Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Äquivalent eines Sandsacks?
Eine hinreißende, mindestens eins achtzig große schwarze Frau öffnete uns die Tür.
»Hi, Nick. Ich heiße Betsy Bolt.«
In meiner Vorstellung war Betsy Bolt eine winzige Southern Belle gewesen.
»Keine Sorge, alle sind überrascht, wenn sie mich zum ersten Mal sehen«, lachte Betsy, als sie meinen Blick bemerkte, und schüttelte mir die Hand. »Tanner und Betsy, wir könnten gut auf dem Cover für den Official Preppy Guide erscheinen, stimmt’s?«
»Preppy Handbook«, korrigierte Tanner und küsste seine Frau auf die Wange.
»Sehen Sie? Er weiß Bescheid«, grinste sie.
Sie komplimentierte uns in eine beeindruckende Penthouse-Suite – ein Wohnzimmer mit Panoramafenstern, durch die das Sonnenlicht fiel, Schlafzimmer zu beiden Seiten. Tanner hatte beteuert, dass er nicht in Carthage im Days Inn bleiben konnte – aus Respekt vor Amys Eltern –, aber Go und ich hatten beide den Verdacht, dass er nicht in Carthage bleiben konnte, weil sich das nächste Fünf-Sterne-Hotel in St. Louis befand.
Wir begannen mit dem Vorspiel: Smalltalk über Betsys Familie, ihr College, ihre Karriere (herausragend, erstklassig, phantastisch), alle bekamen einen Drink (Limonade und Tomatensaft – Go und ich waren inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass es ein Manierismus von Tanner war, eine Marotte, von der er glaubte, sie würde ihm Charakter verleihen, genau wie die falsche Brille, die ich auf dem College getragen hatte). Dann sanken Go und ich auf das Ledersofa, Betsy nahm uns gegenüber Platz, die Beine seitlich zusammengepresst wie ein Schrägstrich. Hübsch/professionell. Tanner ging hinter uns auf und ab und hörte zu.
»Okay. Also, Nick«, sagte Betsy. »Ich spreche ganz offen, ja?«
»Ja.«
»Sie und das Fernsehen. Abgesehen von Ihrem Bar-Blog-Dingsda, der Whodunnit.com-Sache gestern Abend, sind Sie grässlich .«
»Das war der Grund, weshalb ich mich für den Druckjournalismus entschieden habe«, erwiderte ich. »Sobald ich eine Kamera sehe, friert mir das Gesicht ein.«
»Genau«, bestätigte Betsy. »Sie sehen aus wie ein Leichenbestatter, total steif. Aber ich kenne einen Trick, wie wir das ändern können.«
»Alkohol?«, fragte ich. »Das hat jedenfalls bei dem Blog-Dings funktioniert.«
»Aber in diesem Fall würde es nicht hinhauen«, meinte Betsy. Sie begann eine Videokamera aufzustellen. »Ich dachte, wir machen zuerst mal einen Probelauf. Ich bin Sharon. Ich stelle Ihnen die Fragen, die sie aller Wahrscheinlichkeit nach stellen wird, und Sie antworten, wie Sie normalerweise antworten würden. So können wir sehen, wie weit Sie von unserer Zielvorstellung entfernt sind.« Wieder lachte sie leise. »Moment.« Sie trug ein blaues Etuikleid und zog nun aus einer großen Ledertasche eine Perlenkette – die komplette Uniform von Sharon Schieber. »Tanner?«
Ihr Ehemann legte ihr die Kette um, und als sie richtig lag, grinste Betsy und meinte: »Ich ziele auf absolute Authentizität. Mal abgesehen von meinem Georgia-Akzent. Und dass ich schwarz bin.«
»Ich sehe Sharon Schieber förmlich vor mir.«
Sie schaltete die Kamera ein, setzte sich mir gegenüber, atmete aus und blickte dann auf. »Nick, es hat viele Widersprüche in diesem Fall gegeben«, sagte Betsy in Sharons typischer Upperclass-Fernsehstimme. »Als Einstieg können Sie unsere Zuschauer vielleicht durch den Tag führen, an dem Ihre Frau verschwunden ist?«
»Hier, Nick, sprechen Sie bitte nur von dem Hochzeitstagsfrühstück, das Sie zusammen gegessen haben«, unterbrach Tanner. »Da das sowieso schon bekannt ist. Aber Sie legen sich nicht auf irgendwelche Uhrzeiten fest, Sie diskutieren nicht über die Zeit vor und nach dem Frühstück. Sie betonen lediglich dieses wundervolle letzte Frühstück, das Sie gemeinsam genossen haben. Okay, weiter.«
»Ja.« Ich räusperte mich. Die Kamera blinkte rot; Betsy hatte ihr interessiert fragendes Journalisten-Gesicht aufgesetzt. »Hm, wie Sie ja wissen, war es unser fünfter Hochzeitstag, Amy ist früh aufgestanden und hat Crêpes gemacht …«
Betsys Arm schoss nach vorn, und auf einmal brannte meine Wange.
»Was zur Hölle soll das denn jetzt?«, rief ich und versuchte zu begreifen, was gerade passiert war. Auf meinem Schoß lag ein kirschrotes Geleebonbon. Ich hielt es fragend in die Höhe.
»Jedes Mal, wenn Sie sich anspannen, jedes Mal, wenn Sie Ihr hübsches Gesicht in eine Leichenbestatter-Maske verwandeln, bewerfe ich Sie mit einem Bonbon«,
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