Gone 5: Angst (German Edition)
Penny. Sie winkte den Kids mit ihren dünnen Armen, wollte, dass sie in ihr rhythmisches Geschrei einfielen.
Als die Flammen nach seinen Beinen leckten und sich in seine Haut brannten, zuckte und wand sich Caine wie ein Irrer.
Die Illusion verschwand.
Caine hielt heftig keuchend inne und wartete auf die nächste Attacke.
Doch Penny schien ausgelaugt. Sie sackte ein wenig in sich zusammen und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick mit brennendem Hass. Es bewirkte aber nichts. Sie war wahnsinnig. Er hatte immer schon gewusst, dass sie gestört war, aber Psychos konnten nützlich sein.
Nur, mit Drakes hemmungsloser Gewalttätigkeit war das hier nicht zu vergleichen. Er blickte in die Augen eines Mädchens, das jeden Bezug zur Realität verloren hatte.
Dass Penny übergeschnappt war, war auch seine Schuld.
Doch all das, was er bisher für seine eigenen Zwecke genutzt hatte, ihre geballte Wut, ihre krankhafte Eifersucht und dieser zügellose Hass, richtete sich jetzt gegen ihn.
Er war zum wehrlosen Spielzeug in den Händen einer Irren geworden, die die Kraft hatte, ihn genauso verrückt zu machen, wie sie selbst es war.
Die FAYZ , dachte Caine düster. Ich wusste von Anfang an, dass es im Wahnsinn oder im Tod endet.
Zum ersten Mal dachte er an das Kind, das Diana zur Welt bringen würde. An seinen Sohn oder seine Tochter. Das wäre alles, was von ihm übrig bliebe, wenn Penny mit ihm fertig war.
In diesem Moment war noch nicht klar, wie es für Penny ausgehen würde. Noch war alles drin. Die Menge war nervös und unsicher.
»Von jetzt an bin ich eure Königin. Ich herrsche!«, verkündete sie gerade. »Und ihr wisst, wozu ich fähig bin. Stimmt’s?«
Keine Antwort. Abwartende Stille.
Dann eine Stimme von weiter hinten: »Lass ihn gehen. Wir brauchen ihn!«
Caine erkannte sie nicht. Und Penny offenbar auch nicht.
»Wer war das?«
Schweigen.
Caine hörte Penny keuchen. Sie war zum Zerreißen gespannt. Doch vor allem wusste sie nicht weiter. Sie hatte irgendetwas erwartet. Aber jetzt machte ihr diese beängstigende, alles überschattende Dunkelheit einen Strich durch die Rechnung.
»Wo ist Albert?«, fragte sie bockig. »Ich will ihm sagen, wie der Laden von jetzt an läuft.«
Keine Antwort.
»Bringt mir Albert!«, kreischte sie. »Albert! Albert! Zeig dich, du Feigling!«
Nichts.
Und plötzlich schlug die Stimmung um und die Angst der Leute machte Wut und Empörung Platz. Die Kids mochten nicht, was sie sahen. Sie hatten Angst und waren hergekommen, um sich beruhigen zu lassen. Stattdessen standen sie einem übergeschnappten Mädchen gegenüber, das den mächtigsten Menschen der Stadt außer Gefecht gesetzt hatte – und das just in dem Moment, in dem das Licht ausging und sie sich verzweifelt jemanden wünschten, der etwas dagegen unternahm.
»Du sollst ihn gehen lassen, du blöde Hexe!«
Caine wusste das zu schätzen, aber das reichte nicht. Wo, verdammt noch mal, blieb Albert? Der Junge hatte ein halbes Dutzend Leute unter sich. Auf seinen Befehl würden sie Penny sofort erschießen.
Das obere Drittel der Kuppel lichtete sich nun ein wenig. Dadurch wurden aber auch die spitzen Krallen des Flecks deutlicher, die sich wie die Zähne eines aufgerissenen Mauls langsam schlossen, um den Himmel zu verschlingen.
Quinn brachte die Boote in den Hafen zurück.
Womöglich zum letzten Mal, und dieser Gedanke wollte ihm schier das Herz brechen.
Er war wie immer sehr früh aufgewacht – in ihrem Lager ein Stück die Küste rauf – und hatte sofort erkannt, dass der Fleck die Sonne auslöschen würde.
Sie hatten gefischt, was so früh am Morgen zu kriegen war, ohne richtig bei der Sache zu sein. Der Streik war zu Ende. Ihre Welt lag im Sterben und das, was ihnen jetzt bevorstand, war schlimmer als die Ungerechtigkeit, die Cigar widerfahren war.
Albert und drei Mädchen kamen den Pier entlang. Die Mädchen trugen Rucksäcke, Albert das große Buch, in dem seine Geschäfte aufgezeichnet waren.
»Wieso fischt ihr nicht?«, fragte Albert.
Quinn stieg nicht darauf ein. »Wo willst du hin?«
Albert erwiderte nichts. Das hatte Seltenheitswert.
»Geht dich nichts an«, meinte er schließlich.
»Du haust ab.«
Albert seufzte, dann wandte er sich an seine drei Gefährtinnen. »Geht voraus und steigt schon ins Boot. Ja, in das Motorboot dort drüben.« Dann drehte er sich wieder zu Quinn um. »Es war mir ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Einen Platz haben
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