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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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rüberkommen?«
    »Nein, ich kann das alleine anschauen, danke.«
    Wir zögerten beide und warteten, dass der andere sich entschuldigen würde.
    »Okay, lass uns später reden«, sagte Go schließlich.
    Ellen Abbott Live war eine Kabel-Talkshow, die sich auf vermisste, ermordete Frauen spezialisiert hatte. Star der Sendung war Ellen Abbott, eine permanent wütende ehemalige Staatsanwältin und Verfechterin der Opferrechte. Ich stellte den Fernseher an, und Ellen starrte mir entgegen, geföhnt und mit reichlich Lipgloss. »Heute berichten wir über eine wahrhaft schockierende Geschichte: Eine schöne junge Frau, das Vorbild für die Buchreihe Amazing Amy , wird vermisst, ihr Haus wurde verwüstet. Ehemann Lance Nicholas Dunne, ein arbeitsloser Journalist, betreibt jetzt eine Bar, die mit dem Geld seiner Frau finanziert wurde. Sie fragen sich, ob er sich nicht schreckliche Sorgen macht? Als Antwort zeigen wir Ihnen jetzt einmal einige Aufnahmen, die entstanden sind, nachdem seine Frau, Amy Elliott Dunne, am 5. Juli, ihrem fünften Hochzeitstag, verschwunden ist.«
    Es folgten Bilder von der Pressekonferenz, mein dämliches Grinsen, dann eine Aufnahme, als ich aus dem Auto stieg. Winkend und lächelnd wie die Königin bei einem Festumzug (ich erwiderte Marybeths Winken, und ich lächelte, weil ich immer lächle, wenn ich winke).
    Als Nächstes kam das Handy-Foto von mir und Shawna Kelly, der Frito-Pie-Bäckerin. Wir beide Wange an Wange, mit strahlend weißen Zähnen. Dann erschien die echte Shawna auf dem Bildschirm, sonnengebräunt, wohlgeformt und finster, während Ellen sie dem amerikanischen Publikum vorstellte. Mir brach der Schweiß aus allen Poren.
    ELLEN: Nun, Lance Nicholas Dunne – können Sie uns sein Verhalten beschreiben, Shawna? Sie haben ihn getroffen, als alle sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Ehefrau gemacht haben, und Lance Nicholas Dunne ist … ja, wie würden Sie ihn beschreiben?
    SHAWNA: Er war ruhig und sehr freundlich.
    ELLEN: Moment mal, Moment. Er war freundlich und ruhig? Seine Frau ist verschwunden, Shawna. Was für ein Mann ist da denn freundlich und ruhig?
    Wieder erschien das groteske Handyfoto auf der Mattscheibe. Wir sahen, wenn möglich, noch fröhlicher aus.
    SHAWNA: Er hat sogar ein bisschen mit mir geflirtet …
    Du hättest netter zu ihr sein sollen, Nick. Du hättest ihre verfluchte Pie essen müssen .
    ELLEN: Er hat geflirtet? Während seine Frau Gott weiß wo ist? Dieser Lance Dunne ist … na ja, tut mir leid, Shawna, aber dieses Foto ist einfach … mir fällt kein besseres Wort dafür ein als widerlich . So sieht doch kein unschuldiger Mann aus …
    Der Rest des Berichts war hauptsächlich Ellen Abbott, professionelle Hasspredigerin, die sich über mein mangelhaftes Alibi ereiferte: »Warum hat Lance Nicholas Dunne bis zur Mittagszeit kein Alibi? Wo war er den ganzen Morgen?«, fragte sie in ihrem langgezogenen Texas-Akzent. Das ganze Zuschauerforum pflichtete ihr bei, dass das nicht gut aussah.
    Ich rief Go an, und sie meinte: »Na ja, du hast fast eine Woche durchgehalten, ohne dass sie über dich hergefallen sind«, und wir schimpften eine Weile. Diese verdammte Shawna, diese verrückte Hurenschlampe.
    »Mach heute bitte aktiv etwas wirklich richtig Nützliches«, riet Go. »Jetzt stehst du nämlich unter Beobachtung.«
    »Ich kann ja sowieso nicht stillsitzen, selbst wenn ich es wollte.«

    Mehr oder weniger wutschnaubend fuhr ich nach St. Louis. Der Fernsehbericht ging mir nicht aus dem Kopf, ich spielte ihn immer wieder durch, beantwortete Ellens Fragen und stopfte ihr das Maul. Heute habe ich einen von Amys Stalkern aufgespürt, Ellen Abbott, du verdammte Fotze. Desi Collings. Ich hab ihn aufgespürt, um die Wahrheit herauszufinden . Ich, der heldenhafte Ehemann. Wenn ich eine ordentlich erhebende Titelmusik zur Verfügung gehabt hätte, hätte ich sie aufgelegt. Ich, der nette Arbeiterjunge, nahm diesen verwöhnten reichen Knaben aufs Korn. Das musste den Medien doch eigentlich schmecken: Zwanghafte Stalker sind viel interessanter als Allerwelts-Ehefrauenmörder. Zumindest die Elliotts würden es zu schätzen wissen. Ich wählte Marybeths Nummer, bekam aber nur die Voicemail. Also fuhr ich weiter.
    Als ich in Desis Viertel ankam, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass er nicht nur reich war, sondern steinreich, extrem und krankhaft reich. Der Kerl wohnte in einer Villa in Ladue, die bestimmt mindestens fünf Millionen Dollar gekostet hatte. Weiß

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