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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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sich beide Ohren zu und versuchte noch einmal, dem vor ihr liegenden Text einen Sinn abzugewinnen. Wenn sie wenigstens einen Internetanschluss hätte. Dann könnte sie in Google einfach Hydrocodon und Überdosis eingeben. Doch das dicke, abgegriffene Handbuch für Ärzte , das ihr jemand aus der einzigen Arztpraxis in Perdido Beach gebracht hatte, lieferte keine eindeutigen Antworten.
    Seit sie unbeabsichtigt zur Verantwortlichen für dieses armselige, düstere, fensterlose, trübsinnige und unterirdische Königreich des Elends im Keller der Kirche gemacht worden war, hatte Dahra Dinge getan, von denen sie nie gedacht hätte, dass sie dazu imstande war. Dinge, die sie jedenfalls nie tun wollte, zum Beispiel einem siebenjährigen Diabetiker seine täglichen Insulinspritzen zu verabreichen.
    Plötzlich schwangen die Türen zum Krankenhaus auf. Dahra wandte sich um und erkannte Bette. Sie taumelte herein und presste die rechte Hand an ihren Kopf.
    »Mein Kopf tut weh«, sagte sie.
    Dahra verstand sie kaum, da sie lallte. Ihr linker Arm schien irgendwie leblos, er hing schlaff an der Seite. Beim Näherkommen zog Bette ihr linkes Bein nach.
    Dahra lief zu ihr hin und konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie zusammenbrach. Dann rief sie nach Elwood. Er eilte herbei und half ihr, Bette auf ein Bett zu legen.
    »Gebt mir was gegen die Schmerzen!«, heulte Cookie.
    »Sei endlich still!«, schrie Dahra. Sie legte die Hände an ihre Ohren und drückte die Augen zu. »Seid alle still!«
    Bette flüsterte, dass es ihr leidtue. Es klang jedoch eher nach: »Studmrld.«
    »Nicht du, Bette«, entschuldigte sich Dahra. »Leg dich hin.«
    Dahra holte das Handbuch für Ärzte und blätterte rasch durch den Index.
    »Mnkpftudwe«, stammelte Bette leise. Sie hob ihren heilen Arm und berührte die blutige Beule an der Schläfe.
    »Bist du geschlagen worden?«, fragte Elwood.
    Bette schien die Frage zu verwirren. Sie runzelte die Stirn, als ergäbe sie keinen Sinn, und stöhnte vor Schmerzen.
    »Eine Körperhälfte funktioniert nicht richtig«, sagte Dahra. »Sieh nur, wie ihr Mund herunterhängt. Und ihre Augen. Sie passen nicht zusammen.«
    »Mnkpfdusowe«, jammerte Bette.
    »Ich glaube, sie sagt, ihr Kopf tut sehr weh«, sagte Elwood. »Was sollen wir tun?«
    »Woher soll ich das wissen? Aber wie wär’s, wenn ich ihren Kopf aufschneide und nachsehe, ob ich ihn reparieren kann?« Dahras Stimme war schrill. »Dann operiere ich schnell mal Cookie. Kein Problem. Ich hab ja dieses blöde Buch.«
    Sie schlug das Buch zu und warf es quer durch den Raum. Es schlitterte über den glänzenden Steinboden.
    Dahra holte mehrmals tief Luft. Cookie rief jetzt abwechselnd nach seinen Pillen und nach jemandem, der ihn aufs Klo bringen sollte.
    »Kmrtch ummeim Buah«, sagte Bette. Sie griff nach Elwoods Arm. »Mnklner Buah.«
    Bettes Gesicht verzerrte sich wieder vor Schmerz. Und dann entspannte es sich.
    »Bette?« Dahra erschrak fürchterlich. »Oh nein, Bette! Tu das nicht!«
    Bette rührte sich nicht.
    Dahra legte zwei Finger an Bettes Hals.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Elwood.
    »Ich glaube, sie wollte, dass wir uns um ihren kleinen Bruder kümmern.« Sie nahm ihre Finger von Bettes Hals und streichelte das Gesicht des Mädchens, als nähme sie zögernd Abschied.
    »Ist si e …?« Elwood konnte die Frage nicht beenden.
    »Ja«, flüsterte Dahra. »Wahrscheinlich ist es in ihrem Kopf zu einer inneren Blutung gekommen, nicht nur außen. Wer immer sie geschlagen hat, hat sie umgebracht.«
    »Jetzt ist sie bei Gott«, murmelte Elwood.
    »Ich glaube nicht, dass es in der FAYZ einen Gott gibt.«
    Sie begruben Bette um ein Uhr nachts neben dem Feuerkind. Es gab keinen Ort, um die Toten aufzubahren, und keine Möglichkeit, sie für die Beerdigung vorzubereiten.
    Edilio hob mit dem Bagger das Grab aus. Der Lärm des Fahrzeugs, das Aufheulen des Motors, die ruckartigen Bewegungen der Schaufel, all das schien entsetzlich laut und entsetzlich fehl am Platz.
    Außer Sam, Astrid und dem kleinen Pete waren noch Mary, die Zwillinge Anna und Emma und Dahras Freund Elwood gekommen – Dahra war bei Cookie geblieben. Bettes kleiner Bruder, ein neunjähriger Junge, stand schluchzend neben Mary, die ihren Arm um ihn gelegt hatte. Quinn hatte beschlossen, nicht teilzunehmen.
    Sam und Edilio hatten Bettes Leiche die wenigen Meter vom Keller der Kirche bis zu der Stelle auf der Plaza getragen.
    Sie hätten Bette gerne sanft und würdevoll in das Grab gesenkt, doch

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