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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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erzählte ich Amy nichts von meinen Grübeleien, also kam ich bestimmt als der Schwindler rüber, der ich so oft bin.
    »Hier. Eine Kiste. Für die Wohlfahrt«, sagte sie, nachdem sie mich entdeckt hatte, wie ich, an die Wand gelehnt, auf dem Boden hockte und einen Schuh anstarrte. »Pack den Schuh in die Kiste. Okay?« Ich schämte mich, ich knurrte sie an, sie fauchte zurück, und … das Übliche.
    Zu Amys Verteidigung sollte ich hinzufügen, dass sie mich zweimal gefragt hatte, ob ich reden wollte, ob ich sicher war, dass ich das tun wollte. Manchmal lasse ich solche Kleinigkeiten weg. Weil es für mich vorteilhafter ist. In Wirklichkeit wollte ich, dass sie meine Gedanken las, damit ich mich nicht zur weiblichen Kunst der Artikulation herablassen musste. Ich machte mich manchmal genauso des Ratespielchen-Spielens schuldig wie Amy. Diese Information habe ich bisher auch ausgelassen.
    Ich bin ein großer Fan von Halbwahrheiten – ich lüge, indem ich etwas verschweige.
    Kurz nach zehn Uhr abends hielt ich vor dem Haus meines Vaters. Ein sauberes kleines Häuschen, ein gutes Heim für den Anfang (oder das Ende). Zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, ein Esszimmer, eine altmodische, aber anständige Küche. Im Vorgarten rostete ein »Zu Verkaufen«-Schild. Ein Jahr und immer noch kein Angebot.
    Als ich ins Haus trat, überfiel mich eine stickige Hitze. Das billige Alarmsystem, das wir nach dem dritten Einbruch installiert hatten, begann zu piepen wie bei einem Bomben-Countdown. Ich gab den Code ein, die Zahlenkombination, die Amy wahnsinnig gemacht hatte, weil sie gegen alle Code-Regeln verstößt. Es war mein Geburtstag: 15877.
    Passwort abgelehnt . Ich versuchte es noch einmal. Passwort abgelehnt . Ein Schweißtropfen rollte mir über den Rücken. Amy hatte immer damit gedroht, den Code ändern zu lassen. Sie meinte, es wäre sinnlos, ein Passwort zu haben, das so leicht zu erraten ist, aber ich kannte den wirklichen Grund. Sie war sauer, weil ich meinen Geburtstag gewählt hatte und nicht unseren Hochzeitstag: Wieder einmal hatte ich mir vor uns den Vorzug gegeben. Meine bittersüße Nostalgie verschwand. Wieder tippte ich die Ziffern ein, in wachsender Panik, weil die Anlage ihren Countdown piepte und piepte und piepte – bis sie schließlich in voller Einbruch-Lautstärke losplärrte.
    Wooooonk-woooonk-woooonk!
    Eigentlich sollte mein Handy klingeln, damit ich Entwarnung geben konnte: Ich bin’s nur, ich, der Idiot . Aber es klingelte nicht. Eine volle Minute wartete ich, und das Alarmgeheul erinnerte mich an ein torpediertes U-Boot im Film. Die konservierte Hitze eines verschlossenen Hauses mitten im Juli waberte über mir. Mein Hemd war bereits durchgeschwitzt. Verdammt nochmal, Amy . Verzweifelt suchte ich auf der Anlage nach der Nummer der Firma, fand aber nichts. Schließlich zog ich mir einen Stuhl heran und begann, an der Anlage zu zerren. Als mein Handy endlich klingelte, hatte ich sie von der Wand gerissen, und sie hing nur noch an den Kabeln. Eine zickige Stimme am anderen Ende verlangte von mir den Namen von Amys erstem Haustier.
    Wooooonk-woooonk-woooonk.
    Es war genau der falsche Ton – blasiert, bockig, vollkommen unbeteiligt – und genau die falsche Frage, denn ich kannte die Antwort nicht, was mich stinkwütend machte. Ganz gleich, wie viele Hinweise ich erraten hatte, irgendwann war ich mit irgendeiner Amy-Trivialität konfrontiert, vor der ich nur noch kapitulieren konnte.
    Wooooonk-woooonk-woooonk!
    »Hier ist Nick Dunne, ich bin im Haus meines Vaters, und ich hab diese Anlage persönlich angemeldet«, blaffte ich. »Es spielt verdammt nochmal keine Rolle, wie das erste Haustier meiner Frau hieß.«
    Wooooonk-woooonk-woooonk!
    »Bitte reden Sie nicht in diesem Ton mit mir, Sir.«
    »Hören Sie, ich wollte nur etwas aus dem Haus meines Vaters holen, und jetzt gehe ich wieder, okay?«
    »Ich muss unverzüglich die Polizei verständigen.«
    »Können Sie bitte den gottverdammten Alarm abstellen, damit ich nachdenken kann?«
    Wooooonk-woooonk-woooonk!
    »Der Alarm ist abgestellt.«
    »Der Alarm ist überhaupt nicht abgestellt.«
    »Sir, ich hab Sie schon einmal gewarnt, nicht in diesem Ton!«
    Du blöde Zicke!
    »Wissen Sie was? Vergessen Sie’s!«
    Im selben Moment, als ich auflegte, fiel mir der Name von Amys erster Katze wieder ein: Stuart.
    Also rief ich zurück, bekam eine andere Telefonistin an den Apparat, die die Alarmanlage sofort abstellte und Gott sei Dank auch die Polizei

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