Ein Kerl wäre cooler gewesen. Aber gut, was war schon ein Körper außer einem Werkzeug, einer Waffe?
Drake ließ das Baby los. Diana schloss die Augen, Tränen quollen hervor.
Das Baby nahm die Brust zwischen die Lippen und trank.
Und jetzt, wieder dem unwiderstehlichen Willen des Gaiaphage gehorchend, ging Drake zu Penny. Sie war schneeweiß und zitterte, als wäre ihr kalt, obwohl es hier unten so heiß wie
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