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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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ist das für mich vollkommen in Ordnung, hab ich zu ihr gesagt. Aber dann ist sie zu Hause geblieben und war auch unglücklich. Und hat von mir erwartet, dass ich Abhilfe schaffe. Als wäre ihr Glück irgendwie meine Verantwortung.«
    Boney schwieg und sah mich mit ausdruckslosem Gesicht an.
    »Und ich meine, es macht Spaß, eine Weile der Held zu sein, der weiße Ritter, aber lange funktioniert das eben nicht. Ich konnte sie nicht glücklich machen . Sie wollte nicht glücklich sein. Deshalb dachte ich, wenn sie sich um ein paar praktische Dinge kümmert …«
    »Wie beispielsweise das Katzenklo«, warf Boney ein.
    »Ja, das Katzenklo saubermachen, Lebensmittel einkaufen, den Klempner anrufen, damit er den tropfenden Wasserhahn repariert, der sie verrückt gemacht hat.«
    »Wow, das klingt ja nach einem tollen Plan. Eine ganze Menge Igitts.«
    »Aber mir ging es darum, ihr zu sagen: Tu was! Egal was. Mach das Beste aus der Situation. Sitz nicht nur rum und warte darauf, dass ich alles für dich in Ordnung bringe.« Auf einmal merkte ich, dass ich sehr laut sprach und beinahe wütend und garantiert selbstgerecht klang, aber es war einfach so eine Erleichterung. Ich hatte mit einer Lüge begonnen – das Katzenklo – und sie in einen überraschenden Ausbruch reiner Wahrheit verwandelt. Außerdem wurde mir auch klar, warum Kriminelle immer zu viel reden – weil es so gut tut, die eigene Geschichte einem Fremden zu erzählen, einem, der nicht plötzlich »Quatsch!« schreit, einem, der gezwungen ist, sich deine Seite anzuhören. (Einem, der vorgibt , sich deine Seite anzuhören, korrigierte ich mich rasch.)
    »Der Umzug zurück nach Missouri?«, hakte Boney wieder ein. »Haben Sie Amy gegen ihren Willen hierhergebracht?«
    » Gegen ihren Willen? Nein. Es blieb uns gar nichts anderes übrig. Ich hatte keinen Job, Amy hatte keinen Job, meine Mom war krank. Ich würde für Amy das Gleiche tun.«
    »Nett, dass Sie das sagen«, murmelte Boney. Und plötzlich erinnerte sie mich total an Amy: diese ätzenden leisen Erwiderungen, genau in der richtigen Lautstärke, dass ich zwar ziemlich sicher war, sie gehört zu haben, es aber nicht hätte schwören können. Und wenn ich die Frage stellte, zu der ich ja provoziert wurde – Was hast du gesagt?  –, dann bekam ich immer die gleiche Antwort: Nichts . Wütend und schmallippig starrte ich Boney an, aber dann dachte ich: Vielleicht gehört das zu ihrem Plan – zu beobachten, wie du auf wütende, unzufriedene Frauen reagierst, und rang mir ein Lächeln ab. Allerdings schien sie das nur noch abstoßender zu finden.
    »Und trotzdem können Sie es sich leisten zu sagen, es ist egal, ob Amy arbeitet oder nicht? Wie kriegen Sie das finanziell hin?«, fragte Gilpin.
    »In letzter Zeit hatten wir ein paar finanzielle Probleme«, räumte ich ein. »Aber als wir geheiratet haben, war Amy reich, steinreich sogar.«
    »Ach richtig«, erinnerte sich Boney. »Diese Amazing-Amy -Bücher.«
    »Ja, die haben in den Achtzigern und Neunzigern einen Haufen Geld gebracht. Aber inzwischen hat der Verlag die Reihe eingestellt, weil er meinte, Amy ist lange genug gelaufen. Und von da an ging alles bergab. Amys Eltern mussten sich Geld von uns leihen, um über die Runden zu kommen.«
    »Von Ihrer Frau, meinen Sie?«
    »Genau, richtig. Den größten Teil von dem, was von Amys Trustfonds noch übrig war, haben wir in die Bar investiert, und seither ernähre ich uns.«
    »Als Sie Amy geheiratet haben, war sie also sehr reich«, rekapitulierte Gilpin. Ich nickte und dachte an die Heldengeschichte: Der Ehemann, der zu seiner Frau hält, während ihre Familie einen furchtbaren Niedergang erleben muss.
    »Dann hatten Sie also einen sehr angenehmen Lebensstil.«
    »Ja, es war großartig, es war toll.«
    »Und jetzt ist Ihre Frau fast pleite, und Sie müssen den Lebensstil, in den Sie eingeheiratet haben, komplett umstellen. So haben Sie es sich damals wahrscheinlich nicht vorgestellt.«
    In diesem Moment begriff ich, dass meine Geschichte total danebengegangen war.
    »Denn, okay, Nick, wir haben Ihre Finanzen überprüft, und verflixt nochmal – die sehen gar nicht gut aus«, begann Gilpin und ließ die Anschuldigung fast besorgt klingen.
    »Die Bar läuft ganz gut«, entgegnete ich. »Für gewöhnlich braucht ein neues Unternehmen drei bis vier Jahre, bis es aus den roten Zahlen ist.«
    »Was meine Aufmerksamkeit erregt hat, sind die Kreditkarten«, fuhr Boney fort. »Zweihundertzwölftausend Dollar

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