Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
erklärte Betsy, als wäre das ganz normal.
»Und das soll mich weniger angespannt machen?«
»Es funktioniert«, beteuerte Tanner. »So hat sie es mir auch beigebracht. Ich glaube, bei mir hat sie Steine benutzt.« Die beiden wechselten ein Ach du! -Ehegrinsen. Eines war mir jetzt schon klar: Sie waren eines dieser Paare, die dauernd die Stars in ihrer eigenen Vormittags-Talkshow zu sein scheinen.
»Fangen Sie noch mal an, aber bleiben Sie bei den Crêpes«, sagte Betsy. »War es Ihre Lieblingssorte? Oder die Ihrer Frau? Und was haben Sie an diesem Morgen für Ihre Frau getan, während sie die Crêpes für Sie gemacht hat?«
»Ich hab geschlafen.«
»Was hatten Sie ihr für ein Geschenk gekauft?«
»Noch gar keines.«
»Ach du je.« Betsy verdrehte die Augen und sah zu ihrem Mann. »Dann seien Sie bei den Crêpes ganz ganz besonders schmeichelhaft, okay? Und erzählen Sie ausführlich, was Sie als Geschenk für Ihre Frau geplant hatten. Denn ich weiß, Sie sind nicht ohne ein Geschenk nach Hause zurückgekommen.«
Wir begannen noch einmal, ich beschrieb unsere Crêpes-Tradition, die es eigentlich nicht gab, und ich beschrieb, wie sorgfältig und wunderbar Amy immer Geschenke ausgesucht hatte (hier traf mich ein Bonbon rechts neben der Nase, und ich lockerte sofort meinen Unterkiefer), und wie ich, ganz der blöde Kerl (»Reiten Sie ordentlich auf dem Doofer-Ehemann-Thema rum«, riet Betsy), immer noch versuchte, mir etwas richtig Tolles einfallen zu lassen.
»Es war auch nicht so, dass sie besonders teure oder schicke Geschenke mochte«, begann ich und wurde von einem Papierkügelchen getroffen, das Tanner abgeschossen hatte.
»Was?«
»Vergangenheit. Hören Sie auf, die Vergangenheitsform in Verbindung mit Ihrer Frau zu verwenden.«
»Wie ich gehört habe, hatten Sie und Ihre Frau ein paar Probleme«, fuhr Betsy fort.
»Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns. Wir haben beide unseren Job verloren.«
»Gott, ja!«, rief Tanner dazwischen. »Sie beide waren arbeitslos!«
»Wir sind hierher zurückgezogen, um bei der Pflege meines Vaters zu helfen, der an Alzheimer leidet, und meiner verstorbenen Mutter, die Krebs hatte, und außerdem habe ich in meinem neuen Job sehr hart gearbeitet.«
»Gut, Nick, gut«, lobte Tanner.
»Erwähnen Sie unbedingt, wie nahe Sie Ihrer Mutter standen«, sagte Betsy, obwohl ich meine Mom ihr gegenüber noch nie erwähnt hatte. »Es wird doch niemand auftauchen, der das bestreitet, oder? Keine Geschichten wie Joan Crawford, meine liebe Rabenmutter und so?«
»Nein, meine Mom und ich hatten wirklich ein gutes Verhältnis.«
»Sehr schön«, sagte Betsy. »Dann erwähnen Sie Ihre Mutter, wo Sie nur können. Und dass Sie zusammen mit Ihrer Schwester eine Bar führen – erwähnen Sie immer auch Ihre Schwester, wenn Sie die Bar erwähnen. Wenn Sie Alleinbesitzer einer Bar sind, dann sind Sie ein Unternehmer, aber wenn die Bar Ihnen zusammen mit Ihrer Schwester gehört, dann sind Sie …«
»Ire.«
»Fahren Sie fort.«
»Und so ist einiges zusammengekommen …«, setzte ich an.
»Nein«, fiel Tanner mir ins Wort. »Das impliziert, dass es irgendwann eine Explosion gibt.«
»So sind wir ein bisschen vom Weg abgekommen, aber für mich war unser fünfter Hochzeitstag der Zeitpunkt, unsere Beziehung wiederzubeleben …«
»Mich neu für unsere Beziehung zu engagieren«, rief Tanner. »Wiederbeleben bedeutet, dass etwas tot war.«
»Mich neu für unsere Beziehung zu engagieren …«
»Und wie passt es in dieses Regenerationsbild, eine Dreiundzwanzigjährige zu vögeln?«, fragte Betsy.
Tanner schleuderte eine Geleebohne auf sie. »Das ist ein bisschen daneben, Betsy.«
»Tut mir leid, Jungs, aber ich bin eine Frau, und das klingt wie Geschwätz, wie absolut hohles, an den Haaren herbeigezogenes Geschwätz. Sich neu für die Beziehung engagieren, also bitte. Dieses Mädchen war ja noch auf der Bildfläche, als Amy verschwunden ist. Die Frauen werden Sie hassen, Nick, es sei denn, Sie stehen das klaglos durch. Seien Sie offen und ehrlich, mauern Sie nicht. Sie können es anfügen: Wir haben unsere Jobs verloren, wir sind umgezogen, meine Eltern waren todkrank. Dann hab ich Mist gebaut. Ich hab aus den Augen verloren, wer ich bin, und unglücklicherweise musste ich erst auch noch Amy verlieren, bevor es mir klargeworden ist. Sie müssen zugeben, dass Sie ein Idiot sind und dass alles Ihre Schuld ist.«
»Also das tun, was von Männern im Allgemeinen erwartet wird«,
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