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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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sie wussten nicht, wie sie das anstellen sollten, und am Ende rollten sie sie hinein. Es klang, als wäre ein großer Rucksack zu Boden gefallen.
    »Wir sollten etwas sagen«, schlug Anna vor. »Etwas über Bettes Leben.«
    Also erzählten sie der Reihe nach kleine Geschichten, an die sie sich erinnern konnten. Keiner von ihnen war eng mit ihr befreundet gewesen.
    Dann setzte Astrid zum Vaterunser an: »Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name.« Pete fiel mit ein und sagte das Gebet zusammen mit seiner Schwester auf. Es waren mehr Worte, als irgendwer jemals aus seinem Munde gehört hatte. Bis auf Sam schlossen sich alle ihnen an.
    Nachdem jeder von ihnen eine Schaufel Erde in das Grab geworfen hatte, machten sie Edilio und dem Bagger Platz.
    »Morgen stelle ich ein Kreuz für sie auf«, sagte Edilio, als er fertig war.
    Als sich die kleine Versammlung auflöste, tauchten Orc und Howard auf – wie zwei Gespenster im Nebel. Niemand sprach mit ihnen. Nach ein paar Minuten verschwanden sie wieder.
    »Ich hätte Bette nicht nach Hause gehen lassen dürfen«, sagte Sam zu Astrid.
    »Du bist kein Arzt. Woher solltest du wissen, dass sie eine innere Verletzung hatte? Außerdem hättest du nichts tun können. Viel wichtiger ist, was machen wir jetzt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Orc hat Bette ermordet. Die Frage ist, was wir jetzt tun.«
    »Wahrscheinlich ohne Absicht, aber du hast Recht. Er hat sie umgebracht.«
    »Wir können zumindest verlangen, dass Orc zur Verantwortung gezogen wird«, sagte Astrid.
    »Von wem?« Sam zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. Es war recht kühl. »Willst du etwa Gerechtigkeit fordern? Von Caine?«
    »Eine rhetorische Frage«, meinte Astrid.
    »Ist das eine Frage, auf die man keine Antwort erwartet?«
    Astrid nickte. Sie schwiegen eine Zeit lang.
    Mary und die Zwillinge kehrten mit Bettes Bruder zur Kita zurück.
    »Ich weiß nicht, wie lange Dahra das noch durchsteht«, sagte Elwood schließlich, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden. Dann zog er die Schultern hoch und ging wieder zur Kirche.
    Edilio stellte sich neben Sam und Astrid. »Das können wir auf keinen Fall durchgehen lassen«, sagte er. »Wenn das ungestraft bleibt, wo hört es dann auf? Niemand darf einen anderen so stark verprügeln, dass er stirbt.«
    »Was schlägst du vor?«, fragte Sam leise.
    »Ich? Ich bin bloß der blöde ›Mexikaner‹, schon vergessen? Ich bin nicht von hier, ich kenne diese Leute nicht einmal. Ich bin kein Genie und ich gehöre auch nicht zu denen mit diesem Kraftscheiß.« Er trat mit voller Wucht gegen die Erde, als wollte er ihr wehtun. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann biss er sich auf die Unterlippe und ließ die beiden stehen.
    »Caine hat Drake und Orc«, sagte Sam. »Dazu Panda und Chaz und noch ein halbes Dutzend Leute, außerdem soll Holzhammer mit ihm Frieden geschlossen haben.«
    »Fürchtest du dich vor ihnen?«, fragte Astrid.
    »Ja, Astrid, ich fürchte mich vor ihnen.«
    »Okay. Aber du hast dich auch davor gefürchtet, in das brennende Haus zu gehen.«
    »Du kapierst es nicht, oder?« Sam war auf einmal so zornig, dass Astrid zurückwich. »Ich weiß, was du willst. Ich weiß, was du und noch ein paar andere wollen. Ich soll der Anti-Caine sein. Es gefällt euch nicht, was er tut, und ihr wollt, dass ich ihn davonjage. Ich erzähl dir jetzt mal was, wovon ihr alle nichts wisst: Selbst wenn es mir gelingen sollte, wäre ich keinen Deut besser als er.«
    »Das stimmt nicht, Sam. Du bis t …«
    »Was meinst du, habe ich empfunden, als ich zum ersten Mal die Kraft eingesetzt habe – gegen meinen Stiefvater?«
    »Trauer, Schuld.« Astrid musterte sein Gesicht, als stünde die Antwort dort geschrieben. »Vermutlich auch Angst.«
    »Ja, das alles. Aber da war noch etwas.« Er hob die Hand vor ihre Augen und ballte sie zur Faust. »Ich habe dabei einen Rausch gespürt. Einen gewaltigen, irren Machtrausch.«
    »Macht korrumpiert«, entgegnete Astrid leise.
    »Ja«, sagte Sam voller Sarkasmus. »Das hab sogar ich schon gehört.«
    » Macht neigt dazu zu korrumpieren, und die absolute Macht korrumpiert absolut. Ich weiß aber nicht mehr, wer das gesagt hat.«
    »Ich mache eine Menge Fehler, Astrid. Aber diesen Fehler möchte ich mir ersparen. So einer will ich nicht sein. Ich will nicht wie Caine sein. Ich wil l …« Hilflos ließ er die Schultern sinken. »Ich will am liebsten einfach nur surfen gehen.«
    »Du würdest nicht korrupt werden, Sam. Du

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