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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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»Hast du dir schon mal überlegt, warum die Cops mich fragen, ob Amy immer noch Größe 34 trägt?«
    »Himmel, damit geben die einfach keine Ruhe«, sagte ich.
    »Macht dich das nicht wahnsinnig? Als hätten sie ihre Klamotten irgendwo gefunden oder so.«
    »Dann hätten sie mich bestimmt aufgefordert, sie zu identifizieren, richtig?«
    Mit verkniffenem Gesicht überlegte sie. »Klingt einleuchtend«, meinte sie schließlich. Aber ihr Gesicht blieb verkniffen, bis sie merkte, dass ich sie anschaute. Sie lächelte. »Ich hab das Baseballspiel aufgenommen, willst du es sehen? Alles klar so weit?«
    »Ja, alles klar.« Dabei fühlte ich mich grässlich, mein Magen rumorte, und auch sonst ging es in meinem Innern drunter und drüber. Vielleicht lag es an dem Hinweis, den ich nicht enträtseln konnte, jedenfalls hatte ich auf einmal das Gefühl, etwas übersehen, einen Riesenfehler gemacht zu haben, der verheerende Folgen nach sich ziehen würde. Vielleicht war es mein Gewissen, das sich aus seinem Kerker befreite und allmählich an die Oberfläche vorarbeitete.
    Go stellte das Spiel an, und die nächsten zehn Minuten gab sie nur bierschlürfend Kommentare von sich. Da sie keine gegrillten Käsesandwichs mochte, baggerte sie mit Salzcrackern Erdnussbutter aus dem Glas. In der Werbepause sagte sie: »Wenn ich einen Pimmel hätte, würde ich diese Erdnussbutter ficken«, und wedelte absichtlich Crackerkrümel in meine Richtung.
    »Ich glaube, wenn du einen Pimmel hättest, würden noch viel schlimmere Dinge passieren.«
    Sie spulte im Schnellvorlauf durch ein besonders langweiliges Inning, die Cards lagen fünf Punkte zurück, und bei der nächsten Werbepause hielt sie inne und meinte: »Ich hab heute angerufen, um meinen Handyvertrag zu ändern, und während ich in der Warteschlange hing, haben sie Lionel Richie gespielt – hörst du manchmal Lionel Ritchie? Ich mag ›Penny Lover‹, aber das war nicht ›Penny Lover‹. Jedenfalls ging dann eine Frau dran und sagte, die Kundenservice-Leute sitzen alle in Baton Rouge, was seltsam war, weil sie keinen Akzent hatte, aber sie hat gesagt, sie ist in New Orleans aufgewachsen, und es ist eine wenig bekannte Tatsache, dass – wie nennt man die Leute aus New Orleans, New Orleansianer? – jedenfalls, dass man dort kaum einen Akzent hat. Und sie hat mir erklärt, dass für mein Angebots-Paket, also Paket A …«
    Go und ich spielten manchmal ein Spiel, zu dem unsere Mom uns inspiriert hatte, die manchmal so unglaublich triviale, endlose Geschichten erzählte, dass man fast überzeugt war, insgeheim würde sie einen auf den Arm nehmen. In den letzten Jahren hatten Go und ich uns deshalb angewöhnt, dass einer von uns, wenn eine Gesprächspause eintrat, anfing, über die Reparatur von Haushaltsgeräten oder die Einlösung von Coupons zu dozieren. Allerdings hatte Go mehr Ausdauer als ich. Bei ihr ging eine Geschichte nahtlos in die nächste über, endlos, bis sie echt nervtötend wurden, aber irgendwann dann doch wieder ins Komische zurückschwenkten.
    Inzwischen war sie bei einer Geschichte über ihre Kühlschrankbeleuchtung angelangt und zeigte keinerlei Ermüdungerscheinungen. Überwältigt von plötzlicher Dankbarkeit, beugte ich mich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Womit hab ich das denn verdient?«
    »Das war einfach nur ein Danke.« Auf einmal merkte ich, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Ich schaute schnell weg und blinzelte. »Ich brauchte also eine Microbatterie, was, wie sich herausstellt, anders ist als eine Transistorbatterie, also musste ich den Bon von der Transistorbatterie suchen, um sie zurückbringen zu können …«
    Wir sahen uns das Spiel zu Ende an. Die Cards verloren. Als es vorbei war, stellte Go den Fernseher auf stumm. »Willst du reden oder willst du noch mehr Ablenkung? Was brauchst du?«
    »Du kannst ruhig schlafen gehen, Go. Ich häng hier einfach ein bisschen rum. Wahrscheinlich schlafe ich. Ich muss schlafen.«
    »Möchtest du eine Schlaftablette?« Meine Zwillingsschwester glaubte fest an den Weg des geringsten Widerstands. Entspannungskassetten oder Walgesänge waren nichts für sie, ihr war es angenehmer, eine Pille einzuwerfen und ohnmächtig zu werden.
    »Nein.«
    »Falls du es dir anders überlegst, im Medizinschränkchen sind welche. Wenn es jemals einen Anlass gegeben hat, sich beim Einschlafen helfen zu lassen …« Noch ein paar Sekunden stand sie da, dann trabte sie auf ihre typische Weise den Korridor

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