GONE Hunger
lachte böse. »Mann, ich hab immer gedacht, du bist ein Weichei. Aber jetzt würdest du, ohne mit der Wimper zu zucken, Orc da reinschicken und den Würmern zum Fraß vorwerfen.«
»Beim letzten Mal hat es eine Weile gedauert, bis sie in seinem Gesicht waren«, sagte Sam. »Sobald die Würmer auf ihn losgehen, kommt er raus.«
»Eiskalt.« Howard grinste ihn hämisch an. »Ich red mit ihm. Aber er arbeitet nicht umsonst. Das weißt du. Vier Kisten Bier.«
»Zwei.«
»Drei.«
»Zwei. Und wenn du nicht sofort aufhörst, mit mir zu feilschen, zeig ich dir, wie eiskalt ich wirklich sein kann.«
Als sie sich geeinigt hatten, wandte sich Sam an Dekka. »Bist du so weit?«
»Ja.«
»Okay, dann los.«
Dekka streckte die Arme hoch über den Kopf und zielte mit den Handflächen auf die nächstgelegene Fläche am Feldrand.
Augenblicklich schossen Melonen und Ranken in einer Wolke aus schwarzer Erde nach oben und bildeten eine dunkle, in der Luft schwebende Säule. Die Würmer waren deutlich sichtbar. Sie krochen aus den Erdklumpen und schlängelten sich himmelwärts.
Sam hob die Hände. Er spreizte die Finger.
»Das wird sich gut anfühlen«, murmelte er.
Aus seinen Handflächen schossen grün-weiße Blitze.
Melonen zerplatzten wie Popcorn. Ranken verglühten knisternd. Erdklumpen begannen zu rauchen und schmolzen mitten in der Luft.
Die Würmer erwischte es auch. Entweder brachte sie der extrem überhitzte Dampf ihres eigenen Blutes zum Platzen oder sie schrumpften wie brennende Papierschlangen. Bei einigen geschah beides.
Sam ließ die tödlichen Feuerstrahlen an der Säule auf und ab schweifen und zielte auf alles, was sich regte.
»Okay, Dekka, lass los!«, schrie Sam.
Sobald Dekka die Arme sinken ließ, setzte die Schwerkraft wieder ein. Die zu einem schwarzen Klumpen verschmolzene, dampfende Säule krachte zu Boden und versprühte einen Funkenschauer. Ein paar Kids, die zu nahe herangekommen waren, kreischten, als sie von den Glutspritzern getroffen wurden.
Sam und Dekka zogen sich eilig zurück. Trotzdem bekam Sam einen Funken ab. Er traf seine Jeans und brannte ihm ein tropfenförmiges Loch in den Oberschenkel.
»Wasserflasche!«, rief er. Jemand reichte ihm eine Flasche und er schüttete Wasser auf die wunde Stelle. »Autsch! Mann, das brennt höllisch!«
»Da waren ein paar richtig knusprige Grillwürste dabei«, bemerkte Howard.
»Noch einmal, Dekka. Schaffst du das?«
»Ich mag Melonen«, erwiderte sie trocken. »Ich überlass sie nicht diesen Mistviechern.«
Sie gingen ein Stück weiter nach links und wiederholten den Vorgang. Dann nahmen sie sich noch eine dritte Stelle am Feldrand vor.
»Okay«, sagte Sam, als sie fertig waren. »Die Botschaft müsste angekommen sein. Mal sehen, ob sie’s kapiert haben. Howard?«
Howard winkte Orc herbei. Der Monsterjunge schlurfte müde auf das Feld zu.
»Geh erst mal auf eine Fläche, die wir beschossen haben«, wies Sam ihn an.
Orc betrat das Feld. Wenn seine steinernen Füße die Glut der verbrannten Erde spürten, ließ er es sich nicht anmerken.
»Gut«, sagte Sam. »Jetzt geh weiter. Über den verbrannten Teil hinaus. Versuch eine Melone zu pflücken.«
»Irgendwer sollte mir Bier geben«, brummte Orc.
»Ich hab keins dabei.«
»Hab ich mir fast gedacht.« Orc stapfte durch die unverbrannte Erde. Er bückte sich, um eine Melone zu packen, richtete sich aber gleich wieder auf. Zwei Würmer krochen über seine Hand.
Orc schleuderte sie weg und kehrte schnell auf sicheres Terrain zurück.
Die Ernüchterung traf Sam wie ein Schlag. Er hatte versagt. Nicht einmal das war ihm gelungen.
Vollends fertig machte ihn der Gedanke, dass er einem alkoholsüchtigen Jungen Bier versprochen hatte, damit er sich als menschlicher Köder hergab.
»Bin schon mal stolzer gewesen«, sagte er leise.
Die enttäuschte Menge warf besorgte Blicke auf Sam. Er ignorierte sie, stieg in den Jeep und setzte sich neben Edilio.
»Willst du meinen Job haben?«, fragte er Edilio.
»Nein, Mann, kein Interesse.«
An der FAYZ-Wand blieb nichts kleben. Lana hatte es ausprobiert. Sie hatte Handschuhe angezogen und versucht, eine Zielscheibe mit Klebeband an der Barriere zu befestigen. Das Klebeband hielt nicht. Superkleber genauso wenig.
Sie versuchte es mit Sprayfarbe. Es machte Spaß sich vorzustellen, wie die Barriere unter einem bunten Graffitimeer verschwand. Aber sobald die Farbe mit der Wand in Berührung kam, zischte sie, als wäre sie auf einer heißen Herdplatte
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