Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Lassen Sie das jemand anderes am Tag darauf erledigen: Zuverlässige Quellen aus dem direkten Umfeld der Polizei haben aufgedeckt, dass Nicks Frau – die er liebt, wie er von ganzem Herzen beteuert – ihn reinlegen will! Das ist ganz großes Fernsehen.«
»Und zweitens?«
»Es ist zu kompliziert zu erklären, wie genau Amy Sie reinlegen will. Das kriegen Sie nicht mit einem prägnanten Zitat hin. Das ist schlechtes Fernsehen.«
»Mir ist übel«, sagte ich.
»Nick, es ist …«, begann Go.
»Ich weiß, ich weiß, es muss sein. Aber könnt ihr euch vorstellen, wie es ist, wenn man der Welt sein größtes Geheimnis enthüllen muss? Ich weiß, ich muss es tun. Und ich glaube ja auch, dass es letztlich funktioniert. Es ist die einzige Chance, dass Amy zurückkommt«, sagte ich. »Sie will, dass ich öffentlich gedemütigt werde …«
»Zur Einsicht gebracht«, unterbrach mich Tanner. »Gedemütigt klingt, als täten Sie sich selbst leid.«
»… und mich öffentlich entschuldige«, fuhr ich fort. »Aber es wird verdammt scheußlich werden.«
»Ehe wir loslegen, möchte ich ganz offen sein«, begann Tanner wieder. »Der Polizei die ganze Geschichte zu erzählen – Amy hat es darauf abgesehen, Nick reinzulegen –, ist ein Risiko. Die meisten Cops schießen sich auf einen Verdächtigen ein und wollen auf gar keinen Fall umschwenken. Für andere Optionen sind sie nicht offen. Deshalb besteht das Risiko, dass sie, wenn wir es ihnen erzählen, anfangen zu lachen und Sie verhaften, Nick – und dann haben wir ihnen eigentlich schon eine Vorschau auf unsere Verteidigungsstrategie gegeben. Wodurch sie planen können, wie sie die beim Prozess zunichtemachen.«
»Okay, warten Sie, das klingt ja echt richtig übel, Tanner«, sagte Go. »So übel, als wäre es nicht ratsam, es überhaupt zu versuchen.«
»Lassen Sie mich ausreden«, erwiderte Tanner. »Erstens glaube ich, dass Sie recht haben, Nick. Ich glaube, Boney ist nicht davon überzeugt, dass Sie ein Mörder sind. Ich glaube, sie wäre für eine alternative Theorie durchaus offen. Außerdem hat sie einen guten Ruf als echt fairer Cop. Als Cop mit einem guten Instinkt. Ich habe mit ihr gesprochen und eine gute Schwingung gespürt. Ich denke, die Beweislage führt sie in Ihre Richtung, aber ich denke auch, dass ihr Bauchgefühl ihr sagt, dass da etwas nicht ganz stimmt. Noch wichtiger – wenn wir vor Gericht gehen, würde ich Amys Plan, Sie reinzulegen, sowieso nicht für Ihre Verteidigung einsetzen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wie ich vorhin schon gesagt habe – es ist zu kompliziert, die Geschworenen würden nicht folgen können. Das ist kein gutes Fernsehen, glauben Sie mir, es eignet sich nicht für die Jury. Wir sollten eher etwas machen wie bei O. J. Simpson. Eine einfache Geschichte: Die Cops sind inkompetent und hinter Ihnen her, es ist alles von untergeordneter Bedeutung, wenn der Handschuh nicht passt, blah, blah, blah.«
»Blah, blah, blah, das gibt mir aber eine Menge Zuversicht«, meinte ich.
Tanner grinste mich an. »Geschworene lieben mich, Nick. Ich bin einer von ihnen.«
»Sie sind das krasse Gegenteil von denen, Tanner.«
»Ich korrigiere: Sie denken gerne, dass sie so sind, wie ich einer bin.«
Alles, was wir jetzt taten, spielte sich vor einem Gestrüpp blitzender Paparazzi ab, also verließen Go, Tanner und ich das Haus in einem Blitzlichtgewitter und Stimmengetöse (»Schauen Sie nicht zu Boden«, wies Tanner mich an, »lächeln Sie nicht, aber sehen Sie auch nicht beschämt aus. Und hetzen Sie nicht, gehen Sie einfach, lassen Sie die ihre Fotos schießen und schließen Sie die Tür, bevor Sie anfangen zu schimpfen. Dann können Sie schimpfen, so viel Sie wollen.«) Wir waren unterwegs nach St. Louis, wo das Interview stattfinden sollte, damit ich mich mit Tanners Frau Betsy, einer ehemaligen Nachrichtenmoderatorin, die Juristin geworden war, vorbereiten konnte. Sie war die zweite Bolt im Kanzleinamen Bolt & Bolt.
Es war eine gruslige Parkplatzparty: Tanner und ich, gefolgt von Go, der wiederum ein halbes Dutzend Übertragungswagen folgten, aber als der Gateway Arch von St. Louis über der Skyline erschien, dachte ich nicht mehr an die Paparazzi.
Als wir Tanners Penthouse-Hotelsuite erreichten, war ich bereit, die erforderliche Arbeit zu tun und das Interview in Angriff zu nehmen. Wieder hätte ich gern meine eigene Themenmusik gehabt: zu einer Bildmontage, wie ich mich kampfbereit machte. Was ist das mentale
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