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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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die Gründe aufzuzählen, die gegen diese Möglichkeit sprachen: »Sie hat weder ihr Handy noch ihre Kreditkarten benutzt, und sie hat auch in den Wochen vor ihrem Verschwinden keine größeren Beträge abgehoben.«
    »Und dann ist da noch das Blut«, fügte Gilpin hinzu. »Ich meine, ich möchte nicht brutal klingen, aber sie hat wirklich sehr viel Blut verloren. Das ist nur möglich, wenn … ich meine, ich hätte mir solche Wunden nicht selbst zufügen können. Die müssen richtig tief gewesen sein. Ist Ihre Frau sehr hart im Nehmen?«
    »Ja, das ist sie.« Und sie hatte eine heftige Blutphobie. Aber ich wollte erst mal abwarten und die brillanten Detectives das selbst herausfinden lassen.
    »Trotzdem ist es sehr unwahrscheinlich«, entgegnete Gilpin. »Wenn sie sich selbst solche Verletzungen zugefügt hat, warum sollte sie das Blut dann anschließend aufwischen?«
    »Also seien wir ehrlich, Nick«, übernahm wieder Boney und beugte sich weit vor, um mit mir Blickkontakt aufzunehmen, obwohl ich auf den Boden starrte. »Wie lief es denn in letzter Zeit so mit Ihnen beiden? Wir sind auf Ihrer Seite, aber wir brauchen die Wahrheit. Nur wenn Sie versuchen, uns für dumm zu verkaufen, wirft das ein schlechtes Licht auf Sie.«
    »Wir hatten unsere Schwierigkeiten.« Ich sah Amy vor mir in jener letzten Nacht, das Gesicht von roten Flecken überzogen, die immer auftauchten, wenn sie wütend war. Sie spie die Worte aus, die sie mir an den Kopf warf – gemeine, wilde Worte –, und ich hörte ihr zu, versuchte zu akzeptieren, was sie sagte, denn es war eigentlich die Wahrheit – alles, was sie sagte, stimmte.
    »Beschreiben Sie uns diese Schwierigkeiten doch bitte mal«, sagte Boney.
    »Nichts Besonderes, einfach Meinungsverschiedenheiten. Ich meine, Amy verliert leicht die Beherrschung. Meistens frisst sie eine Menge Kleinigkeiten in sich rein, und dann – wummm! Aber es geht genauso schnell wieder vorbei. Wir sind nie wütend ins Bett gegangen.«
    »Auch nicht am Mittwochabend?«, fragte Boney.
    »Nein, nie«, log ich.
    »Streiten Sie hauptsächlich über Geld?«
    »Ich kann Ihnen gar nicht so genau sagen, worüber wir eigentlich streiten. Irgendwelches Zeug eben.«
    »Und um welches Zeug ging es in der Nacht, als Ihre Frau verschwunden ist?«, fragte Gilpin mit einem schiefen Grinsen, als hätte er gerade die subtilste Fangfrage gestellt.
    »Ich hab es Ihnen doch schon erzählt, da war die Sache mit dem Hummer.«
    »Und was noch? Ich bin sicher, Sie haben sich nicht eine Stunde lang wegen des Hummers angebrüllt.«
    In diesem Moment kam Bleecker ein Stück die Treppe heruntergewatschelt und spähte durchs Geländer.
    »Na gut, es gab noch ein paar andere Haushaltsdinge. Ehepaar-Zeug. Das Katzenklo«, antwortete ich. »Wer das Katzenklo saubermachen soll.«
    »Sie haben sich angebrüllt wegen des Katzenklos«, wiederholte Boney.
    »Na ja, es ging ums Prinzip. Ich arbeite oft lange, Amy nicht, und ich finde, es wäre gut für sie, wenn sie ein paar Sachen im Haushalt erledigt. Grundlegende Sachen wenigstens.«
    Gilpin zuckte zusammen wie ein Kranker, der unsanft aus dem Mittagsschläfchen geweckt wird. »Sie sind einer von der alten Schule, stimmt’s? Ich auch. Die ganze Zeit sage ich meiner Frau: ›Ich kann nicht bügeln, ich kann nicht abwaschen. Ich kann nicht kochen. Also Schätzchen, ich fange die bösen Verbrecher, das kann ich nämlich, und du schmeißt gelegentlich ein paar Klamotten in die Waschmaschine.‹ Rhonda, Sie waren auch verheiratet, haben Sie auch den Haushalt erledigt?«
    Boney machte ein genervtes Gesicht. Verständlicherweise. »Ich fange auch die bösen Verbrecher, das weißt du doch, Blödmann.«
    Gilpin sah mich an und verdrehte die Augen; halb erwartete ich, er würde einen Witz machen, im Stil von: Klingt, als hätte da jemand seine Tage, denn der Mann trug ganz schön dick auf.
    Gilpin rieb sein Fuchskinn. »Sie wollten also bloß eine Hausfrau«, sagte er zu mir, und der Wunsch klang eigentlich ganz vernünftig.
    »Ich wollte … ich wollte, was Amy wollte. Mir war das eigentlich egal.« Jetzt appellierte ich an Boney, an Detective Rhonda Boney mit der einfühlsamen Ausstrahlung, die zumindest teilweise authentisch zu sein schien. ( Ist sie aber nicht, rief ich mir in Erinnerung.) »Amy konnte sich nicht entscheiden, was sie hier machen wollte. Sie hat keinen Job gefunden, die Bar hat sie nicht interessiert. Was vollkommen in Ordnung ist. Wenn du lieber zu Hause bleiben möchtest,

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