Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
gefälscht hat.«
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt – das ist ja super! Wir werden Noelle Hawthorne unter Druck setzen.«
»Noelle weiß nichts davon.«
Vom anderen Ende der Leitung kam ein tiefes Seufzen. Tanner machte sich nicht mal die Mühe zu fragen, wie Amy das gemacht hatte. »Wir müssen weiter nachdenken und uns weiter umsehen«, sagte er. »Irgendwas wird sich ergeben.«
»Ich kann aber nicht hier wohnen bleiben mit diesem Ding . Sie droht mir mit …«
»Mordversuch … das Frostschutzmittel. Ja, ich hab gehört, dass das auch in der Mischung war.«
»Aber deswegen kann man mich nicht festnehmen, oder? Sie sagt, sie hat was von der Kotze aufgehoben. Als Beweis. Aber können die wirklich …?«
»Wir sollten jetzt nichts forcieren, okay, Nick?«, sagte er. »Im Augenblick sollten Sie sich vertragen. Ich sage das ungern, wirklich, aber das ist momentan mein bester juristischer Rat: Seien Sie nett, vertragen Sie sich mit Ihrer Frau.«
»Ich soll nett sein? Das ist Ihr Rat? Der Rat meines juristischen Einmann-Dreamteams? Nett sein? Sie können mich mal.«
Stinksauer legte ich auf.
Ich bring sie um, dachte ich. Verdammte Scheiße, ich bring das Biest um .
Ich ließ mich in einen dunklen Tagtraum fallen, den ich mir in den letzten Jahren immer wieder gegönnt hatte, wenn ich mich wegen Amy besonders klein gefühlt hatte: Ich stellte mir vor, ihr mit einem Hammer den Schädel einzuschlagen, bis sie aufhörte zu reden, endlich, bis sie aufhörte, mir Wörter an den Kopf zu werfen, mit denen sie mich etikettierte: durchschnittlich, langweilig, mittelmäßig, uninteressant, unzulänglich, unbedeutend. Einfach grundsätzlich »un-«. In Gedanken schlug ich auf sie ein, bis sie wie ein zerbrochenes Spielzeug war, das un, un, un murmelte, bis es endlich ins Stocken geriet. Und wenn das noch nicht genug war, baute ich sie wieder zusammen, perfekt, wie sie war, und begann sie noch einmal zu töten: Diesmal legte ich die Finger um ihren Hals – sie sehnte sich ja immer nach Nähe –, und dann drückte ich zu, drückte und drückte, und ihr Puls …
»Nick?«
Ich drehte mich um und sah Amy im Nachthemd auf der untersten Stufe stehen, den Kopf zur Seite geneigt.
»Sei nett, Nick.«
Amy Elliott Dunne
Die Nacht der Rückkehr
Er dreht sich um, und als er mich da auf der Treppe stehen sieht, macht er ein erschrockenes Gesicht. Gut so. Denn ich werde ihn nicht gehen lassen. Vielleicht denkt er, dass all die netten Dinge, die er gesagt hat, um mich zurückzulocken, gelogen waren. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt. So gut kann Nick nicht lügen. Ich weiß, dass er beim Aufsagen der Worte ihre Wahrheit erkannt hat. Ping! Denn niemand kann so verliebt sein, wie wir es waren, ohne dass es einem in Mark und Bein übergeht. Unsere Art von Liebe ist vielleicht mal in Remission, aber sie wartet immer darauf zurückzukommen. Als wäre sie das schönste Krebsgeschwür der Welt.
Das wollt ihr mir nicht abnehmen? Wie wäre es damit: Nick hat tatsächlich gelogen. Nichts von dem, was er gesagt hat, war ernst gemeint. Na, dann kann er mich mal, das hat er viel zu gut gemacht, denn genau so möchte ich ihn haben. Der Mann, den er uns vorgespielt hat – die Frauen lieben diesen Kerl. Ich liebe diesen Kerl. Das ist genau der Mann, den ich mir als Ehemann wünsche. Das ist der Mann, für den ich unterschrieben habe. Der Mann, den ich verdiene.
Er hat also die Wahl: Entweder kann er sich dafür entscheiden, mich wirklich zu lieben, wie er es einmal getan hat, oder ich werde ihn gefügig und zu dem Mann machen, den ich geheiratet habe. Ich bin es leid, mich mit seinem Quatsch rumzuärgern.
»Sei nett«, sage ich.
Er sieht aus wie ein Kind, ein wütendes Kind. Er ballt sogar die Fäuste.
»Nein, Amy.«
»Ich kann dich vernichten, Nick.«
»Das hast du doch schon, Amy.« Ich sehe seine Wut aufleuchten, ein kleines Zittern. »Warum in Dreiteufelsnamen willst du überhaupt mit mir zusammen sein? Ich bin langweilig, durchschnittlich, uninteressant, unoriginell. Ich erfülle deine Anforderungen nicht. Die ganzen letzten Jahre hast du mir das gesagt.«
»Nur weil du aufgehört hast, dich anzustrengen «, sage ich. »Du warst perfekt. Als wir zusammengekommen sind, warst du perfekt, und dann hast du dir irgendwann keine Mühe mehr gegeben. Warum?«
»Ich hab aufgehört, dich zu lieben.«
»Warum?«
»Du hast aufgehört, mich zu lieben. Wir sind ein krankes toxisches Möbiusband, Amy. Wir waren nicht wir
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