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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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nicht.
    Sie schluckte sie ohne Wasser.
    Wann hatte sie zuletzt eine genommen? Sie musste sich endlich Aufzeichnungen machen.
    Zwei Kinder waren an einer Art Grippe erkrankt.
    Sie war so müd e …
    Ihre Gedanken gingen nahtlos in Träume und Erinnerungen über und eine Zeit lang wanderte Mary durch einen Raum voller kranker Kinder, in dem es nach Urin roch. Plötzlich war ihre Mutter da. Sie strich für irgendein Schulfest Erdnussbutter-Marmeladen-Brote, die sich neben ihr zu Riesentürmen stapelten, während Mary die Brote in verschließbare Plastiktüten packte.
    »Hast du dir in die Hose gemacht?«, fragte ihre Mutter.
    »Kann sein. Riecht danach.« Es war ihr nicht peinlich. Sie fand es nur ärgerlich und hoffte, ihre Mutter würde keine große Sache daraus machen.
    Dann ging die Tür auf und ein kleines Mädchen kletterte auf ihren Schoß. Mary wollte sie an sich drücken, schaffte es aber nich t – ihre Arme waren schwer wie Blei.
    »Ich bin so müde«, sagte sie zu ihrer Mutter.
    »Kein Wunder, wir haben achttausend Brote geschmiert«, erklärte ihre Mutter und deutete auf die schwankenden Brotstapel. »Du siehst krank aus.«
    »Mir geht’s gut«, sagte Mary.
    »Ich will zu meiner Mami«, schluchzte das kleine Mädchen in Marys Ohr und ließ warme Tränen auf ihren Hals tropfen.
    »Du solltest nach Hause kommen«, meinte Marys Mutter.
    »Ich muss noch die Wäsche waschen.«
    »Das kann doch jemand anders tun.«
    Mary spürte, wie sie von einer ungeheuren Trauer erfasst wurde, die sie nach unten zog und immer kleiner werden ließ.
    Ihre Mutter blickte auf sie herab, dabei hielt sie das mit Erdnussbutter und Himbeermarmelade verschmierte Messer in der Hand. Von der Spitze des erstaunlich großen Messers tropfte rote Marmelade.
    »Es tut nicht weh«, sagte ihre Mutter und hielt ihr das Messer hin.
    Mary fuhr aus dem Schlaf.
    Ein Mädchen war auf ihrem Schoß eingeschlummert. Es hatte sich in die Hose gemacht. Mary war überall nass.
    »Oh!«, rief sie. »Weg da! Runter!« Sie befand sich immer noch halb im Traum, sah immer noch das Messer, das mit dem Griff voran und tropfend auf sie zukam.
    Das Mädchen fiel zu Boden, erschrak furchtbar und fing an zu weinen.
    »Hey!«, rief jemand im Hauptraum.
    »Es tut mir so leid«, murmelte Mary. Als sie aufstehen wollte, knickten ihre Beine ein und sie plumpste zurück in den Stuhl. Während sie nach hinten fiel, streckte sie die Hand nach dem Messer aus und stellte fest, dass es nicht echt war, sehr wohl aber das Weinen des kleinen Mädchens und die Stimme, die schrie: »Hey, ihr könnt hier nicht rein!«
    Der nächste Versuch, auf die Beine zu kommen, gelang. Sie taumelte aus dem Zimmer. Draußen standen drei Kids mit schreckensbleichen Gesichtern.
    Für die Kita eindeutig zu alt.
    »Was wollt ihr?«, fragte sie.
    Jetzt wachten Marys Schützlinge der Reihe nach auf, ein paar von ihnen fragten, was los sei, während Zadie, die eben noch gerufen hatte, sagte: »Mary, ich glaube, da stimmt was nicht.«
    Die Tür ging auf und es kamen noch zwei Kids herein. Dann tauchte ein Junge auf. Sein Handrücken war eine einzige Brandblase und er schrie wie am Spieß.
    »Was ist los?«
    »Helft uns!«, rief jemand. Im nächsten Moment brach Chaos aus, noch mehr Kids strömten herein, und jetzt erkannte Mary auch den Geruch. Es stank nach Rauch.
    Sie bahnte sich unsanft einen Weg ins Freie. Ihr schlug verqualmte Luft entgegen und sie musste husten.
    Der Rauch war überall. Er hing in dicken Schwaden in der Luft und in den zerstörten Kirchenfenstern spiegelte sich ein rotgelbes Licht. Im Westen schoss plötzlich eine Stichflamme zum Himmel und wurde von ihrer eigenen Rauchwolke verschlungen.
    Es war niemand auf der Plaza.
    Doch, ein Mädchen.
    Mary rieb sich den Schlaf aus den Augen und starrte es an. Brittney? Das war nicht möglich, sicher noch ein Teil ihres Traums.
    Aber Brittney war immer noch da. In ihrem Gesicht, das im Schatten lag, glitzerte kurz der Stahl der Zahnspange.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte sie.
    Mary spürte, wie ihr letztes bisschen Lebensfreude erlosch. Das war der blanke Horror.
    »Hast du den Dämon gesehen?«
    Mary brachte keinen Ton heraus. Mit zunehmendem Entsetzen beobachtete sie, wie Brittneys Arm immer länger wurde und wie sie langsam ihre Gestalt änderte.
    Als Brittney ihr zuzwinkerte, leuchteten ihre kalten blauen Augen im Dunkeln.
    Mary rannte zurück in die Kita, schlug die Tür zu und lehnte sich dagegen.

Sechsundzwanzig
    13 Stunden, 43

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