Gone 5: Angst (German Edition)
bewegte sich auf Quinn zu. »Du!«
Quinn schrie auf. Es war unmöglich zu sagen, was Penny ihm antat, aber es musste schlimm sein.
Lana hatte die Schnauze voll. Es gab bereits Verletzte. Und bald würden es noch mehr sein. Ihre Mission, Diana zu warnen, konnte sie vorläufig vergessen.
Sie zog ihre Pistole. »Weg da!«, fuhr sie zwei Kids an, die ihr den Weg verstellten. Dann bewegte sie sich rasch und unbemerkt am Rand der Menge bis zum Rathaus vor.
Am Fuß der Treppe spielten sich unbeschreibliche Szenen ab. Penny musste gerade alles an Horror aufbieten, wozu ihr krankes Gehirn fähig war. Die Leute attackierten sich gegenseitig, sahen Monster, wo keine waren.
Lana schrak zusammen, als eine Brechstange nach oben stieg, heruntersauste und knirschend zuschlug.
Sie lief die Treppe zur Kirche hinauf und gelangte von dort auf die Plattform vorm Rathaus. Caine sah sie kommen. Penny nicht.
Lana zielte mit der Pistole auf sie. »Hör sofort auf damit.«
Pennys gerötetes Gesicht wurde blass. Die Visionen, die sie den Leuten einjagte, hörten schlagartig auf. Die Kids blieben weinend liegen oder schluchzten bitterlich, weil die Bilder noch nachwirkten.
»Dir muss wohl jeder in den Arsch kriechen, was, Heilerin?« Das letzte Wort spuckte sie förmlich aus. Sie krallte mit den Händen durch die Luft und verzerrte die Lippen zu einem Fletschen.
»Wenn ich auf dich schieße, heile ich dich nicht«, stellte Lana ungerührt fest.
Pennys erschrockener Miene war anzusehen, dass sie damit nicht gerechnet hatte. Sie fasste sich aber gleich wieder, senkte den Kopf und begann zu lachen. Ein leises, tiefes Grollen, das von Sekunde zu Sekunde lauter wurde.
Lanas Arm ging in Flammen auf. Von den Mauerresten der Kirche kam eine Schlinge geflogen. Sie fiel über Lanas Kopf und zog sich um ihren Hals zusammen. Der Steinboden unter ihren Füßen verwandelte sich in einen Wald aus Messern, die nach ihr stachen.
»Pech gehabt«, meinte Lana. »Bei mir funktioniert das nicht. Ich hab dem Gaiaphage die Stirn geboten. Und glaub mir, von dem könntest sogar du noch was lernen. Lass das. Oder es knallt!«
Penny blieb das Lachen im Halse stecken. Ihr Gesicht nahm einen gekränkten Ausdruck an. Als wäre sie beleidigt worden. Die Visionen hörten schlagartig auf.
»Ich hab was gegen Mord«, sagte Lana. »Aber wenn du nicht sofort einen Abgang machst, blas ich dir ein Loch in die Stelle, wo normalerweise dein Herz sein sollte.«
»Das darfst du nicht …«, stammelte Penny. »Du …«
»Ich habe einmal die Chance verpasst, ein Ungeheuer umzubringen. Das bereue ich bis heute. Aber du bist ein Mensch. In gewisser Weise. Deshalb darfst du gehen. Hau endlich ab!«
Penny stand eine halbe Ewigkeit einfach nur da und starrte Lana an. Nicht hasserfüllt, eher fassungslos. Sie machte einen Schritt zurück. Dann noch einen. Kurz tauchte in ihrem Gesicht noch einmal wilder Trotz auf, doch dann wirbelte sie herum und lief weg.
Quinn deutete dreien seiner Leute mit einem Nicken an, ihr zu folgen.
Etliche Kids verlangten ihren Kopf, wollten sie tot sehen.
Lana steckte ihre Pistole wieder in den Gürtel.
»Sieht nicht so aus, als ob Caine in der Verfassung dazu wäre«, sagte sie und hob dann die Stimme, um sich Gehör zu verschaffen. »Okay, hört mir zu. Jetzt ist Quinn der Boss. Wer sich mit ihm anlegt, legt sich mit mir an. Und wer das tut, wird nicht geheilt. Wenn euch jemand das Bein abhackt, schaue ich zu, wie ihr verblutet. Ist das klar?«
Das war nur zu klar.
»Gut. Dann aus dem Weg. Ich hab zu tun.« Sie stieg zu den Verletzten hinunter.
Quinn trat an sie heran. »Ich?«
»Ja, vorläufig. Sorg dafür, dass Penny die Stadt verlässt. Töte sie, wenn du willst. Wenn sie am Leben bleibt, macht sie nur Ärger.«
Quinn verzog das Gesicht. »Ich bin keiner, der andere umbringt.«
Lana schenkte ihm ihr extrem seltenes Lächeln. »Nein, Quinn, so einer bist du nicht. Schick jemanden von deinen Leuten zu Sanjit. Er soll herkommen. Er muss zu Sam. Und sorg dafür, dass er eine Kanone erhält. Taylor ist erledigt, wir müssen also wieder auf die altmodische Tour kommunizieren. Wenn wir uns nicht mit Sam zusammentun, sind wir alle tot.«
»Wird gemacht.«
Lanas Lächeln erstarb. »Die Dunkelheit hat es auf Diana abgesehen. Sie muss gewarnt werden.«
»Auf Diana? Warum?«
»Weil sie ein Baby im Bauch hat. Und die Dunkelheit geboren werden muss.«
Dreiundzwanzig
14 Stunden, 39 Minuten
Drake tauchte auf.
Er hatte keine Ahnung, wo er
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