Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
selbst, als wir uns verliebt haben, und als wir dann wir wurden, da waren wir Gift füreinander – was für eine Überraschung! Wir ergänzen uns auf die fieseste, hässlichste Art, die man sich nur vorstellen kann. Du liebst nicht wirklich mich , Amy. Mich magst du nicht mal. Lass dich von mir scheiden. Lass dich scheiden, dann können wir wenigstens versuchen, glücklich zu werden.«
»Ich lasse mich aber nicht von dir scheiden, Nick. Auf gar keinen Fall. Und ich schwöre dir, wenn du versuchst zu gehen, werde ich mein Leben der Aufgabe widmen, dir dein Leben zur Hölle zu machen, so gut ich kann. Und du weißt, wie gut ich das kann.«
Er beginnt auf und ab zu wandern wie ein Bär im Käfig. »Denk doch mal daran, Amy, wie schlecht wir füreinander sind: Die beiden bedürftigsten Menschen auf der Welt sitzen miteinander in der Falle. Wenn du dich nicht von mir scheiden lässt, muss ich es eben tun.«
»Tatsächlich?«
»Ja, ich werde mich von dir scheiden lassen. Aber eigentlich solltest du dich von mir scheiden lassen. Weil ich jetzt schon weiß, was du denkst, Amy. Du denkst, das wäre keine gute Geschichte: Amazing Amy tötet ihren verrückten Vergewaltiger und kehrt zurück … zu einer blöden, langweiligen Scheidung. Du denkst, das ist kein Triumph.«
Es ist auch kein Triumph.
»Aber sieh es doch mal so: Deine Geschichte ist keine gefühlsduselige, ernsthafte Überlebensgeschichte. Kein Fernsehfilm von circa 1992. Du bist eine durchsetzungsfähige, dynamische, unabhängige Frau. Du hast einen Kidnapper getötet, und dann hast du weiter aufgeräumt: Du hast dich deines idiotischen, betrügerischen Ehemanns entledigt. Jede Frau würde dir applaudieren. Du bist kein verängstigtes kleines Mädchen. Du bist eine harte, zu allem entschlossene Frau . Denk mal darüber nach. Du weißt, dass ich recht habe: Die Zeit des Verzeihens ist vorbei. Passé. Denk an all die Frauen – Politikerfrauen, Schauspielerinnen –, die Frauen in der Öffentlichkeit, die betrogen worden sind, bleiben heutzutage nicht mehr bei dem, der sie betrogen hat. Das Motto ist nicht mehr bleib bei deinem Mann , sondern lass dich von dem Arschloch scheiden. «
Ich fühle eine Welle des Hasses in mir aufsteigen, weil er immer noch versucht, sich aus unserer Ehe zu lavieren, obwohl ich ihm doch – inzwischen dreimal – gesagt habe, dass er das nicht kann. Er glaubt immer noch, er könnte irgendetwas bewirken.
»Und wenn ich mich nicht von dir scheiden lasse, dann lässt du dich von mir scheiden?«, frage ich.
»Ich möchte nicht mit einer Frau wie dir verheiratet sein. Ich möchte mit einer normalen Person verheiratet sein.«
Dieses Stück Scheiße.
»Aha. Du möchtest also zurück zu deinem lahmen, schlaffen Loser-Selbst? Du möchtest einfach abhauen ? Nein! Ich lasse nicht zu, dass du ein langweiliger Amerikaner mit einem langweiligen Mädchen von nebenan wirst. Das hast du doch schon versucht – erinnerst du dich, Schatz? Selbst wenn du es wirklich wolltest, du könntest es gar nicht mehr. Du wärst bekannt als das fremdgehende Arschloch, das seine entführte, vergewaltigte Frau verlassen hat. Glaubst du vielleicht, irgendeine nette Frau würde dich auch nur anfassen? Was du kriegen wirst, sind nur …«
»Psychos? Verrückte Psycho-Schlampen?« Er deutet mit dem Zeigefinger in meine Richtung.
»Nenn mich nicht so.«
»Psycho-Schlampe?«
Es wäre so einfach für ihn, mich auf diese Weise abzuschreiben. Das würde ihm gefallen, mich einfach so sitzenlassen zu können.
»Alles, was ich tue, hat einen Grund, Nick«, erkläre ich. »Alles, was ich tue, erfordert Planung, Präzision und Disziplin.«
»Du bist eine kleinkarierte, selbstsüchtige, manipulative, disziplinierte Psycho-Schlampe …«
»Und du bist ein Mann«, unterbreche ich ihn. »Du bist ein mittelmäßiger, fauler, langweiliger, feiger Mann, der sich vor Frauen fürchtet. Ohne mich würdest du genau das bleiben, ohne die geringste Chance. Aber ich habe dich zu etwas gemacht, mit mir warst du der beste Mann, der du jemals sein wirst. Und das weißt du auch. Die einzige Zeit in deinem Leben, in der du dich je mochtest , war, als du so getan hast, als wärst du jemand, den ich mögen könnte. Aber ohne mich? Ohne mich bist du einfach nur wie dein Dad.«
»Sag das nicht, Amy.« Er ballt wieder die Fäuste.
»Glaubst du, er ist nicht von einer Frau verletzt worden – genau wie du?« Ich sage das mit meiner allerbelehrendsten Stimme, total geduldig und von
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