GONE Hunger
tun.«
»Vieles hat mit ihm zu tun«, sagte Sam. »Aber es muss unter uns bleiben. Ich muss mich absolut auf dich verlassen können.«
Mary nickte und kehrte in ihr Zimmer zurück.
»Da ist doch was faul«, flüsterte Astrid, während sie ihren Bruder wieder auf das Kissen bettete.
»Was du nicht sagst!«, erwiderte Sam schrill.
Astrid strich sanft über Petes Stirn. »Petey, du darfst das nicht mehr tun. Es könnte jemand verletzt werden. Ich könnte verletzt werden. Und wer würde sich dann um dich kümmern?«
»Keine Monster mehr, Petey«, fügte Sam hinzu.
»Keine Monster mehr«, wiederholte Astrid wie ein Echo.
Der kleine Pete schloss die Augen. »Keine Monster mehr«, sagte er gähnend. »Ich hab sie still gemacht.«
»Wen hast du still gemacht?«, wollte Sam wissen.
»Wen meinst du, Pete?«, drang Astrid auf ihn ein. »Wer war das? Was wollten sie sagen?«
»Hungrig«, sagte der kleine Pete. »Hungrig im Dunkeln.«
»Was bedeutet das?«, bettelte Astrid.
Aber der kleine Pete war bereits eingeschlafen.
Vierzehn
36 Stunden, 47 Minuten
»Das geht schon die ganze Zeit so.« Die Wanze deutete auf Orsay, die mit angezogenen Knien und hängenden Schultern auf der Treppe zur Coates Academy saß.
Caine blickte sie interessiert an. Er berührte Orsays Scheitel und bemerkte, wie sie zusammenzuckte. »Ich glaube, ich weiß, wo sie ist.«
Diana gähnte. Sie trug ihren Seidenpyjama und darüber einen Bademantel, als wäre ihr kalt. Dabei wurde es in der FAYZ nie richtig kalt.
Die Wanze schwankte, er konnte sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten.
»Was war los, als Orsay sich ausblendete?«, wollte Caine wissen.
»Was?« Die Wanze hob ruckartig den Kopf und zwang sich, wach zu bleiben. »Zuerst war sie in Sams Träumen. Erzählte was von Konservendosen. Dann fing in einem anderen Zimmer so was wie eine Lichtshow an, richtig unheimlich, und Orsay kippte auf einmal weg, als hätte sie Drogen genommen.«
Caine kniete sich vor Orsay hin und hob sanft ihren Kopf. »Es reicht«, befahl er.
Als sie keinerlei Reaktion zeigte, schlug er ihr ins Gesicht, nicht bösartig, aber trotzdem fest genug, um einen rosa Abdruck auf ihrer Wange zu hinterlassen.
Orsays Augenlider flatterten. Wie bei jemandem, der aus dem Tiefschlaf geweckt wird.
»Entschuldige«, sagte Caine. Er war ihr so nahe, dass er ihren Atem spüren und ihren rasenden Herzschlag hören konnte. »Ich muss wissen, was du gesehen hast.«
Ihre Mundwinkel wanderten nach unten und ließen sie aussehen wie eine mit raschen Strichen gezeichnete Karikatur von Furcht und Trauer.
»Komm schon!«, drängte Caine. »Ich habe zwar keine Ahnung, in welchen Träumen du warst, aber schlimmer als meine Albträume können sie nicht gewesen sein. Die sind so entsetzlich, dass du sie dir nicht einmal vorstellen möchtest.«
»Sie waren nicht schrecklich«, sagte Orsay leise. »Sie ware n … überwältigend. So stark, dass ich mehr davon sehen wollte.«
Caine wich von ihr ab. »Warum bist du dann so verstört?«
»In seinen Träume n … die Welt in seinen Träume n … alles ist s o …« Sie gestikulierte mit den Händen, als wollte sie etwas beschreiben, wofür es keine Worte gab.
»In Sams Träumen?«, fragte Caine gereizt.
Orsay sah ihn scharf an. »Nein. Sams Träume sind leicht. Sie haben nichts Magisches.«
»Dann erzähl mir davon. Deshalb habe ich dich schließlich dorthin geschickt.«
»Er is t …« Orsay hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Als würde er sich Sorgen machen. Er ist zerstreut, glaubt, er macht alles falsch, und möchte am liebsten davonlaufen. Und er denkt viel ans Essen.«
Caine stand auf. »Aha. Sam hat Angst. Aber nicht vor mir. Gut. Er macht sich Sorgen wegen seines blöden Jobs als Bürgermeister von Loserville. Auch gut.« Er tätschelte Orsays Kopf. »Kam das Kraftwerk in seinen Träumen vor?«
Orsay schüttelte den Kopf.
Caine klatschte in die Hände. »Bestens. Wir können also jederzeit zuschlagen. Wäre da nich t …«
Er starrte Diana an.
»Ich bring ihn dir«, sagte sie.
»Ohne Jack schaff ich das nicht, Diana.«
»Ich hab doch gesagt, dass ich ihn dir bringe.«
»Du brauchst Jack?«, fragte Drake. »Ich hol ihn her, kein Problem.«
»Du denkst an den alten Jack«, erwiderte Caine. »Vergiss nicht, er hat jetzt Kraft.«
»Seine Kraft ist mir egal«, knurrte Drake.
»Diana bringt ihn mir. Und dann schalten wir die Lichter aus und füttern di e …« Er verstummte und blinzelte
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