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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Wir haben versucht, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen.«
    »Ich war hier«, wiederholte ich. »Direkt nebenan, wieso haben Sie es nicht geschafft, zwei und zwei zusammenzuzählen?«
    Schlampe, Schlampe, Schlampe, sagte mein Vater.
    »Sir, bitte sprechen Sie nicht in diesem Ton mit mir.«
    Schlampe, Schlampe, Schlampe .

    Boney gab einem Officer den Auftrag, meinen Dad ins Heim zurückzufahren, damit wir unser Gespräch zu Ende bringen konnten. Wir standen auf der Treppe vor dem Revier und sahen zu, wie er, immer noch vor sich hinschimpfend, ins Auto verfrachtet wurde. Die ganze Zeit nahm er kein einziges Mal meine Anwesenheit zur Kenntnis. Als der Wagen abfuhr, schaute er auch nicht zurück.
    »Sie stehen sich wohl nicht sehr nahe?«, fragte Boney.
    »Wir sind der Inbegriff von ›nicht sehr nahe‹.«

    Gegen zwei Uhr morgens waren die Detectives mit ihren Fragen durch und komplimentierten mich in einen Streifenwagen, mit dem gutgemeinten Rat, mich ordentlich auszuschlafen und am nächsten Vormittag um elf zu der Mittags-Pressekonferenz zu erscheinen.
    Ich fragte nicht, ob ich nach Hause durfte, ich ließ mich zu Go fahren, weil ich wusste, dass sie aufbleiben, mit mir ein Bier trinken und mir ein Sandwich machen würde. Erbärmlicherweise war das alles, was ich in diesem Moment wollte: eine Frau, die mir ein Sandwich machte und mir keine weiteren Fragen stellte.

    »Du möchtest dich also nicht auf den Weg machen und sie suchen?«, fragte Go, während ich aß. »Wir könnten ein bisschen rumfahren.«
    »Das ist doch sinnlos«, erwiderte ich dumpf. »Wo soll ich denn suchen?«
    »Nick, das ist eine echt ernste Sache.«
    »Ich weiß, Go.«
    »Dann benimm dich auch entsprechend, okay, Lance? Begnüg dich nicht mit deinem verfickten mjahmjahmjah .« Sie machte das schwerfällige Lallgeräusch, das sie immer benutzte, um meine Unentschlossenheit zu veranschaulichen, begleitet von einem benommenen Augenrollen. Außerdem benutzte sie meinen offiziellen ersten Vornamen. Wenn jemand mit meinem Gesicht geboren ist, möchte er ganz sicher nicht mit Lance angeredet werden. Go gab mir ein Glas Scotch. »Und trink das hier, aber mehr nicht. Du willst morgen keinen Kater haben. Wo zum Teufel könnte sie denn stecken? Gott, mir ist richtig schlecht.« Sie goss sich auch ein Glas ein, schluckte, versuchte zu nippen, wanderte in der Küche herum. »Machst du dir denn überhaupt keine Sorgen, Nick? Dass irgendein Kerl sie auf der Straße gesehen und beschlossen hat, sie abzugreifen? Ihr eins über den Schädel gegeben hat und …«
    Ich zuckte zusammen. »Warum hast du gesagt ihr eins über den Schädel gegeben hat , was soll die Scheiße?«
    »Tut mir leid, ich wollte dir kein Bild in den Kopf setzen, ich hab nur … Ich weiß auch nicht, ich denke dauernd darüber nach. Über einen Verrückten.« Sie goss sich Scotch nach.
    »Apropos Verrückter«, sagte ich. »Dad ist heute mal wieder abgehauen, sie haben ihn auf der River Road aufgegriffen. Inzwischen ist er wieder im Comfort.«
    Go zuckte die Achseln: okay . Es war das dritte Mal in sechs Monaten, dass unser Vater entwischt war. In Gedanken immer noch bei Amy, zündete Go sich eine Zigarette an. »Ich meine, gibt es denn nicht vielleicht jemanden, mit dem wir reden können?«, fragte sie. »Irgendwas tun?«
    »Himmel, Go! Musst du denn unbedingt dafür sorgen, dass ich mir noch hilfloser vorkomme als sowieso schon?«, fauchte ich. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Es gibt keinen Grundkurs für ›Was ist zu tun, wenn Ihre Frau spurlos verschwindet‹. Die Polizei hat mir gesagt, ich kann gehen. Also bin ich gegangen. Ich tue einfach, was die mir sagen.«
    »Na klar«, murmelte Go, die sich schon immer bemüht hatte, einen Rebellen aus mir zu machen. Aber es klappte nicht. In der Highschool war ich der Kerl, der zur vorgeschriebenen Zeit nach Hause kam, ich war der Journalist, der seine Termine einhielt, selbst die unnötigen. Ich respektiere die Regeln, denn wenn man die Regeln einhält, dann läuft alles glatt. Normalerweise.
    »Scheiße, Go, ich muss in ein paar Stunden wieder auf dem Revier sein. Kannst du bitte eine Sekunde einfach ein bisschen nett zu mir sein? Ich hab eine Scheißangst.«
    Wir hatten einen Fünf-Sekunden-Starrwettbewerb, dann füllte Go mein Glas noch einmal auf, als Entschuldigung sozusagen, setzte sich neben mich und legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Arme Amy«, sagte sie.

Amy Elliott Dunne
    21. April 2009
    Tagebucheintrag
    Ich Arme. Man

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