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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Kapitels.
    In der dritten Klasse beispielsweise erwischte Amazing Amy ihren Freund Brian dabei, wie er die Klassen-Schildkröte überfütterte. Sie versuchte, mit ihm zu diskutieren, aber als Brian darauf bestand, dass das Tier seine Extraportionen brauchte, hatte Amy keine andere Wahl, als ihn bei ihrer Lehrerin zu verpfeifen: »Mrs. Tibbles, ich will ja keine Petze sein, aber jetzt … ich glaube, ich brauche Hilfe von einer Erwachsenen …« Was sind die Konsequenzen?
Brian wirft Amy vor, keine vertrauenswürdige Freundin zu sein und spricht kein Wort mehr mit ihr.
Ihre schüchterne Freundin Suzy sagt Amy, sie hätte es nicht weitersagen dürfen, sondern das überflüssige Futter herausfischen sollen, ohne dass Brian etwas davon merkt.
Amys Erzrivalin Joanna behauptet, Amy wäre nur eifersüchtig und wollte die Schildkröte selbst füttern.
Amy weigert sich, klein beizugeben, denn sie findet, dass sie richtig gehandelt hat.
    Wer hat recht?
    Na ja, die Lösung ist einfach, denn Amy hatte immer recht, in jeder Geschichte. (Nicht dass jemand denkt, ich hätte das in Streitgesprächen mit meiner realen Amy nicht vorgebracht, denn das habe ich – mehr als einmal.)
    Die Fragen – aus der Feder von zwei Psychologen, die genau wie Sie, liebe Leser, vor allem auch Eltern sind!  – sollten die Persönlichkeitszüge eines Kindes zum Vorschein bringen: Ist Ihr Kleiner eine beleidigte Leberwurst, die es nicht ertragen kann, kritisiert zu werden – wie Brian? Ein Mitläufer ohne Rückgrat – wie Suzy? Ein Stänkerer – wie Joanna? Oder perfekt – wie Amy? Bei den aufstrebenden Yuppies waren die Bücher extrem angesagt: sie wurden die Pet Rocks der Elternschaft, die Rubiks Zauberwürfel der Pädagogik. Und sie machten die Elliotts reich. Es ging so weit, dass Schätzungen zufolge jede Schulbibliothek in den USA mindestens einen Amazing-Amy -Band besaß.
    »Macht ihr euch Sorgen, dass es etwas mit dem Amazing-Amy -Geschäft zu tun haben könnte?«, fragte ich.
    »Es gibt ein paar Leute, bei denen unserer Meinung nach eine Überprüfung ganz angemessen wäre«, sagte Rand.
    Ich hüstelte ein Lachen. »Glaubt ihr, Judith Viorst hat Amy für Alexander gekidnappt, damit er keine schrecklichen, furchtbaren, wertlosen, schlimmen Tage mehr hat?«
    Rand und Marybeth wandten mir gleichzeitig ihre übereinstimmend überrascht-enttäuschten Gesichter zu. Was ich gesagt hatte, war ekelhaft und geschmacklos – mein Hirn hatte in einem unpassenden Augenblick unpassende Gedanken hervorgebracht. Ein mentaler Pups, den ich nicht unter Kontrolle hatte. Wie ich auch angefangen hatte, jedes Mal, wenn ich meine Polizisten-Freundin sah, im Stillen »Bony Moronie« zu singen. She’s as skinny as a stick of macaroni, bebopte mein Hirn, während Detective Rhonda Boney mir erzählte, dass man den Fluss nach meiner vermissten Frau absuchen wollte. Abwehrmechanismus, sagte ich mir, alles nur eine seltsame Form von Abwehrmechanismus . Ich wollte, dass das aufhörte.
    Ich arrangierte mein Bein neu und grazil und sprach vorsichtig, als wären die Worte ein Stapel empfindliches Porzellan. »Tut mir leid, ich weiß auch nicht, warum ich das gesagt habe.«
    »Wir sind alle müde«, meinte Rand.
    »Wir schicken die Polizei zu Viorst«, schlug Marybeth vor. »Und auch zu dieser Schlampe Beverly Cleary.« Es war weniger ein Witz als eine Absolution.
    »Ich denke, ich sollte euch sagen«, begann ich. »Die Cops – das ist normal in solchen Fällen …«
    »Sie fühlen immer als Erstes dem Ehemann auf den Zahn, ich weiß«, fiel Rand mir ins Wort. »Ich hab ihnen gesagt, dass sie ihre Zeit verschwenden. Die Fragen, die sie uns gestellt haben …«
    »Die waren beleidigend«, vollendete Marybeth den Satz.
    »Dann haben sie also auch schon mit euch geredet? Über mich?« Ich ging zur Minibar und goss mir beiläufig einen Gin ein, nahm drei Schlucke und fühlte mich augenblicklich schlechter. Mein Magen stieg mir in die Luftröhre. »Was haben sie denn gefragt?«
    »Ob du Amy jemals körperlich verletzt hast, ob Amy mal erwähnt hat, dass sie sich von dir bedroht fühlt«, zählte Marybeth auf. »Ob du ein Weiberheld bist, ob Amy mal dachte, du hättest sie betrogen. Das klingt nach Amy, richtig? Ich hab ihnen gesagt, dass wir keinen Fußabstreifer erzogen haben.«
    Rand legte ihr die Hand auf die Schulter. »Nick, was wir zuallererst hätten sagen sollen: Wir wissen, dass du Amy niemals weh getan hättest, nie und nimmer. Ich habe der Polizei

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