Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
stelle sich vor: Campbell und Insley und ich sind in Soho, zum Abendessen im Tableau. Jede Menge Ziegenkäsetörtchen, Lammfrikadellen, Rucola, ich weiß nicht, was das Theater soll. Aber wir zäumen das Pferd von hinten auf: zuerst das Essen, dann ein paar Drinks in einem dieser winzigen Etablissements, das Campbell reserviert hat, ein Mini-Raum, in dem man sich teuer hinfläzen kann und der sich nicht groß von, sagen wir mal, einem Wohnzimmer unterscheidet. Aber gut, manchmal macht es Spaß, einfach was Albernes, Trendiges zu tun. Wir sind alle ziemlich overdressed in unseren glitzernden Klamotten, unseren mörderischen Absätzen, und wir knabbern Häppchen, die genauso dekorativ und gehaltlos sind wie wir selbst.
Wir haben besprochen, dass wir unsere Ehemänner einladen, sich uns zu dem Teil mit den Drinks anzuschließen. So sitzen wir hier in unserem Eckchen, und eine Kellnerin, die gut für eine kleine Rolle als »Das jugendlich-frische Mädchen, das soeben aus dem Bus gestiegen ist« vorsprechen könnte, bringt uns Mojitos und Martinis und mir meinen Bourbon.
Allmählich gehen uns die Gesprächsthemen aus; es ist Dienstag, und genauso fühlt man sich auch. Den Drinks spricht man sehr behutsam zu: Insley und Campbell haben morgen früh vage Termine, ich muss arbeiten, also rüsten wir uns nicht für eine lange Nacht, sondern schalten einen Gang zurück und werden dumpf und gelangweilt. Wenn wir nicht darauf warten würden, dass die Männer womöglich doch noch auftauchen, würden wir aufbrechen. Campbell hackt auf ihrem BlackBerry rum, Insley studiert ihre Wadenmuskeln aus unterschiedlichen Perspektiven. Als Erster erscheint John – überschwängliche Entschuldigungen bei Campbell, großes Lächeln und Küsschen für uns alle, ein Mann, der überglücklich ist, hier zu sein, geradezu entzückt, in der Schlussphase einer Cocktailstunde auf der anderen Seite der Stadt einzutreffen, schnell noch einen Drink zu kippen und dann mit seiner Frau nach Hause eilen zu können. George trudelt ungefähr zwanzig Minuten später ein – verlegen, angespannt, nur eine knappe Erklärung, irgendwas wegen der Arbeit. »Du kommst vierzig Minuten zu spät«, fährt Insley ihn an, und er kontert: »Ja, entschuldige, dass ich Geld für uns verdiene.« Die beiden reden kaum miteinander, machen aber fleißig Konversation mit allen anderen.
Nick taucht nie auf, er ruft auch nicht an. Wir warten noch eine Dreiviertelstunde, Campbell macht sich Gedanken (»Wahrscheinlich hat man ihm noch in letzter Sekunde einen Termin vor die Nase geknallt«, sagt sie und lächelt den guten alten John an, der nie zulassen würde, dass ein Last-Minute-Termin die Pläne seiner Frau ruiniert), Insleys Wut schmilzt allmählich dahin, weil sie erkennt, dass ihr Ehemann nur der zweitschlimmste Trottel der Gruppe ist (»Bist du sicher, dass er dir nicht mal eine SMS geschrieben hat, Süße?«).
Aber ich lächle nur. »Wer weiß, wo er ist – ich treff ihn dann irgendwann zu Hause.« Und jetzt sind es die Männer, die erschüttert aussehen: Du meinst, das ist eine Option – den Abend einfach ausfallen zu lassen, ohne negative Konsequenzen? Ohne schlechtes Gewissen, Wut oder miese Laune?
Na ja, für euch vielleicht nicht, Jungs.
Nick und ich, wir lachen manchmal, lachen lauthals über die schrecklichen Dinge, zu denen Frauen ihre Männer zwingen, um ihre Liebe zu beweisen. Die sinnlosen Aufträge, die zahllosen Opfer, die unendlichen kleinen Kapitulationen. Wir nennen diese Männer Tanzäffchen .
Nick wird verschwitzt und salzig und bierentspannt von einem Tag auf dem Baseballplatz zurückkehren, und ich werde mich auf seinem Schoß zusammenrollen, ihn nach dem Spiel fragen und ob sein Freund Jack sich amüsiert hat, und er wird sagen: »Oh, er hatte einen schlimmen Tanzäffchen-Anfall – die arme Jennifer hatte eine ›echt stressige Woche‹ und brauchte ihn dringend zu Hause.«
Oder sein Kumpel bei der Arbeit, der nicht mit in die Kneipe darf, weil seine Freundin möchte, dass er in dem Bistro vorbeischaut, wo sie sich mit einer Freundin trifft, die gerade zu Besuch in der Stadt ist. Damit er sie endlich kennenlernt. Und damit sie vorführen kann, wie gehorsam ihr Äffchen ist: Er kommt, wenn ich ihn rufe, und schau, wie gepflegt er ist!
Zieh das an, zieh das nicht an. Erledige das jetzt gleich, erledige jenes, wenn du Zeit hast, und damit meine ich sofort. Und gib unbedingt, unbedingt die Dinge, die du liebst, für mich auf, denn nur so
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